Ariane Sommer, ganz banal gefragt: Was bedeutet Ihnen Luxus?
Luxus ist Qualität, nicht Quantität. Der grösste Luxus, den wir Menschen haben und mit dem wir sehr laisser-faire umgehen, ist Zeit. Alles ist endlich. Deswegen bedeutet Luxus für mich vor allem, mich auf die wesentlichen Dinge besinnen zu können. Zeit mit mir lieben Menschen zu verbringen, Zeit in der Natur zu verbringen. Zeit nicht sparen zu müssen, sondern bewusst zu erleben.
Sie leben seit fünf Jahren in Los Angeles. Ist das Leben in den USA wirklich so viel besser als das in Deutschland?
Besser kann man nicht sagen. Es gibt viele Dinge, die ich in L.?A. vermisse. Zum Beispiel die Spuren der Geschichte, das Zeitlich-Verwobene. Die Gebäude in Europa stehen seit Jahrzehnten, wenn nicht sogar seit Jahrhunderten. Sie sind Zeitzeugen, ihre Mauern erzählen Geschichten. Auch die Bar der Kronenhalle hier in Zürich könnte Bände sprechen. Hier traf sich schon früher die geistige Elite. Max Frisch ging ein und aus. Das gibt dem Lokal eine ganz besondere Ausstrahlung. Es macht den Ort wertvoll. Gerade in L.?A. ist das ganz anders. Da wird das meiste frisch aus dem Boden gestampft. Dafür gefällt mir in den Staaten die lockere, unverkrampfte Art der Menschen besser. Sie ermuntern einen, seine Träume zu verwirklichen. In Deutschland raten alle davon ab. Sie sagen: «Das schaffst du nie, lass es bleiben!» Zu dieser negativen oder ängstlichen Haltung werden wir leider erzogen. Sie macht aus uns Angestellte, aber nicht Unternehmer. Ich versuche aus den unterschiedlichen Kulturen das Positive herauszunehmen.
Warum zogen Sie 2005 nach Amerika?
Der Liebe wegen! Aber ich halte es sowieso nicht lange am selben Ort aus. Mich zieht es immer wieder weiter. Diese Reiselustigkeit wurde mir in die Wiege gelegt. In einer Diplomatenfamilie gewöhnt man sich früh daran, alle drei bis vier Jahre in einem neuen Land, wenn nicht sogar auf einem neuen Kontinent zu wohnen. Ich bin zwar 1977 in Deutschland geboren, bereits nach acht Wochen zogen wir aber nach Sierra Leone in Westafrika. Danach lebten wir in Indien, Spanien und in den USA. Zwischendurch machten wir Halt in Deutschland. In Überlingen ging ich anschliessend auf das Internat Salem, nach dem Abitur studierte ich in Berlin Politikwissenschaften. Dann ging es weiter nach Paris, New York, London. Und seit fünf Jahren lebe ich nun in den USA.
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