27.03.2003

WERLEN ABT MARTIN vs. LUDWIG BARBARA/April 2003

Beide stehen im Rampenlicht, beide leben im Kanton Schwyz, beide vertreten eine starke Macht: Die Schwyzer Polizeikommandantin Barbara Ludwig und den Einsiedler Abt Martin Werlen trennt einiges und verbindet vieles. Ein ungewöhnliches Gespräch über Kommunikation, Saddam Hussein, Gott und eheliche Treue. Interview: Matthias Ackeret, Fotos: Marc Wetli

Frau Ludwig, worum beneiden Sie Abt Martin?

Ludwig: “Ich beneide den Abt, der einfach die Türe hinter sich schliessen kann, um Ruhe zu haben. Die starken Mauern eines Klosters erlauben ihm Rückzugsmöglichkeiten. Als Polizeikommandantin bin ich hingegen dauernd stand-by.”

Wie viele Stunden täglich kommunizieren Sie dann mit Ihrem obersten Chef, mit Gott?

Abt Martin: “Wenn möglich immer. Auch wenn ich telefoniere oder E-Mails beantworte, versuche ich, mit Gott in Verbindung zu bleiben. Natürlich ist diese Verbindung in den Gebetsstunden noch intensiver. Zusammengerechnet sind es circa dreieinhalb Stunden Gebetszeit täglich, mit der Gemeinschaft oder allein.”

Sie sind nun ein Jahr in diesem Amt, haben sich aber bereits als kritischer Geist einen Namen gemacht. So haben Sie aktiv und pointiert gegen die SVP-Asylinitiative im vergangenen November Stellung genommen. Gab es deswegen Kritik?

Abt Martin: “Es gab Kritik. Aber die meisten Reaktionen waren positiv. Über mein Engagement in dieser Frage habe ich zuerst Rücksprache mit meinem Rat (klosterinternes Gremium) genommen. Mein Auftritt in der Arena hat teils heftige Reaktionen ausgelöst.”


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