18.07.2024

Blue News

«Diese Verwertungskette ist einzigartig»

Die Fussball-Europameisterschaft ist vorbei, und die Olympischen Spiele stehen vor der Tür. Die Co-Chefredaktoren von Blue News, Marius Egger und Stefan Ryser, arbeiten seit rund 100 Tagen als Team. Im ersten gemeinsamen Interview sprechen sie über ihre Zusammenarbeit und Zukunftspläne. Und über einen fehlenden Essensstand.
Blue News: «Diese Verwertungskette ist einzigartig»
Bilden die Co-Chefredaktion von Blue News (v.l.): Marius Egger, Head of Distribution, und Stefan Ryser, Head of Content. Im Hintergrund der Newsroom in Volketswil. (Bilder: Blue News)

Die Fussball-Europameisterschaft ist Geschichte. Welches Prädikat würden Sie der Ausgabe 2024 vergeben?
Stefan Ryser: Um unseren Blue-Sport-Chefredaktor Andreas Böni zu zitieren: «überragend». Die Mischung mit teilweise gegen 20'000 Schweizer Fans im Stadion und einer starken Schweizer Mannschaft mit toller Ausstrahlung berührte alle. So einen Kitt zwischen Fans und Spielern durften wir wohl zuletzt an der WM 2006 erleben. Es war ein unvergessliches Erlebnis für alle, trotz der Tränen am Schluss.

Die Schweiz ist im Viertelfinal ausgeschieden (persoenlich.com berichtete). Waren Sie sehr enttäuscht?
Ryser: Ja. Weil man innerlich spürte, dass viel mehr möglich gewesen wäre und dass es bis zum Europameistertitel hätte gehen können.

Marius Egger: Ausscheiden im Penaltyschiessen kennen wir jetzt langsam. Ich erinnere an die WM 2006 und an die EM 2021. Die Schweiz hat mich vor allem spielerisch sehr positiv überrascht an dieser EM. Umso bitterer war das EM-Aus.

Das Schweizer Fernsehen hat durch den Erfolg der Schweizer Nati profitiert, die Quoten waren gut. Wie gut waren Ihre Quoten und Klickzahlen?
Ryser: Sehr erfreulich. Besonders schön war zu sehen, dass die Eigenrecherche bei den Leserinnen und Lesern sowie TV-Zuschauerinnen und -Zuschauern sehr gut ankam. Mit Andy Böni und dem Leiter Sport Online, Michael Wegmann, war ein absolutes Dreamteam mit jahrelanger Erfahrung in Deutschland vor Ort. Sie produzierten 13 Talks mit Gästen wie Felix Magath, Pascal Zuberbühler, Ciriaco Sforza, Stéphane Henchoz oder Jonas Omlin. Dass wir als Non-Right-Holder Nati-Trainer Murat Yakin und Nati-Direktor Pierluigi Tami zum Gespräch bekamen, sorgte für ziemliches Aufsehen.

Egger: Unsere Inhalte distribuierten wir von online übers Free- und Pay-TV, die TV-Box, Podcast, Social Media bis auf die Kino-Walls der Blue Cinemas. Diese Verwertungskette ist einzigartig und eine grosse Stärke: Wir stehen für ein umfangreiches Ökosystem mit Entertainment aus einer Hand.

Was haben Sie bei der Fussballberichterstattung anders gemacht als andere Medien?
Ryser: Andy Böni, Michi Wegmann und das Team erstellten jeden zweiten Tag eine 25-minütige Talksendung bei der Nati vor Ort. In Stuttgart im Basecamp, in Berlin auf der Dachterrasse der Bild-Zeitung im imposanten Axel-Springer-Neubau oder in Düsseldorf, wo die Nati gegen England spielte. Durch die Eigenproduktionen stach Blue News im Einheitsbrei, der immer herrscht bei grossen Turnieren, aus meiner Sicht heraus.

