Herr Supino, der Nationalrat hat in der Frühjahrssession endlich über das Medien-paket diskutiert. Spüren Sie Erleichterung?
Ja, es liegt nun ein guter Kompromiss vor. Zeitungen sind und bleiben auf absehbare Zeit das Rückgrat der demokratischen Meinungsbildung in der Schweiz. Weil aber die gedruckten Volumen abnehmen, steigen die Vertriebskosten pro Exemplar. Bei gleichzeitig sinkenden Margen ist das Geschäftsmodell der Zeitung gefährdet. Es ist darum dringlich, dass die indirekte Presseförderung ausgebaut wird.
Sie selbst haben die Onlineförderung immer kritisiert. Ein bisschen überspitzt formuliert, mögen Sie diese den anderen nicht gönnen?
Die Frage ist doch, ob eine staatliche Massnahme geeignet, notwendig und verhältnismässig ist, um einen bestimmten Zweck zu erreichen. Diese Diskussion sollte geführt werden.
Nun haben die kleineren und mittleren Verlage, die auch Mitglieder des Verbandes Schweizer Medien sind, eine eigene Interessengemeinschaft zur Wahrung ihrer Interessen gegründet, weil sie eine Benachteiligung durch die Grossen befürchten. Haben Sie Verständnis dafür?
Nein. Wir hatten im Verlegerverband einen breit abgestützten Konsens, bis die einseitige Ausgestaltung der Onlineförderung bekannt wurde. Ein Kollege hat gesagt: «Man muss die Kohle holen, wo sie liegt.» Nach meiner Überzeugung sollte man als Unternehmer nachhaltig denken. Nicht durchdachte und unausgewogene Lösungen fallen über kurz oder lang auf einen zurück. Das gilt unabhängig von der Betriebsgrösse. Es gibt auch keinen direkten Zusammenhang zwischen der Grösse und den wirtschaftlichen Aussichten eines Betriebs.
Für Sie selbst ist die indirekte Presseförderung zentral. Was würde dies
für Tamedia bedeuten? Wie viel Geld bekommen Sie dadurch?
In den letzten drei Jahren war die indirekte Presseförderung für alle im Verlegerverband das zentrale Anliegen. In unserer Gruppe betragen die jährlichen Aufwendungen für die Logistik und den Vertrieb gedruckter Zeitungen gegen 100 Millionen Franken. Durch den Ausbau der indirekten Presseförderung erwarten wir eine Entlastung in der Grössenordnung von 20 Prozent.
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