26.03.2025

Werbeverbot

«Zürich soll weiterhin leuchten»

Nach dem Entscheid für ein Plakatverbot in Zürich hat Matthias Ackeret eine Protestaktion lanciert. Der Verleger warnt vor dem Verlust von 7000 Arbeitsplätzen und sieht ausgerechnet die steuervermeidenden Tech-Giganten als einzige Profiteure des rot-grünen Entscheids.
Werbeverbot: «Zürich soll weiterhin leuchten»
«Der gemeinderätliche Entscheid ist für mich ein Zeichen von Intoleranz, ausgerechnet von denjenigen gefällt, die permanent das Wort Toleranz auf ihren Lippen führen», so Matthias Ackeret, hier am Dienstag bei «TalkTäglich» von TeleZüri. (Bilder: Keystone/Christian Beutler, zVg)

Matthias, du hast die Website zuerichsollleuchten.com lanciert, auf der man mit seiner Unterschrift gegen das geplante Plakatverbot in der Stadt Zürich protestieren kann. Was gab den Ausschlag dafür?
Wir haben in den letzten Tagen sehr viele Kommentare zu diesem Entscheid des Zürcher Gemeinderates bekommen. Auch viele ausserhalb der Branche. Für mich ein Indiz, dass dieses Thema bewegt. Vielleicht auch, weil die Plakatkunst in Zürich eine starke Verankerung hat, was sich bei dem Museum für Gestaltung und den hier anwesenden Out-of-Home-Unternehmen zeigt. APG beispielsweise feiert dieses Jahr ihr 125-jähriges Jubiläum. Der gemeinderätliche Entscheid ist für mich ein Zeichen von Intoleranz, ausgerechnet von denjenigen gefällt, die permanent das Wort Toleranz auf ihren Lippen führen. Zudem werden dadurch rund 7000 Arbeitsplätze bedroht sowie viele Firmen und KMUs bestraft, die hier in Zürich ansässig sind und Plakatwerbung machen wollen. Was bedeutet: Steuern zahlen müssen sie, ihre Produkte bewerben dürfen sie nicht mehr.

Aber der Entscheid im Parlament war ja demokratisch. Knapp zwar, aber doch eine Mehrheit 
Daran gibt es nichts zu rütteln. Der Zürcher Stadtrat, der sich gegen das Vorhaben der AL stellte, muss nun eine entsprechende Vorlage ausarbeiten. Was mich enttäuscht, sind die grünen und sozialdemokratischen Gemeinderäte, die sich hinter das Plakatverbot gestellt haben.

Warum enttäuscht?
Die SP setzt sich vermeintlich immer für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein. Mit dieser Aktion bedrohen sie viele Arbeitsplätze in der Werbeindustrie. Die Grünen, weil sie zwar immer den öffentlichen Verkehr propagieren, wird es aber ernst wie am vergangenen Mittwoch, vergessen sie gerne, dass die Plakatfirmen der VBZ rund 28 Millionen Franken jährlich zahlen. Würden Plakate und Digitalscreens eingeschränkt oder gar verboten, wäre das Geld weg. Aber scheinbar ist dies diesen Gemeinderäten, die soeben eine Erhöhung ihrer Parlamentsentschädigung forderten, egal. Geld muss in Zürich nicht verdient werden, es kommt vom Himmel.

Du klingst polemisch.
Vielleicht. Die Reaktionen zeigen jedenfalls, dass viele Bürgerinnen und Bürger mit der Verbots- und Bevormundungsmentalität, die doch ein bisschen lebensfremd ist, nichts mehr anfangen können. Auf den kürzesten Nenner gebracht: Wo rot-grün regiert, wird es schnell grau.

Was willst du mit deiner Aktion bezwecken?
Die Aktion «Zürich soll leuchten», in Abwandlung des Thomas-Mann-Satzes «München leuchtet», soll einfach eine Unmutsäusserung von Bürgerinnen und Bürgern sein, von denen viele gar nicht aus unserer Branche kommen. Zürich soll weiterhin leuchten und eine farbige und fröhliche Stadt bleiben und nicht in die ideologische Trübheit zurückfallen.