Inwiefern kann Blue News davon profitieren, dass bei Blue Sport viele Experten im eigenen Haus sind?
Egger: Es sind grosse Namen mit einer grossen Fussballkompetenz, und unser Sport hat einen direkten Draht zu ihnen – davon profitieren wir stark. Wir haben in kürzester Zeit Einschätzungen oder Kommentare von diesen Experten zu aktuellen Ereignissen. Und diese Inhalte werden auf allen Vektoren ausgespielt. Das stärkt unsere Medienmarke nachhaltig.

Die Zusammenarbeit ist also eng?
Egger: Absolut. Der Austausch ist sehr eng, und die Sportredaktion versteht es zudem, plattformenübergreifend zu denken. Das hilft natürlich, wenn man Geschichten auf allen Vektoren ausspielen möchte.

Bereits steht der nächste grosse Sportanlass vor der Tür: Am 26. Juli beginnen die Olympischen Sommerspiele. Wie intensiv wird Blue News darüber berichten?
Ryser: Unsere Sportstrategie ist es, die Blue-Kanäle als «Home of Football» zu stärken. Dementsprechend werden wir von Olympia mitnehmen, was uns Reichweite bringt, aber personell nicht vor Ort berichten.

«Als Fussballfan kommst du um Blue News nicht vorbei»

Wie gut funktionieren eigentlich Sportgeschichten bei Ihnen im Vergleich zu den übrigen News?
Egger: Grossanlässe funktionieren auch bei uns hervorragend. Und wenn noch das grosse Sportdrama dazukommt, werden einzelne Geschichten enorm geklickt. Das kennen wohl alle Newsportale dieser Welt. Wir haben den grossen Vorteil, dass wir viele exklusive Geschichten und Fussball-Highlights haben. Als Fussballfan kommst du um Blue News nicht vorbei. Es ist aber auch klar: Wenn auf Donald Trump ein Attentat verübt wird, dominiert in diesem Moment der Sport gerade weniger.

Im April haben Sie beide Ihre neuen Funktionen in der reorganisierten Chefredaktion von Blue News angetreten. Was für ein Fazit ziehen Sie nach den ersten Monaten?
Ryser: Ich wusste, dass die Zusammenarbeit mit Marius – einem alten Partner in crime aus gemeinsamen Zeiten bei 20 Minuten – spannend, geistreich und lustig würde. Marius und ich ergänzen uns ideal, und wir haben das Privileg, mit der kompaktesten und zugleich schlagkräftigsten Onlineredaktion der Schweiz zusammenarbeiten zu dürfen. Ich bin schon ein bisschen länger Teil von Blue News – Marius hilft mir und dem ganzen Team, wieder vermehrt die Aussensicht einzunehmen.

Egger: Ich wurde von Anfang an sehr gut aufgenommen, und der Start wurde mir leicht gemacht. Mit Stefan habe ich einen Kollegen, mit dem ich mich sehr gut austauschen kann. Es gibt keine Dünkel, und es geht uns beiden um die Sache: guten Journalismus zu machen, der auch konsumiert wird.

Funktioniert die Aufteilung in Content und Distribution gut?
Egger: Absolut. Wir haben unsere Rollen sehr früh definiert und niedergeschrieben. Es ist also schriftlich festgehalten, wo Stefan die Entscheidungskompetenz hat und wo ich sie habe. In der Realität verstehen wir uns aber als Team und tauschen uns rege aus. Ich bin ja auch noch nicht so lange hier und wäre blöd, würde ich die Erfahrung und das Wissen von Stefan nicht in meine Überlegungen miteinbeziehen.

Ryser: Ich komme ursprünglich von der Textproduktion und habe bei Blue News drei Jahre als Text- und Bildchef fungiert. Als Head of Content betreue ich – etwas verkürzt gesagt – hauptsächlich das Storytelling, den Sound und die Aufmachung der Storys, während Marius sich stark mit der Ausspielung der Inhalte auf den verschiedenen Vektoren und in den verschiedenen Sprachregionen beschäftigt. Den Austausch mit dem ganzen Team und mit Marius als Sparringspartner erlebe ich als grossen Gewinn.

