17.09.2023

Moser & Schelker

Das Radio-Duo geht als Unternehmer-Trio neue Wege

Simon Moser und Michel Schelker, das langjährige Moderatoren- und Entertainer-Gespann von Radio Energy, machen mit einer eigenen Firma nun auch Fernsehen. Eine erste Show kommt auf 3+.
Moser & Schelker: Das Radio-Duo geht als Unternehmer-Trio neue Wege
Simon Moser (Mitte) und Michel Schelker (links) bleiben auch als Unternehmer zusammen. Neu dazugestossen ist Nik Eugster (rechts). (Bild: zVg)

Sie bringen als DJ-Duo ein volles Stadion zum Beben, sie moderieren Morgen für Morgen eine Radioshow, sie produzieren einen der erfolgreichsten Schweizer Podcasts, sie machen auch noch YouTube-Videos und Social Media. Und das alles seit Jahren.

Simon Moser und Michel Schelker haben sich im Schweizer Radio- und Unterhaltungsgeschäft zu einer starken Marke entwickelt, zuerst als Morgenshow-Hosts von Energy Bern, später als Marke Moser & Schelker auf allen Kanälen, immer wieder auch ausserhalb des Studios, demnächst auf einer Tournee in Das Zelt. Energy Bern bleiben sie auch weiterhin treu – aber nicht mehr als Angestellte, sondern nun neu auf selbständiger Basis.

Der frühe Vogel fängt den Wurm

Damit gehen sie einen Weg, den andere Schweizer TV- und Radiopersönlichkeiten auch schon gegangen sind, allerdings als Einzelpersonen. Moser & Schelker bleiben auch geschäftlich als Duo zusammen, respektive als Trio. Zusammen mit dem früheren Energy-Bern-Programmleiter Nik Eugster haben sie die Firma Lucky Lark gegründet, was so viel heisst, wie glückliche Lerche, ein Vogel, der frühmorgens schon singt. Die Analogie zur Morgenshow ist kein Zufall.

Der Schritt in die Selbständigkeit erfolgte nicht von gestern auf heute. «Seit mindestens fünf Jahren spielten wir immer wieder mit dem Gedanken», sagt Michel Schelker im Gespräch mit persoenlich.com. Aber das Sicherheitsdenken und eine gewisse Bequemlichkeit hielten sie bisher davon ab. Moser ist 42 und hat zwei Kinder, Schelker ist 31, hat zwar keine Familie, ist aber vom Typ her auf Sicherheit bedacht. Bei Ringier bewegten sie sich «in einer goldenen Villa», von Käfig will Moser in dem Zusammenhang nicht reden. «Wir konnten alles machen, was wir wollten.» Mit einer Ausnahme: Fernsehen.

«Das stand bei uns schon lange auf der Liste», sagt Schelker. Und jetzt ist es so weit. An der Screen-up vom vergangenen Donnerstag präsentierte der CH-Media-Sender 3+ eine Vorschau auf «Buddy Bucket List», der ersten Fernsehproduktion von Moser & Schelker mit ihrer Firma Lucky Lark.

Für Fernsehunterhaltung, wie sie die beiden machen wollen, gibt es in der Schweiz zwei Adressen: SRF und CH Media. Ringier mit seinem Blick TV hat ein anderes Profil. Mit der Idee zu «Buddy Bucket List» sind sie zu 3+ von CH Media gegangen, weil sie fanden, dass das dort am besten passt. «Wir haben aber auch mit SRF gesprochen, immer in aller Offenheit und mit voller Transparenz über unsere Pläne», sagt Michel Schelker.

So wie Moser & Schelker das Fernsehen als logischen nächsten Schritt in ihrem Berufsleben sehen, so nimmt das auch der Zuschauer wahr. Es wirkt, als hätten sie das schon immer gemacht. Zwei dicke Freunde, die sich gegenseitig gerne aufziehen, dabei aber keine Rolle spielen, zumindest keine erkennbare, sondern einfach sie selbst sind, wie sie das bisher am Mikrofon, auf der Bühne und vor der YouTube-Kamera auch taten. Und jetzt auch noch vor der Fernsehkamera.

