Blick.ch
Der neue Bundesrat Martin Pfister ist gemäss einem Kommentar von blick.ch nicht zu beneiden: «Heute tritt er den härtesten Job der Schweiz an. Als Verteidigungsminister und als Bundesrat.»
Was jetzt auf den bisherigen Zuger Gesundheitsdirektor zukomme, «würde selbst einen gestandenen Bundesrat massiv fordern». Das Parlament gehe mit der Wahl Pfisters ein Experiment ein, müsse dieser angesichts der vielen Baustellen im Verteidigungsdepartement doch innert Kürze «von null auf 250 hochfahren».
Pfister müsse jedoch mehr sein als ein starker Verteidigungsminister, so das Blatt weiter. Gefragt sei jetzt ebenso eine starke Rolle als Mitglied des Gesamtbundesrates: «Der neue Mitte-Mann wird Allianzen schmieden und den Viererblock aufbrechen müssen.»
Der Vorgängerin Viola Amherd sei es am Schluss ihrer Amtszeit nicht mehr gelungen, in der Landesregierung Mehrheiten zu finden. SVP und FDP mit ihren je zwei Mitgliedern im Bundesrat dominieren laut blick.ch das Gremium derzeit.
Neue Zürcher Zeitung
Das gut eingespielte Machtkartell der vier Bundesratsparteien hat gehalten: Das befindet die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) nach der Wahl von Martin Pfister in den Bundesrat. Man richte «sich stur nach den offiziellen Kandidaturen, um beim nächsten Mal die eigenen Favoriten durchzubringen».
«So weit, so langweilig.» Doch in einer unberechenbaren Welt sei Stabilität ein Wert für sich. Da passe ins Bild, dass das Parlament den Kandidaten mit vermeintlich weniger Ecken und Kanten gewählt habe statt den «Machtgüggel» Markus Ritter. Relevant sei der Unterschied vor allem im Hinblick auf die bilateralen Abkommen mit der EU. Mit Ritter wäre das Skeptiker-Lager im Bundesrat weiter gewachsen.
Im weiteren erinnert NZZ an die «klägliche Kandidatenkür der Mitte». Dass ein national unbekannter Regierungsrat aus dem Stand heraus Bundesrat werde, sei «mehr als ungewöhnlich». Die aktuelle Bundesratswahl sei nicht «spannend, aber äusserst seltsam».
Das sei peinlich und vor allem beunruhigend. Die Mitte habe erfahrene Ständeräte sowie mehr Sitze in Kantonsregierungen als alle anderen Parteien und doch hätten einzig Ritter und Pfister Bundesrat werden wollen.
Das Schweizer System mit einer faktischen Allparteien-Regierung sei fragiler als es scheine. Die Polparteien würden sich schon länger als Opposition gebärden, welche sie als Bundesratsparteien nicht seien. Aggressivität und Personalisierung würden zunehmen. Vor diesem Hintergrund hätten auch Mitte und FDP keine Lust mehr, den staatstragenden Langeweiler zu spielen.
Vom Bundesrat sei mehr Mut und Klarheit zu wünschen. Mehr Redlichkeit und Gemeinsinn müssten die Parteien zeigen. Fake News und Fundamentalkritik zersetzten das Vertrauen und damit das ganze System. Wer meine, sieben Frauen und Männer könnten die Schweizer Konkordanz zusammenhalten, mute ihnen zu viel zu.
Tages-Anzeiger
Die Bundesversammlung hat sich mit der Wahl von Martin Pfister in den Bundesrat für «das grössere Risiko» entschieden, kommentiert der Tages-Anzeiger die Wahl des Zuger Aussenseiters in die Landesregierung.
Pfister werde vom ersten Tag an liefern müssen. Ob er das könne, wisse man nicht so genau, schreibt das Blatt. Pfister werde sich gegen machtbewusste Kräfte im VBS und im Bundesrat durchsetzen müssen. «Allein mit Umgänglichkeit und Konsensorientierung wird er nicht reüssieren.»
