Eveline Kobler, Sie kehren nach zweieinhalb Jahren bei Swiss Life zu SRF zurück – ausgerechnet in einer Zeit, in der das Unternehmen Stellen abbaut. Was hat Sie zu dieser Entscheidung bewogen?
Eveline Kobler: Der Journalismus hat mich nie ganz losgelassen. Und als dann die Nachfolge für Reto Lipp gesucht wurde, sprach mich das sofort an. Beim «Eco Talk» kann ich Wirtschaftsthemen einem breiteren Publikum zugänglich machen und meiner Leidenschaft für das Führen von Gesprächen mit spannenden Persönlichkeiten nachgehen. Das finde ich eine äusserst reizvolle Aufgabe.
In einem persoenlich.com-Interview von 2022 sprachen Sie von einer «einmaligen Chance» bei Swiss Life. Was hat sich verändert, dass Sie nun zurückkehren?
Kobler: Nichts. Die Kommunikation von Swiss Life mit meinem Team und der Unternehmensspitze zusammen gestalten zu können, ist ein grosses Privileg. Ich habe mich überhaupt nicht gegen Swiss Life entschieden, sondern für den Journalismus.
«Ich freue mich darauf, mit dem TV ein für mich neues Medium kennenzulernen»
Sie leiteten bis Ende 2022 die Wirtschaftsredaktion von Radio SRF. Künftig stehen Sie vor der Kamera. Haben Sie keine Berührungsängste?
Kobler: Nein. Ich freue mich darauf, mit dem TV ein für mich neues Medium kennenzulernen und das Fernsehhandwerk zu erlernen. Mit meiner fast 20-jährigen Erfahrung im Journalismus, davon gut 15 bei Radio SRF, fühle ich mich bereit für diese Aufgabe.
Andi Lüscher, wie blicken Sie auf die kommende Zusammenarbeit mit Eveline Kobler?
Andi Lüscher: Die Vorfreude ist gross. Eveline und ich kennen uns aus den guten, alten Radiozeiten. Wir haben damals in der Wirtschaftsredaktion eng zusammengearbeitet. Ich schätze sie als Journalistin und Mensch ausserordentlich.
Als bekannt wurde, dass für Reto Lipp eine Nachfolge gesucht wird, war eigentlich für viele klar, dass Sie in Lipps Fussstapfen treten werden. Warum lassen Sie Eveline Kobler den Vortritt?
Lüscher: Es ist toll, den «Eco Talk» moderieren zu dürfen. Ein höheres Pensum hätte aber zwangsläufig dazu geführt, meine übrigen Aufgaben wie die Börsenmoderation und die Redaktions-Co-Leitung aufzugeben. Die Lösung nun ist perfekt. So kann ich all meinen Leidenschaften nachgehen – im Wissen darum, dass der Talk mit Eveline weiterhin in guten Händen ist.
Aber haben Sie sich schon auch überlegt, die Hauptmoderation zu übernehmen?
Lüscher: Ja, natürlich. Seit ich den «Eco Talk» und davor schon «Eco» moderieren darf, steht fest, dass Reto Lipp 2025 das Pensionsalter erreicht. Ich hatte also genügend Zeit, mich mit dieser Frage auseinanderzusetzen. Und immer wieder bin ich zum Schluss gekommen, dass mir die übrigen Aufgaben ebenfalls am Herzen liegen.
«Wir haben uns viel Zeit genommen, den ‹perfect match› zu finden»
Plaudern Sie aus dem Nähkästchen: Sind viele qualifizierte Bewerbungen eingegangen?
Lüscher: Das Interesse an der Stelle war in der Tat gross, ebenso die Qualität der Bewerberinnen und Bewerber. Wir haben uns viel Zeit genommen, sämtliche Dossiers zu studieren und in Gesprächen und einem Casting den «perfect match» zu finden.
Eveline Kobler, was haben Sie aus der Perspektive der Unternehmenskommunikation über den Journalismus gelernt?
Kobler: Sehr viel. Ich weiss nun sehr genau, was es heisst, als Schweizer Bluechip den verschiedenen Anspruchsgruppen gerecht zu werden, sich gesellschaftspolitischen Diskussionen ebenso zu stellen wie den Fragen von Investoren und auf dieser Reise auch die Mitarbeitenden mitzunehmen. Und das hat mich darin bestärkt, dass guter und fairer Journalismus auch für Unternehmen sehr wichtig ist.
Werden Sie aus Ihrer Zeit bei Swiss Life auch Insider-Perspektiven in Ihre neue Rolle einbringen?
Kobler: Meine Erfahrungen helfen mir sicherlich, Positionen von Unternehmerinnen und Managern schneller einordnen und entsprechend gezielter und kritischer hinterfragen zu können.
Andi Lüscher, als Co-Leiter der TV-Wirtschaftsredaktion: Wie stehen Sie zu den angekündigten Sparmassnahmen und der Streichung von Formaten wie dem Wirtschaftsmagazin «Trend»?
Lüscher: Was ich dazu sagen möchte: Es ist wichtig und unser Ziel, mit dem «Eco Talk» unserem Publikum auch weiterhin eine qualitativ hochwertige Wirtschaftsberichterstattung zu bieten.
«Der ‹Eco Talk› kann wertvolle Orientierung liefern»
Welche Vision haben Sie gemeinsam für den «Eco Talk» der Zukunft?
Kobler: Das Einordnen von Entwicklungen, auch wirtschaftlichen, wird in diesen sehr unsicheren Zeiten immer wichtiger. Hier kann der «Eco Talk» wertvolle Orientierung liefern, und das ist uns beiden sehr wichtig.
«Eco Talk» soll Wirtschaftsthemen einem breiteren Publikum zugänglich machen. Wie wollen Sie auch jüngere Zuschauer erreichen, die Wirtschaftsinhalte eher online konsumieren?
Lüscher: Der «Eco Talk» findet schon heute auch stets online statt, beispielsweise ist er am Sendetag jeweils bereits ab 19 Uhr auf der SRF-Play-App verfügbar. Zudem greifen wir auch Themen in andern Sendegefässen und auf den sozialen Medien auf.
Kobler: Einen weiteren Hebel, um Junge zu erreichen, sehe ich in der Themenwahl, dass auch Themen, die für diese Zielgruppe relevant sind, aufgegriffen werden, etwa Kryptowährungen oder konsumnahe Themen.
Reto Lipp hat als Moderator fast 20 Jahre lang Wirtschaftsthemen geprägt – was werden Sie von ihm übernehmen und wo setzen Sie eigene Akzente?
Kobler: Wir sind sehr unterschiedliche Persönlichkeiten. Ich werde sicher nicht versuchen, Reto zu kopieren, sondern ich bringe meinen eigenen, etwas anderen Interviewstil in den «Eco Talk» mit.
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28.03.2025 09:31 Uhr
28.03.2025 08:25 Uhr