Herr Vizner, Herr Borel, herzliche Gratulation zu Ihrem zehnjährigen Jubiläum. Ein bisschen salopp formuliert: Ihre Agentur befindet sich immer noch am gleichen Standort am Zürichberg, die meisten Kunden sind Ihnen treu geblieben. Ist das für eine Werbeagentur nicht ein bisschen langweilig?
Guillaume Borel (lacht): Im Gegenteil, das bedeutet Kontinuität. Gerade in dieser schnelllebigen Zeit darf man sogar stolz darauf sein.
Lajos Vizner: Wir fühlen uns als permanentes Start-up-Unternehmen: Trotz unserer zehn Jahre herrscht in unserer Firma immer noch Aufbruchstimmung. Wir sind immer noch am gleichen Ort einquartiert wie vor zehn Jahren, das stimmt: im Durchgang eines ehemaligen Gebärspitals. Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich einige unserer Berufskollegen längst nach neuen Räumlichkeiten umgeschaut hätten. Doch uns gefällt es, wo wir sind. Es ist zwar eng hier, aber verkörpert unsere Haltung der Bescheidenheit. Hier sind wir gestartet, hier sind wir gross geworden. Hier wollen die nächsten zehn Jahre Grosses schaffen.
Wenn Sie zurückschauen, was waren für Sie die herausragenden Ereignisse der letzten Jahre?
Guillaume Borel: Die Hälfte unserer Kunden ist uns – wie gesagt – über ein Jahrzehnt treu geblieben. Das ist keineswegs selbstverständlich. Obwohl sich die ganze Branche in einem starken Wandel befindet und sich parallel dazu die Kundenbedürfnisse und -anforderungen stark verändert haben, durften wir sie bei diesem Prozess begleiten. Kommunikation ist nie fertig. Die neuen Medien, die in den letzten Jahren aufgekommen sind, haben die Arbeitsweise der Agenturen innerhalb und ausserhalb total verändert.
Welchen Stellenwert nehmen die neuen Medien in Ihren Kampagnen ein?
Guillaume Borel: Die Strategie des Kommunikationsmixes ist entscheidend. Manchmal braucht es Mut, einem Kunden zu sagen, dass er seinen Facebook-Account schliessen soll, da dieser nicht richtig bewirtschaftet wird. Die meisten bekommen dann einen roten Kopf und drehen sich im Kreis. Solche Empfehlungen sind für die Glaubwürdigkeit manchmal unerlässlich. In den Fünfzigerjahren glaubte man, ohne Atomkraft nicht leben zu können, heute geschieht dies mit den sozialen Medien. Beides erwies sich fallweise als Trugschluss.