Das Bombenattentat auf den Zürcher Regierungsrat Jakob Stucki und eine Winterthurer Anwaltsfamilie sorgte in den 70er Jahren schweizweit für Schlagzeilen und beschäftigte die Justiz und Politik über Jahre. Sieben Menschen, alles Mitglieder der religiösen Gemeinschaft DLZ (Devine Light Zentrum) um den indischen Guru Swami Omkarananda wurden im Anschluss verhaftet und kamen für mehrere Jahre ins Gefängnis.
In der SRF Podcast-Serie «Himmelblau» beleuchteten Patricia Banzer und Sabine Meyer diese Eskalation. Doch die Geschichte begleitete die beiden Journalistinnen weiter, wie sie in einer Mitteilung schreiben. Was hatte die jungen Täter dazu motiviert, für ihren Guru Bomben zu legen? Von der Grossnichte des Schweizer Haupttäters erfahren sie, dass dieser unter dem Namen «Swami Vishveshwarananda» in Indien lebt, dort hoch verehrt wird und eine Art spirituelles Imperium leitet. Hals über Kopf reisen sie – dieses Mal als freie Journalistinnen – nach Nordindien, um herauszufinden: Wer ist dieser Mann? Wie blickt er heute auf seine kriminellen Taten zurück? Wie wird jemand so fanatisch?
In Rishikesh – der «Yoga-Capital of the World» – tauchen sie ein in die Welt von Spiritualität und Fanatismus rund um einen Menschen, der sich zwar öffnet, ihnen aber auch immer wieder entgleitet. Je länger die Reise dauert, desto mehr journalistische Fragen stellen sie sich: Wann ist eine Geschichte erzählenswert? Wie gehen Journalistinnen mit ihren Protagonisten um? Wie behält man kritische Distanz?
Die aus der Reise entstandene siebenteilige Audio-Dokumentation «Zwei Engel in Rishikesh» ist das Resultat vieler Gespräche mit Swami Vishveshwarananda und seinem Umfeld. Der Podcast ist eine abenteuerliche Reise voller schräger, aber auch ernsthafter Momente, schreiben die Macherinnen. Er ist die Fortsetzung einer Schweizer Kriminalgeschichte und die Auseinandersetzung mit den Grenzen der journalistischen Arbeit.
Die Serie wagt sich auch an eine neue Form des Storytellings: Die Autorinnen richten sich direkt an ihren Protagonisten – und zwar in Form eines Briefes, der den Erzählstrang bildet. Der Brief wurde an Swami Vishveshwarananda auch tatsächlich verschickt, um ihm die Möglichkeit zu geben, zu reagieren.
Die sieben Folgen von «Zwei Engel in Rishikesh» werden ab Sonntag, 15. Dezember 2024 wöchentlich jeweils am Sonntagvormittag auf allen grossen Podcast-Plattformen publiziert. Sabine Meyer und Patricia Banzer ist es auch ein Anliegen, neue Formen des Hörens auszuprobieren, schreiben die beiden. Am Abend des 26. Januar findet deshalb in Zürich ein gemeinsames Hören der letzten Folge mit indischen Snacks und anschliessender Diskussion statt.
Seit 2020 sind Sabine Meyer und Patricia Banzer unter dem Namen Kollektiv Fennek unterwegs und haben gemeinsam diverse Audio-Projekte für Medien, Stiftungen oder
Museen realisiert. Sabine Meyer ist freie Audio-Journalistin und Co-Host des Psychologiepodcast «Beziehungskosmos». Sie ist Teil des Audio-Netzwerk Audiobande und arbeitet als Dozentin am Medienausbildungszentrum MAZ. Zuvor war sie während 16 Jahren in
verschiedenen Funktionen für Radio SRF tätig. Patricia Banzer realisiert freie Projekte im Audio- und Filmbereich und arbeitet zudem
seit 17 Jahren beim Schweizer Radio und Fernsehen SRF, aktuell bei den Sternstunden Philosophie. (pd/wid)