Herr Wanner, war 2007 für Sie ein gutes oder ein schlechtes Jahr?
Zumindest ein spannendes und anforderungsreiches, gleichzeitig aber auch ein erfolgreiches Jahr. Kaum hatten wir unseren Sonntag lanciert, kam der Angriff von Tamedia mit News, ein Angriff, der klar auf uns zielt.
Sie sprachen von Krieg ...
Ja, vielleicht ist dieses Wort etwas ungewöhnlich und deftig, aber es umschreibt das, was die Herren von Tamedia im Schilde führen. Sie reden zwar schönfärberisch von Wettbewerb, in Tat und Wahrheit wollen sie den Gegner an die Wand drücken oder gar vernichten. Insofern fürchte ich schon, dass Martin Kall im Begriff ist, den totalen Zeitungskrieg in der Schweiz zu entfesseln. Was mir an der Tamedia-Strategie missfällt, ist nicht nur die Skrupel- und Schamlosigkeit, mit der sie neuerdings vorgehen, sondern ihre Drohungs-, Einschüchterungs- und Verdrängungspolitik. Constantin Seibt, den ich sehr schätze, hat im Tagi mit Recht geschrieben: Es wird Blut fliessen.
Inwiefern?
Lassen Sie mich ausholen: Noch vor wenigen Jahren gab es in jedem grösseren Kanton ein Medienunternehmen, welches im Sinne einer Service-public-Leistung die Bevölkerung mit Informationen versorgte. Die Zusammenarbeit mit den andern Verlegern war von gegenseitigem Respekt geprägt. Doch nun findet ein Paradigmenwechsel statt: Plötzlich marschieren fremde Verleger in ein anderes Gebiet ein und beabsichtigen ich bin fast versucht zu sagen: mit ihren publizistischen Truppen , die Vorherrschaft zu erringen oder zumindest einen Teil des Werbebudgets zu kapern. Angefangen hat diese unselige Entwicklung in Solothurn, als Espace Media eine eigene Zeitung lancierte, und dies nur, weil sich die Solothurner Zeitung der Mittelland Zeitung angeschlossen hatte und man sich die Niederlage nicht eingestehen wollte.
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