02.09.2025

Keystone-SDA

«Die Kommentierung bleibt Sache der Redaktion»

Die Nachrichtenagentur erweitert 2026 ihr Angebot und liefert Regionalverlagen fertig gestaltete Mantelseiten mit aktuellen Inhalten aus Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur. Im Interview erläutert CEO Hanspeter Kellermüller, wie Keystone-SDA damit auf veränderte Kundenbedürfnisse reagiert und regionale Redaktionen gezielt entlasten will.
Keystone-SDA: «Die Kommentierung bleibt Sache der Redaktion»
«Wir haben das Angebot gemeinsam mit den ersten Kunden entwickelt und können es nun als neues Produkt anbieten», so Hanspeter Kellermüller, CEO Keystone-SDA. (Bild: Keystone/Gaëtan Bally)

Herr Kellermüller, Keystone-SDA bietet nun auch fertig gestaltete Zeitungs-Mantelseiten an (persoenlich.com berichtete). Was bezwecken Sie mit diesem Angebot?
Die Medienbranche steht unter wirtschaftlichem Druck. Viele regionale Verlagshäuser fokussieren ihre redaktionellen Ressourcen deshalb zunehmend auf die lokale Berichterstattung, da hier ihre Kernkompetenzen und ihr Alleinstellungsmerkmal liegen. Hier setzt unser neues Mantelangebot an: Wir liefern fertig kuratierte Seiten zu den überregionalen Themen in Politik, Wirtschaft, Sport oder Kultur. Ergänzt werden diese durch ausgewählte regionale Beiträge. Das erlaubt diesen Verlagen, sich vermehrt auf das Lokale und Regionale zu konzentrieren. Wir sehen darin erhebliches Potenzial für eine engere Zusammenarbeit mit unseren Kunden.

Wer sind die Adressaten?
Das Angebot richtet sich vor allem an Lokal- und Regionalzeitungen. Wir sind aber offen, und das Angebot ist grundsätzlich erweiterbar und flexibel.

«Wir führen viele Gespräche mit Kunden»

Bis jetzt werden der Zürcher Oberländer und der Anzeiger von Uster sowie der Rheintaler von diesem Dienst profitieren. Brauchte es dazu viel Überzeugungsarbeit?
Überhaupt nicht. Wir führen viele Gespräche mit Kunden und haben dabei bei beiden Medienhäusern grosses Interesse gespürt. Das gab uns auch die Chance, das Angebot gemeinsam zu entwickeln. Wir ergänzen uns gut. Unser Mantelangebot entlastet die Redaktionen bei der Berichterstattung über überregionale Themen und ermöglicht ihnen, ihre Ressourcen noch konsequenter ins Lokale und Regionale zu investieren.

Was liefern Sie künftig? Auch Kommentare und Einschätzungen?
Analysen gehören sicher zum Angebot, Kommentare sind aber nicht unser Gebiet. Wir machen faktenbasierten Journalismus, und das wird sich auch im Mantelangebot zeigen. Die Kommentierung wird primär Sache der jeweiligen Redaktion auf Kundenseite bleiben. Ansonsten liefern wir aber eine breite Palette von journalistischen Inhalten: Nachrichten, Hintergründe, Fotostrecken, Interviews, Reportagen oder auch Listicles, die von einem erfahrenen Blattmacherteam zu einem stimmigen Gesamtpaket zusammengestellt werden.

Ist dieses Mantelangebot für alle Zeitungen gleich oder kann es individuell angepasst werden?
Damit es sich für uns und die Kunden rechnet, muss es im Kern um ein standardisiertes Angebot gehen. So können wir eine gleichbleibend hohe Qualität sicherstellen und gleichzeitig ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Es gibt aber die Möglichkeit, eine Auswahl zu treffen oder im regionalen Bereich gewisse Anpassungen vorzunehmen. Wir können das Angebot so durchaus spezifischen Wünschen anpassen – etwa was die Erscheinungshäufigkeit oder die Anzahl der bezogenen Seiten betrifft. Natürlich wirkt sich das unter Umständen auf den Preis aus.

Wie hoch sind die Kosten für die Bezieher?
Die Details sind vertraulich, aber wie der Vertragsabschluss mit den zwei genannten Verlagen zeigt, ist es ein attraktives Paket. Ein solches Angebot kann nur erfolgreich sein, wenn sich daraus für die Kunden ein Synergieeffekt ergibt. Dies ist hier sicherlich der Fall.

Gibt es bereits weitere Interessenten?
Ja, wir sind bereits mit weiteren Interessenten im Gespräch. 

Was bedeutet das für Keystone-SDA? Stellen Sie zusätzliches Personal ein?
Es gibt keine grossen Personalausweitungen, aber wir haben tatsächlich zusätzliche Stellen ausgeschrieben, die wir in der Zwischenzeit teilweise auch besetzen konnten. Die Inhalte werden im Wesentlichen aus der bestehenden Redaktion und dem Material unserer Partneragenturen erstellt. Eine gewisse Verstärkung braucht es aber für die Produktion der Mantelseiten. Dafür haben wir ein neues Team rekrutiert.

«Es ist klar, dass wir mit unserem Mantelangebot auch in Konkurrenz treten zu anderen Anbietern von Mantelseiten»

Welche Rolle spielt CH Media aktuell als Kunde von Keystone-SDA?
CH Media ist ein wichtiger und geschätzter Kunde von Keystone-SDA. 

Treten Sie mit Ihrem neuen Angebot nicht in Konkurrenz mit CH Media? Das Medienhaus hat ein ähnliches Angebot.
Es ist klar, dass wir mit unserem Mantelangebot auch in Konkurrenz treten zu anderen Anbietern von Mantelseiten. Die Angebote unterscheiden sich aber und lassen so den Kunden die Wahl. Wir betrachten unser Mantelangebot als klassische Agenturdienstleistung für unsere Medienkunden. Vergleichbare Angebote hatte die SDA auch früher schon im Markt. Wir wollen die Kunden mit unseren journalistischen Inhalten in geeigneter Bündelung und Form bedienen, damit sie sich auf ihre spezifischen Inhalte konzentrieren können. Das ist das Kerngeschäft von Agenturen.

Hoffen Sie auch darauf, Kunden von CH Media abzuwerben?
Wir haben ein Produkt, das sich bestimmt von anderen Mantelangeboten unterscheidet. Die Kunden müssen entscheiden, was für sie am besten passt. Wir freuen uns über jede Zeitung, die sich für unser Angebot entscheidet.

Wird es auf einen Preiskampf hinauslaufen? 
Unser Angebot umfasst sowohl die Agenturinhalte als auch die konkrete Produktion. Massgeblich ist sicher die Art und Qualität der Inhalte sowie die Flexibilität des Angebots. Aber natürlich muss auch der Preis stimmen. Bei unseren Agenturdiensten erleben wir seit Jahren einen starken Preisdruck. Was die Produktion der Mantelseiten betrifft, haben wir alle dieselben Voraussetzungen. Und auch hier erwarten die Kunden attraktive und preisgünstige Angebote.


Kommentar wird gesendet...

KOMMENTARE

Kommentarfunktion wurde geschlossen