21.12.2024

CS-PUK-Bericht

Medien kritisieren CS-Kapitalerleichterungen

In ihrer Berichterstattung zur CS-PUK fokussieren sich viele Medien auf das von der Kommission gebrandmarkte Missmanagement der CS-Führung. Ein breites Thema sind aber auch die von der Finma im Jahr 2017 der CS gewährten Eigenmittelerleichterungen.
CS-PUK-Bericht: Medien kritisieren CS-Kapitalerleichterungen
PUK-Präsidentin Isabelle Chassot beantwortete am Freitag nach der Medienkonferenz Fragen von Journalisten. (Bild: Keystone/Peter Klaunzer)

Tamedia: CS nutzte den schwachen Staat schamlos aus

Der PUK-Bericht liefert ein eindeutiges Bild. Er zeigt auf, wie hochrangige Manager sich darum foutierten, dass ihre Handlungen für die Credit Suisse einen enormen Schaden anrichteten. Und er verdeutlicht auch, wie schwache Institutionen das nicht verhinderten. Der damalige Bundesrat Ueli Maurer und die einstige Finma-Spitze um Präsident Thomas Bauer und Mark Branson wurden zum Teil des Problems statt zur Lösung. Unter ihrer Führung wurde der CS 2017 ein Rabatt beim Kapitalpolster gewährt. Sie schien ab diesem Zeitpunkt sicherer, als sie eigentlich war. Rückblickend war das katastrophal.

NZZ: Ohne Filter hätte die CS zusätzliche 10 Milliarden Kapital aufnehmen müssen

Als die Credit Suisse aufgrund neuer Bilanzierungsvorschriften mehr Eigenkapital hätte halten müssen, gewährte ihr die Finma grosszügige Ausnahmen. Der «regulatorische Filter» erlaubte es der CS, ihre Kapitalsituation zu beschönigen. Ohne diesen Filter hätte die CS weit über 10 Milliarden Franken an zusätzlichem Kapital aufnehmen müssen. Wäre der Bank das nicht gelungen, wäre ihre Kapitalisierung gesunken – und Aktionären, Kunden und Öffentlichkeit wäre klargeworden, wie schlecht es um die finanzielle Verfassung der CS steht. Doch ausgerechnet die Finma verhinderte dies. Die PUK stellt in ihrem Bericht nüchtern fest: «Der Filter erlaubte es der CS AG, den Anschein genügender Kapitalisierung bis zum Schluss aufrechtzuerhalten.» Inwiefern politischer Druck aus Ueli Maurers Finanzdepartement bei der Gewährung des Filters eine Rolle spielte, ist noch unklar.

Luzerner Zeitung: Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen

Die Finanzmarktaufsicht forderte zwar besseres Personal für den CS-Verwaltungsrat, liess sich dann aber mit abschlägigen Antworten abspeisen. Genau hinschauen mochte auch die Nationalbank nicht, schliesslich wollte sie nicht in den Schlamassel hineingezogen werden. Wenig Interesse an dem sich abzeichnenden CS-Debakel zeigte der Gesamtbundesrat. Zwar hat der frühere Finanzminister Ueli Maurer seine Kollegen sehr selten und nur mündlich und «summarisch» informiert. Doch die anderen hätten auch mal nachfragen können. Spätestens im dramatischen Oktober 2022 wurde jedem Zeitungsleser klar, dass es schlecht stand um die Schweizer Traditionsbank. Als Maurer die für den 4. November versprochene CS-Bundesratssitzung wieder absagte, war das dem Restgremium offensichtlich auch recht. Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen.

Finanz und Wirtschaft: Bankmanager endlich zur Verantwortung ziehen

Das Parlament geht mit den Akteuren rund um den Sturz von Credit Suisse ins Gericht - nur nicht mit sich selbst. Doch auch wenn sich das Too-big-to fail-Problem nicht wegregulieren lässt, könnte nun eine bitter nötige Diskussion entfacht werden. Im Nachhinein scheinen alle schlauer. Die Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) hat ihren über 500 Seiten starken Bericht zum Untergang von Credit Suisse (CS) veröffentlicht und spart nicht mit Kritik – vor allem an der Bank selbst. Jahrelanges Missmanagement habe dazu geführt. Für diese Erkenntnis hätte es nun wahrlich keine PUK gebraucht, Zeitungslektüre in den vergangenen zehn Jahren hätte vollauf genügt.

