06.01.2025

Tele M1

«Regionalfernsehen ist heute fest etabliert»

Der Regionalsender für das Mittelland aus dem Hause CH Media wurde vor 30 Jahren lanciert. Sein Chefredaktor Stephan Gassner sagt, was sich seit den Anfängen verändert hat und worauf bei der Berichterstattung besonders geachtet wird.
Tele M1: «Regionalfernsehen ist heute fest etabliert»
«Wir sind heute in der Produktion der Beiträge viel schneller», so Stephan Gassner, langjähriger Chefredaktor von Tele M1.

Stephan Gassner, Sie sind praktisch seit dem Start von Tele M1 dabei und seit 2007 Chefredaktor. Was hat sich seit Ihren Anfängen beim Sender am deutlichsten verändert?
Wir sind heute in der Produktion der Beiträge viel schneller. Videomaterial kann in Echtzeit übermittelt und in der Redaktion sofort verarbeitet werden. Der Job der Videojournalisten ist trotz der grösseren technischen Möglichkeiten sehr anspruchsvoll geblieben. Haben früher noch Cutter beim Schnitt geholfen, machen das die Videojournalisten heute in der Regel selbst. Insgesamt kann man sagen, dass Regionalfernsehen heute fest etabliert ist. Das heisst aber auch, dass die Anforderungen an die Qualität gestiegen sind.

Ein Paar Monate vor Tele M1 ging TeleZüri als erster Privatfernsehsender der Schweiz auf Sendung. Wie stark hat Tele M1 von den Erfahrungen aus Zürich profitiert?
Ich habe die ersten Jahre von Tele M1 nicht miterlebt, da ich erst fünf Jahre nach der Gründung eingestiegen bin. Wir hatten aber schon damals ein sehr gutes Verhältnis zu den Kolleginnen und Kollegen von Tele Züri. So haben wir teilweise fertige Beiträge und Rohmaterial untereinander ausgetauscht, obwohl wir zu diesem Zeitpunkt noch Konkurrenten waren.

«Wir sind daran, das Programm von einer Stundenschlaufe auf eine Zweistundenschlaufe auszubauen»

Die Programmstruktur und die Machart von Regionalsendern sehen heute nicht viel anders aus als vor 30 Jahren. Warum hat sich das Medium nicht stärker gewandelt?
Es hat sich einiges verändert. Tele M1 wird auch in diesem Jahr das Programm weiter ausbauen. Die tägliche Newssendung «Aktuell» ist das Flaggschiff des Senders, mit neuen, regionalen Formaten wollen wir gezielt zusätzliche Zuschauerinnen und Zuschauer ansprechen. Wir sind auch daran, das Programm von einer Stundenschlaufe auf eine Zweistundenschlaufe auszubauen.

Tele M1 erhält dank einer Konzession des Bundes pro Jahr 3,4 Millionen Franken. Wieviel ist das im Verhältnis zum gesamten Budget?
Der Anteil aus den Konzessionsgebühren ist für Tele M1 sehr relevant. Er deckt etwa die Hälfte der Einnahmen ab. Dafür bietet Tele M1 aber auch seit 30 Jahren geschätzten, regionalen Service public.

Was können Sie mit der Konzession anbieten, das Sie ohne nicht machen könnten?
Es wäre ohne die Konzessionsgelder schlichtweg nicht mehr möglich, täglich ausführlich und in dieser Breite über das regionale Geschehen zu berichten. Eine gute aktuelle Berichterstattung ist sehr personalintensiv. Wir decken das tägliche Geschehen im Sendegebiet rund um die Uhr ab, inklusive nächtlichem Pikettdienst. Ohne Konzession wäre dies kaum finanzierbar.

«Es ist uns sehr wichtig, dass wir eine grosse Meinungsvielfallt haben»

Im letzten Jahrbuch Qualität der Medien vom Fög heisst es, dass die Programme von CH Media, darunter Tele M1, sich deutlich verbessert haben. Wie haben Sie diese Qualitätssteigerung konkret umgesetzt?
Wir achten sowohl in den News wie auch in allen anderen Sendegefässen auf eine ausgewogene Berichterstattung. Es ist uns sehr wichtig, dass wir eine grosse Meinungsvielfallt haben. Zusätzliche, längere Sendegefässe helfen, die Themen zu vertiefen.

In der gleichen Fög-Studie erreicht der Genfer Regionalsender Léman Bleu in mehreren Bereichen gleich gute Werte wie SRG-Programme. Ist das auch etwas wonach Tele M1 strebt?
Tele M1 macht Fernsehen für sein Publikum in der Region und nicht für die Forschung. Wir sind sehr stolz darauf, seit Jahren der meistgesehene konzessionierte Regionalsender der Schweiz zu sein. Das erreicht man in erster Linie durch gutes, aktuelles Fernsehen, das die Menschen auch emotional berührt. Es ist sehr viel aufwändiger, eine tägliche, gut recherchierte Nachrichtensendung zu produzieren, als eine lange Talksendung aus dem Studio zu senden. Dies wird aus unserer Sicht in der Qualitätsstudie zu wenig berücksichtigt.


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