30.04.2023

Oktober 2020

WAPPLER NATHALIE, Oktober 2020

Nathalie Wappler will mit ihrer Strategie «SRF 2024» das Schweizer Fernsehen zukunftsfähiger machen und setzt dabei stark auf das Internet. Fast zeitgleich hat die SRG massive Kosteneinsparungen von 50 Millionen Franken und den Abbau von 250 Stellen bekanntgegeben. «persönlich» hat sich mit der SRF-Direktorin über den Umbruch im Leutschenbach und in der Medienwelt unterhalten.
Oktober 2020: WAPPLER NATHALIE, Oktober 2020

Frau Wappler, Ihr Projekt «SRF 2024» sorgt für Diskussionen. Sie selber sind begeisterte Pianistin. Wenn man SRF als Orchester betrachtet, welche Rolle spielen Sie darin?
Jedes Orchester, jedes Werk braucht eine Dirigentin. Leider gibt es davon immer noch zu wenige.

Sie sehen sich also als Dirigentin in diesem Prozess?
Ja, denn ich stehe dem Unternehmen SRF, das diesen Prozess angestossen hat, vor – und das sicherlich auch noch im Jahr 2024. Viele Kolleginnen und Kollegen spielen auf unterschiedlichen Instrumenten mit. Ich glaube, die Partitur haben wir. Jetzt üben wir fleissig, damit wir sie später aufführen können.

Wie viele Mitarbeitende waren am Prozess beteiligt?
Alles in allem waren etwa hundert Kolleginnen und Kollegen involviert, natürlich in unterschiedlichem Ausmass. Sobald wir spezifisches Fachwissen benötigten, holten wir uns dieses dazu. Nach der Personalinformation hatten alle Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit, sich an verschiedenen Info-Märkten noch vertiefter mit dem Projekt vertraut zu machen. Sie konnten Fragen stellen und Inputs geben.

Trotzdem herrscht gerade im Newsroom eine grosse Unzufriedenheit, wie eine Unterschriftenaktion zeigte. Woran liegt das?
Der Brief wurde von etwa 10 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Newsroom unterschrieben, ich erhalte auch viele positive Feedbacks. Was die Chefredaktion schon vor dem Erhalt des Briefes und auch danach ganz klar gesagt hat: Wir schauen uns die Strukturen und Abläufe im Newsroom noch einmal im Detail an. In diesen Prozess sind auch die Mitarbeitenden involviert.

Ein bisschen pointiert gefragt: Braucht es den Newsroom in dieser Form überhaupt?
Klar. Der Newsroom zeigt, wohin wir mit «SRF 2024» wollen: Die Produktion von Inhalten für das Digitalangebot und diejenige fürs lineare Angebot laufen Hand in Hand.

Das Projekt «SRF 2024» ist einer der radikalsten Umbrüche, die es im Schweizer Fernsehen in den vergangenen vierzig Jahren gegeben hat. Wann haben Sie erstmals realisiert, dass Sie etwas verändern müssen?
So radikal ist der Umbruch gar nicht. Wir haben lediglich analysiert, wo wir stehen und welche Herausforderungen auf uns zukommen. Momentan steht jedes Medienhaus vor der gleichen Herausforderung. Wir haben festgestellt, dass wir die unter 45-Jährigen immer weniger gut erreichen. Die Konzession besagt aber, dass wir alle erreichen müssen, und das dort, wo sie sich befinden. Das ist ein Auftrag, den wir erfüllen müssen. Wie wir dies machen, ist meine Aufgabe. Erschwerend kommt hier hinzu, dass bei uns sowie bei anderen Verlagen die Werbeeinnahmen massiv zurückgegangen sind.


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