Véronique Forster, haben Sie persönlich noch ein UKW-Radio in Betrieb?
Nein, ich habe keines mehr. Ich bin im Auto und zu Hause voll mit DAB+-Radios ausgerüstet.
Die neuste DAB+-Kampagne zeigt Menschen mit einem Radiogerät vor dem Gesicht. Ich assoziiere damit ein «Radiogesicht», was aber keine besonders schmeichelhafte Bezeichnung für jemanden ist. Was war die Bildidee?
Die Bildidee erschliesst sich gut, wenn man die Botschaft liest: «Denken Sie an Ihr Radio». Uns kam es darauf an, beim wichtigen Thema der UKW-Abschaltung möglichst auffällig und merkfähig zu zeigen, dass Radiohörende ihre Geräte im Kopf haben sollten. Dass Radios Gesichtern ähneln, ist natürlich Teil der Bildidee. Unschmeichelhafte Bezeichnungen hatten wir aber nicht im Sinn.
Die Kampagne startet offiziell am Montag – der Startschuss war aber schon beim SwissRadioDay, wo Sie Besucherinnen und Besucher fotografierten. War diese Aktion ein Erfolg?
Wir haben über 60 Personen motivieren können mitzumachen. Der viel grössere Erfolg besteht darin, dass wir in einem langjährigen digitalen Transformationsprozess auf eine motivierte Zusammenarbeit blicken: Zusammen mit der gesamten Schweizer Radiobranche und dem Bakom konnte nicht nur eine breite Öffentlichkeit sensibilisiert werden. Vielmehr durften wir auf die Unterstützung der Verantwortlichen bei der SRG, den Radioverbänden RRR, Unikom und VSP sowie den Radioprogrammen zählen. Für eine breite Abstützung der Kommunikationsaktivitäten war Scholz & Friends im Rahmen der Arbeitsgruppe Digimig in ein regelmässiges Sounding Board involviert, das dazu beigetragen hat, Verständnis für unterschiedliche Interessen zu schaffen und in der Kommunikation den richtigen Ton zu setzen. Die stets vorbildliche Zusammenarbeit im Spannungsfeld zwischen Service Public und Privatwirtschaft war einzigartig und für uns ein echtes Erfolgsmodell.
Und schaffte es auch ein am SwissRadioDay fotografiertes «Radiogesicht» auf ein Plakat – oder war das «just for fun»?
Die fotografierten Personen können die Bilder auf den eigenen digitalen und Social-Media-Kanälen ihrer Sender verwenden. Die Idee ist, dass sie so ihre Hörerschaft gezielt ansprechen. Dazu braucht es kein Plakat mit nationalem Aushang.
2020 machte das Radio-Testimonial Dabsy auf das Umschalten aufmerksam, Anfang 2024 waren es Armaturenbrett-Wackelfiguren. Hätte es nicht Sinn gemacht, mit immer dem gleichen Testimonial weiterzumachen?
Die Ziele der beiden Kampagnen sowie die Zielgruppen waren sehr unterschiedlich. Bei der Dabsy-Kampagne haben wir die Vorteile von DAB+ in den Fokus gestellt. Bei der Wackelfiguren-Kampagne haben wir den Fokus auf Autoradios und Autofahrer gelegt. Dabsy ist leider kein Autoradio. Ausserdem zeigt sich leider auch beim besten Testimonial irgendwann ein Abnutzungseffekt.
Das ist die dritte und letzte Kampagne von Scholz & Friends, die zum Umschalten von UKW auf DAB+ animieren soll. Ist das Thema für Kreative eine Herausforderung?
Wichtig bei den Kampagnen war immer eine Verpflichtung zur Information und Unterstützung der Bevölkerung. Diese Informationsebene – Vorteile von DAB+, Notwendigkeit der Umstellung im Auto, was tun bei UKW-Abschaltung – muss durch die Ideen der Kreativen verstärkt werden und darf keine Nebenbotschaft sein. Eine Herausforderung, die gute Kreative gut meistern können.
«Jetzt wird es keinen Weg zurück geben»
Ende Juni wurde bekannt, dass die SRG bereits per Ende 2024 UKW abschalten wird. Erleichtert dies nun für Sie die Kommunikation?
Ja, auf jeden Fall. So ist die Situation klar und konkret. Es hilft der Bevölkerung, das Ende der UKW-Ära abzusehen. Jetzt wird es keinen Weg zurück geben.
Im Bewegtbild gibt die Kampagne Hinweise, wie Radiohörende prüfen können, ob ihr Empfangsgerät DAB+-tauglich ist. Also ein TV-Spot für Dummies?
Ein TV-Spot, der wie ein Tutorial praktische Antworten auf wichtige Fragen gibt. Entwickelt auf Basis der Fragen, welche wir regelmässig über unseren Helpdesk erhalten. Wo immer möglich, soll die Kampagne relevante Informationen und Unterstützung für die gesamte Bevölkerung mit unterschiedlichsten Wissenshintergründen bieten. Die kommunikative Ansprache berücksichtigt dies.
Die Branchenverbände VSP und RRR sowie Swiss Radioworld und CH Media haben Ende September eine Kampagne lanciert, die Werbung für Radiowerbung macht. Ist das nun nicht etwas ungeschickt, wenn gleich zwei Radiothemen um Aufmerksamkeit buhlen?
Die beiden Kampagnen haben unterschiedliche Zielsetzungen und sind für unterschiedliche Zielgruppen konzipiert: In der einen wirbt das Medium Radio bei potenziellen Auftraggebern, in der anderen geht es um Information der breiten Bevölkerung. Da gibt es weder Konflikte noch Verwechslungsgefahr.
«Es wird gut kommen»
Für Scholz & Friends läuft das Bakom-Mandat Ende Jahr aus. Dann übernehmen die Sender selbst die Kommunikation zum UKW-Abschalttermin. Kommt das gut?
Es wird gut kommen. Wir stellen in bewährter Weise eine DAB+-Library zur Verfügung. Alle Werbemittel stehen auch nach 2024 zur Verfügung.
Rückblickend, welches war Ihre persönliche Lieblingskampagne: Dabsy, die Wackelfiguren oder nun die Radiogesichter?
Mein Herz schlägt immer noch für Dabsy. Wirklich aus ganz persönlichen Gründen. Das war die erste Kampagne, welche ich mit den Kollegen von Scholz & Friends Zürich und dem Bakom auf die Beine gestellt habe. Dabsy ist einfach eine Sympathieträgerin, welche nicht nur DAB+ ins Zentrum stellt, sondern auch das tolle Medium Radio.
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17.10.2024 14:16 Uhr
15.10.2024 11:01 Uhr