Das hat Tradition: Vor Weihnachten stehen zahlreiche saisonale Produktionen auf dem Programm von Fernseh- und Radiosendern. Alle Jahre stimmen Filme wie «Drei Nüsse für Aschenbrödel» und Songs wie «All I want for Christmas» das Publikum auf die Festtage ein.
Das Westschweizer Radio und Fernsehen (RTS) hat nun auch für die Saison nach den Feiertagen ein spezielles Programm zusammengestellt. Es geht laut einer RTS-Mitteilung darum, den «emotionalen Sturz» zu kontern, der dem Ende der Festtage, dem Lichtmangel und der angespannten Weltaktualität geschuldet ist. Der dritte Montag im Januar sei auch als «Blue Monday» – der deprimierende Tag des Jahres – bekannt.
Deshalb stehen RTS-Programme zwischen dem 12. Januar und dem 9. Februar unter dem Motto «Mois positif». Auf dem Programm sind «inspirierende und positive» Erzählungen. Circa fünfzig Formate werden in diesem Rahmen zu hören sein, von Serien, Filmen und Dokus bis hin zu thematischen Radiosendungen und Musikblocks.
Zu den geplanten Filmen gehören «Ask Dr. Ruth» über die berühmte Sexologin oder «Nelly et Nadine», der die Liebesgeschichte von zwei Frauen erzählt, die sich in einem Konzentrationslager kennengelernt hatten.
«Ausgewogene Planung» bei SRF
Bei SRF ist ein solcher Schwerpunkt-Monat nicht geplant, wie die Medienstelle auf Anfrage schreibt. Jedoch achte SRF «grundsätzlich auf eine nachhaltig ausgewogene Programmplanung und setzt den Fokus immer wieder auf leichte und positive Themen».
So sei gerade in der journalistischen Berichterstattung SRF darauf bedacht, auch die positiven Aspekte einer Thematik hervorzuheben, betont SRF. So ende etwa die Freitagsausgabe von «10 vor 10» mit einem konstruktiven Beitrag der Rubrik «die Idee».
Bei der Programmplanung spielten zudem auch saisonale Anlässe eine Rolle. «So wird insbesondere im Feiertagsprogramm nach Möglichkeit versucht, schwerere Themen zu umgehen», so SRF weiter.
Positive, aber begrenzte Wirkung
Der Experte für Medienwirkung hält den «positiven Monat» von RTS für eine gute Idee. «Kurzfristig kann sich ein solches Programm vielleicht positiv auf Teile des Publikums auswirken, indem es Hoffnung, Empathie und Motivation fördert», erklärt Andreas Fahr von der Universität Freiburg. «Solche Sendungen können vielleicht auch kurzfristig Stress abbauen.»
«Überschätzen würde ich den Effekt – gemessen an der Gesamtbevölkerung – aber nicht.» Das Angebot werde vermutlich nur diejenigen erreichen, die bereits für positive Botschaften empfänglich sind. Ein interessanter Effekt der Initiative ist laut Fahr, dass das Thema damit Relevanz zugeschrieben bekommt und in Teilen der Bevölkerung diskutiert wird.