Stefan Ryser, die Funktion Head of Content wurde ja neu geschaffen nach dem Abgang der bisherigen Chefredaktorin Nadine Wozny. Warum wurden Sie nicht einfach Chefredaktor? Was ist der Unterschied?
Ryser: Marius und ich teilen uns die Chefredaktion auf, wir sind also Co-Chefredaktoren. Die Betonung unserer Hauptfunktionen hat den Vorteil, dass sofort jeder und jede weiss, wer von uns beiden was macht. Sie dürfen uns aber auch mit «Herr Co-Chefredaktor» ansprechen, wenn Sie das wünschen.

«Wir legen Wert auf eine klare Aufgabenverteilung»

Herr Co-Chefredaktor Egger, wie kann der Head of Distribution den Head of Content unterstützen im täglichen Geschäft?
Egger: Als Head of Distribution bin ich noch enger an der Erarbeitung der strategischen Ziele und Prozesse involviert. Im Tagessgeschäft hat Stefan die Übersicht. Das heisst aber nicht, dass ich nicht auch da mitwirke. Schlussendlich wollen wir gute Inhalte produzieren, die kanalgerecht aufbereitet sind und auf möglichst vielen Vektoren funktionieren. Das erfordert schon, dass wir uns auch absprechen.

Ryser: Marius steuert auch die Themeninputs und weiss, was in der italienisch- und französischsprachigen Redaktion ansteht, um nur ein Beispiel zu nennen. Natürlich entscheiden wir gemeinsam mit dem Team, auf welche Storys wir uns im Tagesgeschäft konzentrieren. Aber jemanden an seiner Seite zu haben, der die drei Redaktionen aufeinander abstimmt und gleichzeitig die Ausspielung unserer Storys auf Social, Website und TV koordiniert, hilft dem Head of Content entscheidend, sich voll und ganz auf die kreativen Prozesse bei den einzelnen Storys zu konzentrieren.

Was haben Sie bisher alles schon verändert?
Ryser: Wir legen Wert auf eine klare Aufgabenverteilung und leben diese seit dem Beginn unserer Zusammenarbeit. Das hat bereits viele positive Veränderungen mit sich gebracht.

Egger: Ich bin jetzt hier auch nicht mit dem Vorschlaghammer gekommen, das war gar nicht nötig. Die Strategie stimmt – und auch die Zahlen stimmen, was für ein Reichweitenportal ja nicht ganz unwichtig ist. Wir haben aber unser Newsteam so aufgestellt, dass wir in Zukunft noch mehr Platz für Eigenleistungen haben. Das Team wird im September komplett sein, darauf freue ich mich sehr.

Und was möchten Sie noch verändern?
Egger: Als Head of Distribution kann ich hoffentlich dazu beitragen, Prozesse und Abläufe zu optimieren, und so unter anderem auch mehr Zeit freimachen, die unsere Journalistinnen und Journalisten in gute Inhalte stecken können. Als Sofortmassnahme wünsche ich mir einen guten Essensstand in Büronähe.

Ryser: Selbstverständlich haben wir eine gemeinsame Perspektive, wie wir Blue News weiterentwickeln möchten. Wenn Sie Blue News in den nächsten Jahren mitverfolgen, werden Sie auch mitbekommen, wohin die Reise geht.

Wenn Sie sich eine Schlagzeile wünschen würden, die demnächst bei Blue News zu lesen ist, wie würde die lauten?
Ryser: Da gäbe es eine ganze Menge. Abgesehen von den zahlreichen Kriegen und Konflikten, die uns leider ständig begleiten, haben wir als Home of Football ein besonderes Privileg in unserer Sport-Berichterstattung. Und natürlich glauben wir alle an die Nati. «Die Schweiz ist Weltmeister» ist also nur die logische Fortsetzung der Ereignisse der vergangenen Wochen.

Egger: Ganz aktuell würde ich mir glaub wünschen: «Michelle Obama ist neue US-Präsidentin». Aber «Blue News gewinnt einen Journalistenpreis» würde mir schon auch gefallen.


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