14.09.2005

ZUMTOBEL JÜRG, Familienunternehmer /September 2005

Mut oder Leichtsinn aus Sicht des Unternehmers: Die Zumtobel-Gruppe gehört mit 7000 Mitarbeitern zu den grössten Lichtfirmen der Welt und beleuchtet Gebäude von Star-Architekten wie den Hearst-Tower und Bloomberg in New York sowie die Zürcher Börse. Jürg Zumtobel, Familienunternehmer in zweiter Generation und heute Vorsitzender des Aufsichtsrats, sagt “persönlich”, wie man die Krise als Chance nutzen kann. Interview: Oliver Prange Fotos: Marc Wetli

Was ist für Sie Licht?

“Licht ist etwas Ungreifbares, ein immaterieller Baustein. Licht ist Leben, jeder Mensch, jede Pflanze braucht Licht. Ohne Licht können wir keine Formen, keine Räume wahrnehmen. Wir als Unternehmen haben die faszinierende Aufgabe, Kunstlicht so zu entwickeln und so einzusetzen, dass es äquivalent zum Tageslicht die gleichen Möglichkeiten der Wahrnehmung schafft. Gerade die Wechselwirkung von Licht und Raum hat für mich eine ganz besondere Faszination – mit Licht Erlebniswelten zu schaffen, ist deshalb unsere Mission.”

Wie produzieren Sie Licht?

“Als Leuchtenhersteller ist es unsere Aufgabe, für eine spezielle Beleuchtung die richtige Dimensionierung des Lichts zu entwickeln – die Auswahl der richtigen Lichtquelle, die Lenkung des Lichts, die perfekte Farbe, Intensität und Temperatur des Lichts. Licht dient ja nicht nur der optischen Wahrnehmung, sondern dem Menschen selbst, seiner Sicherheit, seiner Orientierung und nicht zuletzt seinem Wohlbefinden. Hier gibt es ganz aktuelle Erkenntnisse aus der medizinischen Forschung, beispielsweise die Wirkung von Licht auf den menschlichen Hormonhaushalt. Als Unternehmen schöpfen wir Vorteile aus einer Konzernstruktur, deren technologische Kompetenz von der Leuchte über die Betriebsgeräte und Steuerungssysteme bis hin zur Lichtquelle, beispielsweise im LED-Bereich, reicht. Aus Systemen schaffen wir Lichtlösungen, das Ganze ist mehr als die Summe seiner Einzelteile. Das gilt auch für das Unternehmen selbst: Gewachsen aus der Struktur einer Familieninitiative, zeichnen wir uns aus durch technologische Kompetenz, Innovationsfreudigkeit, persönliches Engagement, Weltoffenheit und Internationalität und eine ganz besondere Beziehung zu Kunst und Kultur.”

Es gibt auch den Begriff Lichtverschmutzung.

“Das ist richtig. Lichtverschmutzung ist für mich immer dann der Fall, wenn der Einsatz von Licht dem Menschen und seinen Bedürfnissen nicht entspricht. Im engeren Sinn ist die übermässige Bestrahlung der Atmosphäre durch künstliches Aussenlicht in der Nacht gemeint. Davon redet die so genannte Dark-Light-Bewegung, die es auch in der Schweiz gibt. Um Licht richtig einzusetzen, bedarf es vorher immer einer Analyse der menschlichen Bedürfnisse, der Architektur und ihres städtebaulichen Kontextes. Licht in der Nacht gibt Orientierung im Verkehr, Sicherheit für die Passanten und erklärt nicht zuletzt die Struktur eines Stadtbildes. Ich finde, es ist schön, markante Gebäude und Monumente zu beleuchten, weil sie dadurch Kraft erhalten. Ein imposantes Beispiel ist für mich die nächtlich beleuchtete Limmatbrücke in Zürich.”


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