Ausgerechnet von den potenziellen Profiteuren kommt Kritik: Bei den 14 Produktionsfirmen, die für die Realisierung des SRF-Formats «Auf und davon» angefragt wurden, stossen die Bedingungen teilweise auf Skepsis. Grund sind die Richtlinien für die Übernahme von Mitarbeitenden. In der SRF-Ausschreibung, die persoenlich.com vorliegt, heisst es: «Die Übernahme von Mitarbeiter:innen erfolgt auf Grundlage einer Vereinbarung, in der Regel durch einen Übernahmevertrag, der eine Dauer von einem Jahr umfasst. Während dieser Zeit gelten die Anstellungsbedingungen von SRF.»
Diese Vorgaben werden unter vorgehaltener Hand als kaum tragbar beurteilt, da die SRF-Löhne deutlich über dem Niveau der Privatwirtschaft liegen. Befürchtet wird zudem, ohne Übernahme des SRF-Personals bei der Auftragsvergabe faktisch chancenlos zu sein. SRF relativiert zwar gegenüber persoenlich.com, dass die Übernahme von Mitarbeitenden «eine Option, aber keine Voraussetzung für eine erfolgreiche Vergabe» sei. Zugleich betont der Sender: «Mit dem Ziel eines nachhaltigen Know-how-Transfers unterstützt SRF grundsätzlich die Übernahme von Mitarbeitenden, sofern beide Parteien zustimmen und dies auch explizit gewünscht ist.» Dabei engagiere sich SRF für faire Arbeitsbedingungen. Auch bei der Vergabe von Verträgen an externe Partner werde darauf verwiesen.
Eine allfällige Auslagerung würde erst mit der Staffel 2027 erfolgen. «In den Jahren 2025 und 2026 gilt es, sorgfältig den Know-how-Transfer zu sichern und – im Falle einer positiven Umsetzungsempfehlung – eine gute Zusammenarbeit zwischen intern und extern zu etablieren», erklärt SRF. Daher soll diese Option vor der endgültigen Auftragsvergabe «zuerst im Rahmen einer Ausschreibung» geprüft werden. Oder wie es aus Kreisen der Produktionsfirmen heisst: im Rahmen «einer Machbarkeitsstudie».
Aspekt einer umfassenderen Strategie
Die potenzielle Auslagerung von «Auf und davon» fügt sich in eine Reihe von Vergaben an Externe ein. Ende November 2024 gab SRF an einer Personalversammlung die Absicht bekannt, «DOK»-Filme und -Serien sowie «Reporter»-Episoden verstärkt extern produzieren zu lassen. Ab 2026 sollen auch die Formate «Danke Happy Day» und «Gipfelstürmer» vermehrt ausgelagert werden (persoenlich.com berichtete). «Auf und davon» ist ebenfalls eine Serie der «DOK»-Reihe.
Laut SRF haben die Pläne zur Auslagerung nichts mit der geplanten gesetzlichen Verpflichtung auf eine Mindestquote für externe Produktionen zu tun. Im Herbst 2024 sei im Rahmen von «SRF 4.0» von der Geschäftsleitung ein grundlegender Beschluss gefasst worden, Sendungen vermehrt an externe Produktionsfirmen zu vergeben, heisst es.
Das Medienhaus sieht sich einem Spardruck ausgesetzt: Bis Anfang 2025 sollen etwa 70 Vollzeitstellen reduziert werden. Durch die externen Vergaben erhofft sich SRF mehr Flexibilität, da eigene Infrastruktur und Produktionsequipment reduziert werden können.
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23.01.2025 12:05 Uhr