08.01.2025

Zivadiliring

Branchenecho zum überraschenden SRF-Aus

Das Ende des Podcasts «Zivadiliring» sorgt für heftige Reaktionen in der Schweizer Medienbranche. Während einige Stimmen das Aus bei SRF kritisieren, sehen andere darin eine Chance für die drei Hosts, unternehmerisch durchzustarten.
Zivadiliring: Branchenecho zum überraschenden SRF-Aus
Blicken in eine ungewisse Zukunft (v.l.): Yvonne Eisenring, Gülsha Adilji und Maja Zivadinovic. (Bild: SRF/Mirjam Kluka)

Das überraschende Ende des SRF-Podcasts «Zivadiliring» hat eine Debatte über die Zukunft erfolgreicher öffentlich-rechtlicher Formate ausgelöst. Am Dienstag wurde bekannt, dass Schweizer Radio und Fernsehen die auslaufenden Verträge mit den Podcast Hosts Gülsha Adilji, Maja Zivadinovic und Yvonne Eisenring nicht verlängert hat (persoenlich.com berichtete).

Kommunikationswissenschaftlerin und Podcast-Produzentin Sabina Kalamujić findet diese Diskussion «spannend und hochrelevant», wie sie auf LinkedIn schreibt. Die Diskussion zeige, wie wichtig klare Kriterien und Marktmechanismen für öffentlichkeitswirksame Formate seien. «Besonders beeindruckend finde ich, wie sich die Community eingeschaltet hat», so Kalamujić.

«Drei Frauen betreiben einen Podcast derart erfolgreich, dass sie damit das Hallenstadion füllen können? Das ist doch grossartig», so Ronnie Grob, Chefredaktor des Schweizer Monat, auf Anfrage von persoenlich.com. «Statt sich darüber zu grämen, dass sie SRF nicht weiter begleiten will, sollten sie sich bedanken für die unbezahlbare Starthilfe, die von den Gebührenzahlern geleistet wurde. Jetzt weiter als Unternehmerinnen!»

«Seit Jahrzehnten anhaltende Grundskepsis»

Jean-Claude Galli, People-Redaktor bei Blick, schrieb in einem Kommentar: «Die Absetzung illustriert vor allem die schon seit Jahrzehnten anhaltende Grundskepsis von SRF gegenüber Figuren und Projekten, die eine bedrohlich wirkende Eigendynamik bekommen. Wer aus der Reihe tanzt, macht sich verdächtig.» Rätselhaft sei auch die Argumentation von SRF.

Als «ein Trauerspiel» bezeichnet Gerry Reinhardt, Lead Social Media ZHAW und langjähriger Radiomoderator, das «Zivadiliring»-Aus. «Irgendwie hat man beim SRF das mit den Verträgen nicht im Griff. Schon bei Stefan Büsser und ‹Quotenmänner› war es das gleiche Debakel – bis man sie wieder zurückholte», so Reinhardt auf Anfrage. «Man hätte daraus lernen sollen, hat man aber nicht. Wer will denn bei SRF zukünftig noch einen Podcast ins Leben rufen? Bist du erfolgreich, wirst du abgesetzt. Hast du keinen Erfolg, kannst du auch gehen. Ausser man würde einen Jass-Podcast lancieren.»


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KOMMENTARE

René Lüchinger
08.01.2025 18:56 Uhr
Ich finde die Kommunikation über den Ausstieg durch SRF hätte durchaus etwas stilvoller ausfallen können. Aber grundsätzlich ist richtig, dass das TV der Gebührenzahler Anschubfinanzierung leistet, und keine finanzielle Langzeitgiesskanne in Stellung bringt. So bekommen auch andere eine Chance. Aber im heutigen Zeitgeist der Rundumversorgung scheint dies eine frivole Vorstellung zu sein. Ich jedenfalls würde mich bei dieser Ausgangslage sofort selbständig machen und meine neue unternehmerische Freiheit in vollen Zügen geniessen, statt zu lamentieren.
Thomas Läubli
08.01.2025 18:38 Uhr
Ich verstehe nicht, warum dies von Zeitungen wie dem Tagesanzeiger sowie von rechten Ideologen kommentiert wird, die an der Abschaffung des professionellen Kulturjournalismus mitgewirkt haben. Wer selber keine Kultur mehr hat, sollte andere nicht dafür kritisieren, wenn sie das Angebot reduzieren.

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