Herr Walker, vor zwei Jahren war das Pius-Walker-Jahr, in welchem Sie viele wichtige Werbepreise gewonnen haben. Wie stark war der Aufprall zurück auf dem Boden der Realität?
Wir fühlen uns sehr wohl auf dem Boden der Realität. Walker wurde auf diesem Boden gegründet, und die von Ihnen angesprochenen Erfolge sind vielleicht das Resultat davon, dass wir diesen Boden nie verlassen haben. Wenn unsere Ideen auch beim internationalen Fachpublikum ankommen, dann freut uns das natürlich. Und es ist durchaus möglich, dass wir damit beim einen oder anderen Kunden auf den Radar gerutscht sind. Aber das bringt uns auch wieder zu dem zurück, was wir eigentlich sind: ein Dienstleister.
Das ist nun doch etwas untertrieben. Sie haben es neben unzähligen Ehrungen sogar in den Gunn-Report, die Liste der weltweit besten Agenturen, geschafft.
Das Schöne an der Tätigkeit eines Kreativen ist ja, dass man sich täglich verbessern kann. Es gibt auf der Suche nach neuen Ideen keine Lösungsmechanismen keine Routine. Das macht diesen Beruf ja so einzigartig. Wir sind qualitativ noch weit von unserem Ziel entfernt. Das ist eine Tatsache, welcher wir uns seit unserer Gründung vor sieben Jahren täglich bewusst werden. Es gibt noch viele und viele bessere Ideen, die darauf warten, gefunden zu werden.
Das klingt fast ein wenig wie aus dem Lehrbuch für junge Kreative. Für weltbewegende Kampagnen braucht es auch Kunden, die diese ermöglichen.
Die Vorstellung, wonach die meisten Kunden schlechte Werbung bevorzugen, ist leider nicht nur falsch, sondern auch weiter verbreitet. Die Frage lautet vielmehr: Was ist eigentlich kreativ? Unsere Interpretation ist hier relativ einfach: Kreativ ist, was dem Kunden hilft. Bisher habe ich noch nie einen Kunden erlebt, der sich gegen Kreativität gesträubt hat. Aber unsere Aufgabe ist anspruchsvoll, wenn wir diese ernst nehmen. Eine Agentur muss sowohl die Gene einer Marke finden und diese dann auch noch auffallend, neu und nachhaltig kommunizieren. Gemessen an der Qualität der Werbung, mit welcher wir jeden Tag zugepflastert werden, scheint diese Aufgabe viele Agenturen vor ein grosses Dilemma zu stellen.
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