Mit einem zurückhaltenden, fast schon demütigen Auftritt habe es der vermeintliche Alibikandidat jedoch geschafft, die Mehrheit des Parlamentes zu überzeugen. Das von Markus Ritter offen zur Schau gestellte Machtbewusstsein habe viele im Bundeshaus genervt.
Der Zuger Regierungsrat stehe für eine urbane, multikulturelle Schweiz, die im Bundesrat bisher untervertreten sei, würdigt der Tages-Anzeiger Pfisters Wahl weiter.
Der mutmasslich neue Verteidigungsminister müsse nun rasch und verbindlich Mehrheiten für eine gesamtheitliche schweizerische Sicherheitspolitik schaffen. «Es ist Pfister mit seinem integrativen Wesen und der Erfahrung im Militär zuzutrauen, dass er die verschiedenen Interessen ausbalancieren kann.»
Watson.ch
«Frauen sind in der Schweizer Politik im Vergleich zu Männern deutlich unterrepräsentiert. Sowohl im Bundesrat, als auch auf anderen politischen Ebenen. Mit der Wahl von Martin Pfister liegt die Frauenquote im Bundesrat neu nur noch bei rund 28 Prozent. (…)
Aber nicht nur beim Geschlecht fehlt es im Bundesrat an Diversität, sondern auch hinsichtlich des Alters. Die aktuellen Mitglieder sind zwischen 57 und 65 Jahre alt. Martin Pfister passt mit 61 Jahren perfekt in diese Altersgruppe. (…)
Das Ziel einer demokratischen Gesellschaft sollte es sein, dass die politische Macht die Vielfalt und das Geschlecht der Bevölkerung widerspiegelt. Ist die Hälfte der Bevölkerung nicht angemessen in der Landesregierung vertreten, läuft etwas schief.»
La Liberté
Martin Pfister bringe frische Ansichten in den Bundesrat, aber er werde dort wohl kaum für frischen Wind sorgen, kommentierte die Westschweizer Zeitung La Liberté. Der 61-jährige Zuger werde den «Club der 60-Jährigen» in der Regierung verstärken. Vor allem aber stehe er vor einer grossen Herausforderung.
Der wahrscheinlich zukünftige Verteidigungsminister – Oberst in der Armee – «muss in kürzester Zeit die Brände löschen, die auf allen Etagen brennen», schrieb die Freiburger Tageszeitung. «Seine militärischen Fähigkeiten werden ihm dabei helfen. Aber um Ordnung in die Institution zu bringen, braucht er auch das Know-how eines Feuerwehrmannes.»
Le Temps
Martin Pfister sei als Mann ohne Ecken und Kanten in die Regierung gewählt worden, kommentierte die Westschweizer Zeitung Le Temps. Der Zuger, «aus dem Nichts aufgetaucht, galt als Alibikandidat neben dem Ultrafavoriten», aber jetzt verschaffe er der Zentralschweiz wieder einen Sitz in der Landesregierung.
«In dieser international komplizierten Zeit (…) ist es nicht die Zeit, die Schweizer Regierung mit einem zusätzlichen Alphamännchen auszustatten, das mit der Faust auf den Tisch schlägt und keine Handschuhe trägt, wie der Bauernpräsident Markus Ritter sich präsentiert hatte», betonte die Tageszeitung vom Genfersee.
Das Parlament habe es vorgezogen, die Wogen zu glätten und die konsensfähigere Persönlichkeit aus dem Mitte-Ticket zu wählen. Wenn Pfister jedoch Verteidigungsminister werde, «wird seine umgängliche Art alleine nicht mehr ausreichen». Er werde «viel Entschlossenheit, Gespür und vor allem die Fähigkeit, starke Allianzen zu schmieden» brauchen. (sda/cbe)