Stehen Fachverbände, Werbeagenturen, Kommunikationsgesellschaften oder sogar politische Parteien hinter deiner Aktion?
Niemand, das war ein spontaner Entscheid. Ich war am Dienstag ins «TalkTäglich» von TeleZüri eingeladen und habe im Vorfeld unsere Grafikerin Corinne Lüthi gefragt, ob sie imstande sei, innert weniger Stunden eine solche Seite zu gestalten. Wie wir sehen, hat es geklappt. Danke dafür. Wir wollen mit dieser Aktion auch niemanden konkurrenzieren, sondern der hiesigen Werbebranche, den Out-of-Home-Firmen und den durch ein Verbot betroffenen KMUs und anderen Unternehmen unsere Solidarität zeigen. Wir wollen auch dem Zürcher Stadtrat, der sich gegen diese Motion gestellt hat, symbolisch den Rücken stärken, wenn schon die eigenen Gemeinderäte dazu nicht in der Lage sind.


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KOMMENTARE

Ueli Custer
27.03.2025 06:33 Uhr
Schritt für Schritt in die grauen Zeiten der Planwirtschaft zurück. Ich begrüsse diese Initiative sehr. Denn: Wehret den Anfängen!
Matthias Ackeret
26.03.2025 16:16 Uhr
Im Gegensatz zu Herr Gossweiler traue ich mir kein Urteil über Thomas Manns Urteilsfähigkeit und Gedankengänge zu. Das wäre doch zu vermessen. Die Information über die 7000 Arbeitsplätze, die durch ein Plakatverbot verloren gingen, habe ich von dieser Seite: https://www.srf.ch/news/schweiz/entscheid-mit-folgen-branche-besorgt-ueber-drohendes-werbeverbot-in-der-stadt-zuerich. Auch wenn es weniger wären, es sind doch sehr viele, deren Arbeitsplatz durch diesen unsinnigen Entscheid bedroht sind. Ich denke nur an die vielen Plakataufhänger, die sicherlich weniger als Herr Gossweiler verdienen.
Victor Brunner
26.03.2025 16:08 Uhr
Ja, "Zürich soll leuchten", die Initiative von Ackeret ist zu begrüssen. Werbung verbieten ist nur ein Vorwand der Linken. Es geht ihnen um Bevormundung der Bevölkerung, um Abbau von Arbeitsplätzen. Nervender als Plakate sind Schmierereien, Sachbeschädigungen. Warum schweigt da die Linke? Es ist vorwiegend ihre Klientel die dafür verantwortlich ist. Zu Andreas Gossweiler der schreibt: "wenn ich bei jedem Schritt mit meist dümmlich inszenierten Werbebotschaften belästigt werde". So ein Unsinn der nur mangels wirklichen Argumenten erhoben werden kann oder er kennt die Stadt nicht. Aber es ist in der DNA der Linken und Gossweiler, Problem schaffen wo keine sind!
Gottlieb F. Höpli
26.03.2025 14:26 Uhr
Na ja, lieber Herr Gossweiler, das Dümmste ist alleweil noch der unsägliche "Kopfsalat" der Kandidaten vor den jeweiligen Wahlen. Ausgerechnet den hat der Gemeinderat aber nicht verboten. Warum wohl?
Andreas Gossweiler
26.03.2025 13:45 Uhr
Guten Tag Herr Ackeret, ich bins nochmal. Sie haben wirklich ein rares Talent, Zitate aus dem Kontext zu reissen. Thomas Mann würde im Grab rotieren, wenn er dieses Interview lesen könnte. Mit dem Zitat «München leuchtet» meinte Thomas Mann sicher nicht, die Allgemeine Plakatgesellschaft solle die gesamte Stadt mit nervös flackernden Digital-Screens vollpflastern, die alle Bürgerinnen und Bürger nervös machen. Wie Sie auf die Zahl von den angeblich «bedrohten 7000 Arbeitsplätze» kommen, wird wohl ewig Ihr Geheimnis bleiben. Die Werbeagenturen dürfen ja weiterhin Werbekampagnen austüfteln, der sogenannte «Out-of-Home»-Bereich macht nur einen kleinen Prozentsatz des Umsatzes aus. Und Ihr Hinweis auf die städtischen Finanzen wirkt sehr gesucht, denn Zürich hat bekanntlich soeben einen Gewinn von 500 Millionen bekannt gegeben, es besteht deshalb absolut keine Dringlichkeit, die Stadt mit nervös flickernden Werbescreens vollzupflastern, nur um noch ein paar Franken mehr in die Stadtkasse zu spülen. Dass diese Werbescreens unsere Stadt «farbig und fröhlich» machen sollen, ist nicht nachvollziehbar, denn auf mich wirkt es überhaupt nicht «fröhlich», wenn ich bei jedem Schritt mit meist dümmlich inszenierten Werbebotschaften belästigt werde.