Seit Anfang Juli herrscht auf dem Baba-News-Portal Stille. Es werden keine neuen Contents publiziert. Die finanzielle Unsicherheit war gross und zwang zu einer Pause, wie die Macherinnen im Juni in einem Post in eigener Sache erklärten.
Diese Unsicherheit kam nicht zuletzt daher, dass das Portal nach einer Podcastfolge zur Lage in Gaza nach dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober unter Beschuss geraten war. Im Podcast setzen die Macherinnen den Angriff in den Kontext der Besatzungspolitik von Israel, was als antisemitisch kritisiert wurde (persoenlich.com berichtete). Ausserdem vertritt das Multikulti-Portal die Meinung, dass Israel einen «Genozid» in Gaza verübe. Eine Bezeichnung, die kontrovers ist.
Der Kanton Bern hatte in der Folge einen Teil seiner finanziellen Unterstützung auf Eis gelegt. Eine andere Institution hatte Baba News mitgeteilt, dass eine weitere Unterstützung politisch heikel sei.
Grösseren Impact schaffen
Nun gibt es Neuigkeiten. In einem kürzlich verschickten Newsletter hat Chefredaktorin Albina Muhtari angekündigt, dass der Content-Stop Mitte September aufgehoben werden soll. «Die Reaktionen der Community auf den Content-Stop haben uns sehr berührt, wir haben unzählige Nachrichten und ermutigende Worte erhalten, die uns einmal mehr bestätigt haben, dass Baba News eine Bereicherung für die Schweizer Medienlandschaft darstellt», schreibt Albina Muhtari gegenüber persoenlich.com.
Die Macherinnen wollen vermehrt auf Member-Einnahmen setzen. Um neue Mitglieder zu gewinnen, will Baba News eine Werbekampagne an öffentlichen Orten wie ÖV oder an Bahnhöfen lancieren. Für die Finanzierung läuft ein Crowdfunding. Es sollen auch «Partnerschaften über die Landesgrenzen hinaus» aufgebaut werden, wie die Chefredaktorin im Newsletter schreibt. Dazu will sie keine Auskunft geben, da «die Prozesse noch nicht abgeschlossen» seien.
Auch publizistisch plant Baba News Änderungen. Das Portal will neu auch Tagesaktualitäten publizieren und dafür eine zusätzliche Stelle kreieren. «Das Ziel ist es, journalistisch einen grösseren Impact zu schaffen und die multiethnische Community im demokratischen Meinungsbildungsprozess, wie er von der Medienlandschaft garantiert werden sollte, stärker und insbesondere auch aus einer Innenperspektive heraus sichtbar zu machen», betont Muhtari.
Schweizer Medien zu wenig kritisch
Albina Muhtari kritisiert auch die Schweizer Medien. Ihrer Meinung nach zeige die Berichterstattung zu wenig Einordnung und Faktencheck. Das bestätige sie darin, «dass es authentischen, kritischen, mutigen und insbesondere auch unabhängigen Journalismus braucht, der nicht beim ersten Beschwerdemail in sich zusammensackt.»
Was hält die Chefredaktorin heute von den Aussagen, die zur Kontroverse geführt haben? «Der Titel des so viel diskutierten Podcasts lautete ‹Bedingungslose Solidarität mit Israel widerspricht jeglichen demokratischen Grundsätzen› und dies gilt heute mehr denn je», schreibt sie auf Anfrage.
Dass Baba News bei ihrer bisherigen Haltung bleibt, wird auch im Newsletter deutlich, mit dem die Wiederaufnahme der Publikationstätigkeit angekündigt wurde. Da ist prominent ein kurzes Video zu sehen mit dem Text: «Stell dir vor … Es ist Genozid … und keiner berichtet darüber.»