Die Franzosen mögen keine Sieger, hat kürzlich Lance Amstrong gesagt. Können Sie dies unterschreiben?
Natürlich, ich gebe Ihnen dazu ein konkretes Beispiel. Wenige Tage nach den diesjährigen Cannes Lions hat London die Olympischen Spiele von 2012 bekommen und nicht Paris, welches favorisiert wurde. Anschliessend schrieb die Presse, dass die Engländer gemogelt hätten. Als eine Leichtathletin wenige Wochen später an den Weltmeisterschaften eine Silbermedaille gewann, lautete der Pressekommentar Noch einmal verloren!. Tatsächlich mögen die Franzosen weder Gewinner noch Verlierer. Hier hat man einfach Durchschnitt zu sein, im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten, wo Gewinnen etwas Gutes verkörpert. Das ist wirklich ein Problem hier.
Wie lauteten die Kommentare, nachdem Ihre Agentur zum dritten Mal zur Agency of the year gewählt wurde?
Beim ersten Mal, 2003, hiess es, TBWA\Paris habe nur gewonnen, weil sie ein Produkt wie PlayStation habe. Damit könne man gut gewinnen. Als wir im nachfolgenden Jahr wieder Erste wurden, hiess es: Im Print sind sie sehr gut, aber im Fernsehen entsetzlich schlecht. Als wir mit dem Fernsehen gewannen, lauteten die Kommentare: Jetzt sieht man gewisse Anzeigen von ihnen nicht mehr. Man findet immer etwas, das man kritisieren kann. Das hat sehr viel mit der französischen Kultur zu tun.
Wie haben dann die anderen Agenturen wie beispielsweise Euro RSCG oder Publicis auf Ihre Erfolge reagiert?
Genau gleich. Sie mögen unsere Werbung nicht, sie finden uns zu vulgär, zu aggressiv, zu schwerfällig, aber auch ideenlos. Sie sehen, wir sind nicht sehr populär. Aber paradoxerweise möchten ausgerechnet diejenigen, die so über uns sprechen, auch bei uns arbeiten.
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