Was man im Leben noch alles tun will

Die Inspiration zu «Buddy Bucket List» findet sich im Privatleben der beiden. Vor Jahren schenkte Moser Schelker ein Buch, in das er eintragen konnte, was er in seinem Leben noch alles machen wollte; eine sogenannte Bucket List zum Abarbeiten.

In der Pilotfolge, die auf 3+ als erste von sechs Folgen einer ersten Staffel gezeigt wird, wollen Moser & Schelker je einen Punkt auf ihrer Bucket List abhaken. Und da sie Buddys sind, muss der andere auch mitmachen, selbst wenn das gar nicht sein Wunsch war.

Und so kam es, dass die beiden in Militäruniform 50 Kilometer durch die Pampas marschierten, weil Schelker diese Prüfung, die er in der Rekrutenschule abgebrochen hatte, irgendwann doch noch zu Ende bringen wollte. Moser musste mitmachen, wohl oder übel, das Format will es so. Wenn dann noch die Kamera-Crew mit unerwarteten Aufgaben und Hürden reingrätschen darf, dann sorgt das für zusätzlichen Zunder.

Zusammen im Akt-Saal posieren

Moser wiederum wählte als Aufgabe, sich nackt porträtieren zu lassen. Das war zwar kein seit Jahren gehegter persönlicher Wunsch, aber passte gut ins Konzept der Sendung. Schelker seinerseits verspürte überhaupt kein Bedürfnis, im Akt-Saal zu posieren, musste aber mittun, weil dies das Format verlangt. «Es gibt Aufgaben, die Herzenswünsche sind und andere, wo wir einfach Spass haben und vor allem wissen, dass das Gegenüber keinen Spass dran hat. Es muss schliesslich polarisieren», sagt Simon Moser.

Ihrem eigenen kreativen Schaffen mögen Moser & Schelker kein Etikett umhängen. Comedy? Fehlanzeige. Aber was dann? Beim Gespräch mit persoenlich.com entspinnt sich dann dieser für die beiden typische Dialog:

Schelker: Wir machen nicht klassische Comedy…
Moser: … Comedy gar nicht!
Schelker: Gleichzeitig werden wir trotzdem immer in diese Schublade reingeschoben…
Moser: … immer!
Schelker: Wahrscheinlich sind wir einfach lustig, so wie wir sind.
Moser: Wir sind mehr unterhaltsam als lustig. Lustig finde ich Peach Weber. Der ist witzig.
Schelker: Comedy macht ein Büssi.
Moser: Der arbeitet mit Gags und Pointen. Bei uns gibt es das nicht. Klar, es kann mal eine Pointe kommen …
Schelker: … aber dass sie dann auch gut ist, ist nicht gesagt.
Moser: Wir machen Unterhaltung ohne geplante Pointen.

Was Moser damit meint, sieht man im Videoformat «Erst Wochenende, wenn …», das so simpel funktioniert, wie es der Titel sagt: Der eine erteilt dem anderen einen Auftrag, den dieser ausführen muss, bevor er seine Arbeitswoche abschliessen und ins Wochenende abrauschen darf. Die Aufgabe ist in der Regel so formuliert, dass sich derjenige, der sie ausführen muss, zuerst einmal gehörig nervt; etwa dann, wenn er die 9000-plätzige Stehrampe des Berner Eishockey-Stadions reinigen oder einem Hund einen Trick beibringen muss. Skript, Gags und Pointen gibt es nicht. Aber das Format bietet trotzdem beste Unterhaltung. Als Zuschauer fühlt und fiebert man mit und ist vor allem froh, sich das Wochenende nicht selbst so sauer verdienen zu müssen. Mehrere Folgen von «Erst Wochenende, wenn …» erreichten auf YouTube über 100'000 Aufrufe.

