29.11.2024

Presserat

Schulprojekt verletzt Journalismuskodex

Der Presserat hat einen Text der Freiburger Nachrichten gerügt und eine Beschwerde teilweise gutgeheissen. Nicht eingehalten worden sei die Trennung von redaktionellem Teil und Werbung. Der beanstandete Text entstand in einem Schulprojekt zu Medienkompetenz.
Presserat: Schulprojekt verletzt Journalismuskodex
Vom Pressrat gerügt: die Freiburger Nachrichten. (Bild: Keystone/Gaëtan Bally)

Die Freiburger Nachrichten hätten mit dem Text «Die Zukunft der Milchbranche» vom 14. November 2023 die Ziffer 10 (Trennung von redaktionellem Teil und Werbung) der «Erklärung der Pflichten und Rechte der Journalistinnen und Journalisten» verletzt, urteilte der Presserat laut Newsletter vom Freitag. Abgewiesen wurde die Beschwerde in Bezug auf Ziffer 11 (journalistische Unabhängigkeit).

Der Beschwerdeführer hatte laut Presserat geltend gemacht, die Redaktion habe die vom Verlag mit dem Sponsor ausgehandelten Bedingungen akzeptiert. Im beanstandeten Artikel wurde die Zukunft der Milchbranche zum Thema gemacht. Damit bestehe ein klarer Bezug zu einem Sponsor.

Weiter seien die Aussagen des Generalsekretärs des Sponsors ohne redaktionelle Einordnung übernommen worden. In Kombination mit dem Bild und dem Logo könne der Text als Gegenleistung zum Sponsoring gelesen werden.

Vorgehen der Redaktion «problematisch»

Das Vorgehen der Redaktion bleibe im vorliegenden Falle problematisch, schreibt der Pressrat. Die Verantwortung für die Publikation von redaktionellen Artikeln trage in jedem Fall die Redaktionsleitung. Der Umstand, dass der Artikel durch einen «Projektredaktor» im befristeten Teilzeit-Pensum betreut wurde, entlaste die Redaktion nicht.

Fragwürdig sei auch das Argument, dass die Schülerinnen und Schüler sich bei einem Zeitungsartikel in erster Linie «selber ausleben» sollen. Gerade weil es sich um ein medienpädagogisches Projekt handle, müsste die Redaktion ein besonderes Augenmerk auf eine professionelle und kritische Begleitung legen.

Gute Sache, aber heikel

Medienkompetenz sei ein wichtiges Thema an den Schulen, schreibt Presserats-Vizepräsident Jan Grüebler. Das Projekt «Zeitung in der Schule» der Freiburger Nachrichten in Zusammenarbeit mit Sponsoren und Schulen sei auf den ersten Blick eine gute Sache, auf den zweiten Blick sei das Projekt aber heikel. (sda/cbe)


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KOMMENTARE

Christoph Schütz
02.12.2024 07:41 Uhr
Bemerkenswert an dieser grundsätzlich begrüssenswerten Stellungnahme des Presserates sind zwei Dinge: Erstens hat der Presserat den von den Schülern erstellten Text als Werbetext für die Firma Cremo qualifiziert, das sollte der Freiburger Erziehungsdirektion, die dieses Projekt seit Jahren als wertvolles Journalismusprojekt anpreist, sowie den beteiligten Schulen zu denken geben. Zweitens schreibt der Presserat, das Vorgehen der Freiburger Nachrichten widerspreche "Ziffer 11 der "Erklärung" fundamental", weist dann jedoch die Beschwerde in Bezug auf ebendiese fundamental verletzte Ziffer 11 ab. Mit dem Vokabular des Presserates gesprochen, dürfte es sich hier um einen sogenannten "handwerklichen Fehler " des Presserates handeln, der den Freiburger Nachrichten die Schmach einer vollumfänglich gutgeheissenen Beschwerde erspart hat... Den Freiburger Nachrichten ist zu Gute zu halten, dass sie wenigstens in der Druckausgabe über den Fall informiert haben. P.S. Weshalb persoenlich.com über ein Product-Placement im obenstehenden Bild zu diesem Artikel der Firma Cremo eine weitere Plattform bietet, bleibt ihr Geheimnis... vermutlich ein unbeabsichtigter faux-pas...

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