12.11.2024

CH Media

«Mit der schnellen Umsetzung schaffen wir Transparenz»

Im Interview sagt Florian Wanner, Leiter Regionale Elektronische Medien, warum die Today-Portale ab sofort eingestellt werden. Auch spricht er über die schwierige Marktsituation und die Lage von Watson.
CH Media: «Mit der schnellen Umsetzung schaffen wir Transparenz»
«Wir hatten grosse Erwartungen an die Today-Portale, leider ohne den gewünschten wirtschaftlichen Erfolg in der erforderlichen Zeit», so Florian Wanner von CH Media. (Bild: Keystone/Christian Beutler)

Florian Wanner, CH Media stellt die Today-Plattformen ein, das jüngste Produkt von CH Media. Warum ziehen Sie jetzt schon den Strecker?
Es war ein harter Entscheid, vor allem, weil wir Kündigungen aussprechen müssen. Das bedauere ich sehr. Wir haben viel Energie und Herzblut in den Aufbau der Portale gesteckt, entsprechend bitter ist die Einstellung. Und doch: Im hart umkämpften Onlinemarkt konnten die Today-Portale die notwendigen Umsätze nicht erreichen. Zwar steigen die Reichweiten, aber die Umsatzentwicklung ist rückläufig. Und wir sehen keinen Weg, die Today-Portale in absehbarer Zeit kostendeckend zu betreiben. Deshalb mussten wir die sehr schwierige Entscheidung treffen, die Plattformen zu schliessen.

Die Plattformen werden per sofort eingestellt. Was passiert nun mit den Mitarbeitenden?
Es wird leider zu 34 Kündigungen kommen. 22 Mitarbeitenden können jedoch Anschlusslösungen bei CH Media angeboten werden. Etwa auf unseren regionalen Zeitungs-, Radio- und TV-Redaktionen sowie bei TV National.

«Die Situation am Markt ist deutlich umkämpfter als damals.»

Sie hätten die Portale auch bis Ende Jahr weiterlaufen lassen können. Warum ziehen Sie so abrupt den Stecker?
Mit der schnellen Umsetzung schaffen wir Transparenz und Klarheit. Dies für unsere Mitarbeitenden, Nutzerinnen und Nutzer sowie Werbekunden. Mit den Today-Portalen haben wir in den letzten Jahren in ein neues Produkt investiert und zusätzliche Stellen für Journalistinnen und Journalisten geschaffen. Jetzt müssen wir einen Teil dieses Aufbaus wieder rückgängig machen. Das ist sehr schmerzhaft, aber unabdingbar.

Auch Watson war jahrelang nicht rentabel, doch man liess dem Portal Zeit. Warum nicht den Today-Plattformen?
Die Situation, in der wir uns befinden, ist anders als beim Aufbau von Watson. Die Situation am Markt ist deutlich umkämpfter als damals. Das spüren wir auch bei Watson. Das Portal entwickelt sich zwar weiterhin positiv, der Umsatz wächst im Vorjahresvergleich. Allerdings merken wir auch hier, dass der Onlinemarkt noch härter geworden ist. Der Unterschied ist, dass Watson eine etablierte Marke ist. Wie auch bei Watson hatten wir grosse Erwartungen an die Today-Portale und haben sie mit einer Start-up-Mentalität vorangetrieben. Leider ohne den gewünschten wirtschaftlichen Erfolg in der erforderlichen Zeit.

Hat der Entscheid Auswirkungen auf Watson und die anderen Digitalangebote?
Nein. Watson ist eine etablierte Marke in der Schweizer Medienlandschaft, ebenso unsere anderen Digitalangebote wie etwa unsere regional verankerten Zeitungsmarken. Sie laufen wie gewohnt weiter, und wir möchten die Nutzerinnen und Nutzer von den Today-Plattformen auf unsere etablierten Portale bringen, auf die wir uns fokussieren. Wir glauben an eine starke Publizistik und werden weiterhin in die Digitalisierung unserer publizistischen Angebote investieren.

Ist in nächster Zeit mit einem weiteren Abbau bei CH Media zu rechnen?
Die Medienwelt befindet sich in einem tiefgreifenden Strukturwandel. Wir sind mit den beiden Geschäftsfeldern Publishing und Entertainment gut aufgestellt. Und sind überzeugt, dass unser Fokus auf die digitale Transformation im Publishing und der Ausbau im Entertainment richtig ist.


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KOMMENTARE

Ronald Joho-Schumacher
12.11.2024 15:05 Uhr
Es scheint so, dass für die Führung dieses Hauses der Job einige Schuhnummern zu gross ist.

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