Ihr Paradeformat ausserhalb des Radios ist jedoch der Podcast «Die Sprechstunde». Jede Woche plaudern Moser & Schelker eine Stunde über Gott und die Welt und vor allem über sich selbst. Da kann sich Moser über den Elternabend in der Sommerhitze aufregen und Schelker Tipps geben gegen akute Übelkeit (ein Lied summen, wenn sich der Magen meldet), die er notabene von einer Zuhörerin erhalten hat. Mit dem Podcast haben die beiden eine Community um sich geschart, die sich insbesondere auf Instagram regelmässig zu Wort meldet. Diese Fans kommen dann auch zu den Liveauftritten der «Sprechstunde», mit denen Moser & Schelker demnächst in «Das Zelt» wieder auf Tour gehen.

Ob auch das neue TV-Format «Buddy Bucket List» beim Publikum so gut ankommt, weiss noch niemand. Das gehört zum Risiko, das die beiden Radiomacher mit ihrer neuen Firma in Kauf nehmen müssen. Allein die Tatsache, dass sich 3+ auf sie eingelassen und in eine Produktion investiert hat, weist in eine vielversprechende Richtung. Doch Simon Moser warnt vor allzu viel Optimismus: «Wir haben auch schon Formate gemacht, von denen wir meinten, dass sie funktionieren, und sind auf die Schnauze geflogen.» Doch diesmal hätten sie ein gutes Gefühl. «Aber ein Patentrezept für den Erfolg gibt es nicht. Man muss manchmal auch ein bisschen Glück haben.»

Vom Morgenshow-Gespann zum kongenialen Duo

Neben dem Glück spielt bei der Erfolgsgeschichte von Moser & Schelker auch der Zufall eine wichtige Rolle. Michel Schelker stiess 2014 als Sidekick zu Simon Moser, der damals schon seit mehr als zehn Jahren die Morgenshow moderiert hatte, zuerst auf Radio BE1, dann auf Energy Bern. Allerdings in immer wieder wechselnder Zusammensetzung. Erst mit Schelker als Compagnon an seiner Seite entwickelte sich das Morgenshow-Gespann zum kongenialen Duo, das sie jetzt sind.

«Wenn Schelker damals nicht gekommen wäre, würde Moser heute nicht mehr Radio machen», behauptet Nik Eugster. Er hatte einst als Programmleiter Michel Schelker eingestellt und ist jetzt der Dritte im Bunde bei Lucky Lark. Damit schliesst sich ein Kreis. Das Trio, das vor bald zehn Jahren bei Radio Energy den Grundstein gelegt hatte zu einer der heute bekanntesten und erfolgreichsten Radioentertainment-Marke unternimmt nun zusammen den nächsten Schritt mit einer gemeinsamen Firma. So gross dieser Schritt für die drei auch sein mag, so wenig soll das Publikum davon mitkriegen – ausser natürlich, dass es mehr Moser & Schelker auf neuen Kanälen gibt.

Auch kommerziell neue Wege

Die Unabhängigkeit eröffnet ihnen auch kommerzielle Möglichkeiten, die sie als Ringier-Angestellte nicht unbedingt gehabt hätten. «Wir konnten schon verschiedene Partnerschaften eingehen. Aber Moser & Schelker werden sicher keine Influencer, die irgendwelche Produkte in die Kamera strecken», sagt Nik Eugster, der neue Manager von Moser & Schelker.

Die Firma Lucky Lark mit zwei mediengewandten Entertainern als Kern erinnert an Florida Entertainment der beiden TV-Moderatoren Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf in Deutschland. Den Vergleich kennen Moser & Schelker und sie sehen auch die Parallelen. «Wenn man denn unbedingt jemanden finden will, der uns ähnlich ist, dann sind das schon die beiden», bestätigt Simon Moser. Er sagt aber gleich: «Das sind nicht unsere Vorbilder.» Die brauchen sie auch gar nicht, wie sie immer wieder aufs Neue beweisen mit Ideen, die noch niemand hatte.


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