Handelszeitung: Die Schweiz braucht mehr Finma, nicht weniger

Die Parlamentarische Untersuchungskommission PUK hat einen differenzierten Abschlussbericht vorgelegt und auf einfaches Finma-Bashing verzichtet. Ja, die Aufsicht hat Fehler gemacht und war gegenüber der Credit Suisse zu wenig konsequent in der Durchsetzung ihrer Forderungen. Aber die PUK kommt wie schon zuvor das Finanzministerium auch zum Schluss, dass der Aufsicht Instrumente fehlen, um wirklich durchgreifen zu können. Und das ist das viel wichtigere Fazit dieser Untersuchung. Das Finma-Instrumentarium muss ergänzt werden, zum Beispiel damit, dass Klagen gegen Verfügungen keine aufschiebende Wirkung mehr haben können. Zudem hat sich im Ausland das Prinzip des «Naming and Shaming» als äussert wirkungsvoll gezeigt. Also sollte auch die Schweizer Aufsicht grundsätzlich über abgeschlossene Enforcement-Verfahren berichten und die Täter beim Namen nennen. Dann können Bankkundinnen und -kunden mit den Füssen abstimmen, ob sie ihr Geld bei einer Bank liegen lassen wollen, die die Regeln missachtet.

Finews: Die vertane Chance der PUK

Was bleibt vom Bericht der Parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) zur Credit Suisse (CS)? Verantwortlich für den Untergang der CS ist laut der PUK das Management und der Verwaltungsrat der einstigen Schweizer Grossbank. Die Finanzmarktaufsicht (Finma) intervenierte zwar, konnte sich aber viel zu oft nicht durchsetzen. Die Abstimmung der Behörden untereinander verdient die Note ungenügend, im Bundesrat fehlt ein System zur Früherkennung von Krisen, und die Too-big-to-fail-Gesetzgebung erweist sich für solche Fälle als untauglich. Was bedeutet der Bericht nun aber mit Blick auf die UBS? Wer sich klare Antworten dazu oder Hinweise vom PUK-Bericht erhofft hatte, wurde enttäuscht. In dieser Frage bleibt die Kommission in ihrem über 500-seitigen Bericht ausgesprochen schwammig.

Financial Times: Schweizer Gesetzgeber kritisieren «jahrelanges Missmanagement» bei der CS

Die Schweizer Gesetzgeber haben den Zusammenbruch der Credit Suisse auf «jahrelanges Missmanagement» ihrer Führungskräfte zurückgeführt und die Finanzaufsichtsbehörde Finma dafür kritisiert, dass sie der Bank in den Jahren vor ihrem Zusammenbruch Erleichterungen bei den Kapitalanforderungen gewährt hat. Die bahnbrechende politische Untersuchung, erst die fünfte in der Geschichte der Schweiz, verzichtete darauf, den Aufsichtsbehörden die Schuld für den Zusammenbruch einer der grössten Banken des Landes zuzuweisen. Sie kritisierte jedoch, dass die Finma der Credit Suisse Erleichterungen bei der Höhe des Eigenkapitals gewährte, das sie im Rahmen eines sogenannten regulatorischen Filters halten musste, was es der Bank faktisch ermöglichte, den Wert ihrer ausländischen Tochtergesellschaften aufzublähen.

Bloomberg: Schweizer Bankenaufsichtsbehörde hat bei der Credit Suisse versagt

Das Schweizer Parlament hat die frühere Führung der Finanzaufsichtsbehörde Finma in einer bahnbrechenden Untersuchung zum Zusammenbruch der Credit Suisse scharf kritisiert. Die Entscheidung der Finma aus dem Jahr 2017, der Credit Suisse Erleichterungen bei den Kapitalanforderungen zu gewähren, habe den wahren Zustand der Bank verschleiert und verhindert, dass rechtzeitig Korrekturmassnahmen ergriffen wurden, so die Kommission in ihrem am Freitag veröffentlichten Bericht. Der regulatorische Filter habe der Credit Suisse geholfen, «bis zuletzt den Anschein einer ausreichenden Kapitalisierung aufrechtzuerhalten», so der Gesetzgeber. Die Finma gewährte den regulatorischen Filter unter dem damaligen Direktor Mark Branson. (sda/awp/cbe)

 


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