01.02.2025

Migros

Kritik an SRF-Dok zum Konzernumbau

Das Unternehmen ist wenig erfreut über einen aktuellen SRF-Dok. Darin werden Vorwürfe gegen die Migros erhoben. Unter anderem ist von «Missmanagement, Ineffizienz und Sololäufen» die Rede.

Der Dokfilm über die Migros, den das Schweizer Fernsehen am Donnerstag zu deren 100. Jubiläum ausstrahlte, kommt am Migros-Hauptsitz am Zürcher Limmatplatz schlecht an. Dies vermeldet die NZZ am Freitag. Der Dokfilm von Reporterin Karin Bauer geht der Frage nach, wie es zum grössten Konzernumbau in der Migros-Geschichte kommen konnte.

Dabei wirft sie dem Unternehmen unter anderem «Missmanagement, Ineffizienz und Sololäufe» vor und zeigt dies anhand verschiedener Beispiele wie der gescheiterten Einführung einer Schokolade in den USA. Zudem habe die Regionalgenossenschaft Aare für 250 Millionen Franken ein Verteilzentrum gebaut, das laut dem Film heute zu einem Drittel leer stehe, da die einzelnen Genossenschaften nicht mitzogen. Dies habe zu Abschreibungen von 100 Millionen Franken geführt. Im Film nehmen die Migros-Mitarbeiter zu den Vorwürfen keine Stellung. Einzige Ausnahme ist Jules Kyburz, ehemaliger Präsident des Migros-Genossenschaftsbundes.

Film sei in Vergangenheit verhaftet

Es sei bedauerlich, dass das Schweizer Fernsehen mit grossem Aufwand einen Film produziere, der in der Vergangenheit verhaftet sei, zitiert die NZZ ein internes Dokument, das die Migros an ihre Mitarbeitenden versandte. Gegenüber der NZZ präzisierte die Migros, dass der Film konsequent die Errungenschaft der vergangenen 100 Jahre ausgeblendet und zahlreiche Erfolgsgeschichten wie Denner, Digitec Galaxus oder Medbase verschwiegen hätte. Zudem sei die Nichtauslastung des Verteilzentrums im Herbst 2024 auch kommuniziert worden, was im Film nicht erwähnt werde.

Die NZZ folgert am Schluss ihres Artikels, dass das Schweizer Fernsehen kein Interesse daran habe könne, es sich mit der Migros zu verscherzen, da diese anlässlich ihres Jubiläums doch einige Werbespots produziert habe. Zudem stehe die SRG unter grossem politischem Druck und könne es sich im Hinblick auf die Halbierungsinitiative nicht leisten, dass grosse Werbepartner abspringen. (ma)


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KOMMENTARE

Peter Jaeggi
03.02.2025 07:43 Uhr
Es scheint ganz so, also die Migros Journalismus mit Werbung verwechselt. Nur sonst die in der NZZ beschriebene Reaktion zu verstehen. – Der Dok kam handwerklich sauber und glaubwürdig daher. Die Geschichte eines ökonomischen Narrenstücks unter dem Titel "nur die allerdümmsten Kälber wählen ihren Metzger selber."
René Lüchinger
01.02.2025 21:56 Uhr
Ich habe den Film angeschaut: er ist gut gemacht, untermauert die kritischen Punkte journalistisch sauber. Die Reaktion der Migros ist dieselbe wie in den 1990er Jahren wir damals bei Facts kritisch über das Auslandabenteuer in Österreich berichtet hatten. Ich musste damals als CR bei der Führung antanzen und wurde zusammengestaucht. Auf die Frage, welche Fakten denn nicht gestimmt hatten, konnte der Boss in seinem Wortschwall keine Antwort geben. Migros war damals für Tamedia ebenfalls ein wichtiger Anzeigenkunde - wir haben trotzdem weiter kritisch berichtet, mit Rückendeckung des Verlags. Ich hoffe sehr, die SRG macht dies auch heute, denn gut gemachter und nicht weichgespülter Journalismus zur Freude von Inseratekunden braucht in den heute so ideologisch aufgeladenen Zeiten kein Mensch. Kritischer und faktenunterlegter Journalismus ist auch das beste Argument für die SRG im Kampf um Gebührengelder. Und vielleicht noch dies: Dass die Migros auf den DOK dünnhäutig reagiert wie eh und je, zeigt, dass dort noch immer grosse Selbstgefälligkeit herrscht. Kein gutes Omen für die Zukunft- und wenn der Konzern nun mit Werbeboykott reagieren sollte, wäre dies der letzte Beweis für diesen mentalen Zustand.
Victor Brunner
01.02.2025 17:05 Uhr
Bei SRF fehlt mir die Innensicht. Da gäbe es bestimmt einiges was eine DOK Sendung wert wäre. DOK Sendungen von SRF sind immer einseitig fokusiert. Auch handwerklich war die Sendung mittelmässig, zuviele nette Fragen an die Herren Irmiger und Rast!
Erich Heini
01.02.2025 17:03 Uhr
Lange vor dem TV SRF kritisierte die NZZ die Migros-Fehltritte und Versäumnisse. Die Ueberheblichkeit. Eigentlich sollten die MGB-Oberen froh sein, dass ihnen noch jemand mit substantieller Kritik begegnet, anstatt die beleidigte Leberwurst zu simulieren.

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