02.08.2000

STREICH JEAN-PIERRE, Schweizerische Post/August 2000

Die Schweizerische Post will in den nächsten drei Jahren 200 Millionen Franken im Internet investieren und 300 neue Arbeitsplätze schaffen. Jean-Pierre Streich, Mitglied der Konzernleitung der Post und zuständig für die E-Business- Strategie, sagt im “persönlich”-Interview, weshalb das Portal der Schweizerischen Post nicht mit dem Swisscom-Portal zusammenkam, wie die Post im Internet Geld verdienen will und welche Ziele sie sich für die Zukunft vorgenommen hat. Interview: Oliver Prange

Mir scheint, dass die Swisscom und die Post sehr ähnliche Business-Modelle für das Internet haben. Beide betreiben ein Portal mit News und Shopping-Angeboten. Die Swisscom arbeitet mit Winner Market in den Bereichen Auto, Stellen, Immobilien und Partnersuche zusammen, die Post in den genau gleichen Bereichen mit Scout 24. Die Swisscom arbeitet mit PubliGroupe im Bereich Directories zusammen, die Post im gleichen Bereich mit Bertelsmann. Warum haben Sie nicht einfach mit Bluewin fusioniert?

“Letzten Herbst fanden Diskussionen über eine mögliche gemeinsame Plattform statt. Die Gespräche verliefen äusserst fruchtbar. Problematisch wurde es aber immer dann, wenn es um den Auftritt im Markt ging. Unser Vorschlag war Ende November ein gemeinsames ‘Swiss Portal’ zu bauen. Wir hätten Content und Directories geteilt und hätten dadurch zur Nummer eins in der Schweiz werden können. Doch angesichts der dominierenden Marktstellung und den IPO-Plänen von Bluewin waren die Voraussetzungen für eine Partnerschaft zu unterschiedlich.”

Hat die Swisscom Ihrer Ansicht nach einen Fehler begangen, da man gemeinsam sehr viel stärker gewesen wäre?

“Das glaube ich nicht. Man kann auch zu früh fusionieren und damit die ganze Dynamik verlieren. Manchmal kann es auch erfolgreicher sein, als Konkurrenten zu arbeiten, um die Stärken der beiden Parteien zu nutzen und später erst zusammenzukommen.”

Das ist also Ihr Hintergedanke. Sie bauen ein ähnliches Modell wie Bluewin auf und konkurrieren das Portal so stark, dass es eines Tages logischerweise auf eine Fusion hinausläuft?

“Das ist nicht unsere konkrete Absicht. Im Internetmarkt gibt es chaotische Phasen, und man kann manchmal nur sehr schwer voraussehen, was daraus wird.”


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