06.02.2025

SRF

Sparmassnahmen fordern weitere 50 Stellen

Schweizer Radio und Fernsehen will bis Ende 2026 knapp acht Millionen Franken sparen. Bereits bis Anfang nächstes Jahr sollen rund 50 Vollzeitstellen abgebaut werden. Weitere Sparmassnahmen sollen folgen.
SRF: Sparmassnahmen fordern weitere 50 Stellen
Schweizer Radio und Fernsehen will 50 Stellen abbauen. (Bild: Keystone/Michael Buholzer)

Der Grund für die Massnahme sei die angespannte finanzielle Lage, teilte SRF am Donnerstag mit. Das Medienhaus passe das Angebot noch stärker dem Nutzungsverhalten des Publikums an. Im Rahmen des strategischen Unternehmensprojektes «SRF 4.0» seien dafür verschiedene Anpassungen in den Bereichen Radio, TV und Online beschlossen worden.

Eine der Massnahmen hatte SRF bereits am Mittwoch kommuniziert: die Einstellung der Gesellschaftssendung «G&G – Gesichter und Geschichten». Allein damit fallen 20 Stellen weg und werden gut zwei Millionen Franken eingespart (persoenlich.com berichtete).

Noch am Samstag feierte «G&G» im Rahmen der «G&G Awards» den 20. Geburtstag, nur Tage später wurde die Einstellung der Sendung bekannt. Man habe bei der Kommunikation bewusst auf diese Feier Rücksicht genommen, so SRF-Direktorin Nathalie Wappler an einer virtuellen Medienkonferenz. «Es ist wichtig, dass die Kollegen den Geburtstag feiern konnten», so Wappler auf eine Frage von persoenlich.com.

Die Angebotsveränderungen ziehen nebst einem Stellenabbau auch Veränderungen insbesondere in Produktion und Infrastruktur nach sich. «Die rückläufigen kommerziellen Einnahmen, die Reduktion des Teuerungsausgleichs auf die Medienabgabe sowie die steigenden Kosten in IT und Technologie lassen uns jedoch keine andere Wahl», wird Wappler in der Mitteilung zitiert.

Die Abteilung Technologie müsse deshalb zeitnah Einsparungen von rund drei Millionen Franken umsetzen. So werden in diesem Bereich bis 2026 sieben Vollzeitstellen abgebaut sowie Service- und Lizenzkosten wie auch weitere IT-Leistungen reduziert. Zudem würden geplante Projekte zurückgestellt.

Die Umsetzung der aktuellen Massnahmen erfolge schrittweise ab sofort bis Anfang 2026. Dazu kommen laut Mitteilung weitere Budgetkürzungen, um 2025 eine ausgeglichene Rechnung zu erzielen.

Für die betroffenen Mitarbeitenden komme der Sozialplan der SRG zum Einsatz. Man setze «alles daran, dank natürlicher Fluktuation die Anzahl Entlassungen möglichst gering zu halten». Man komme aber um Kündigungen nicht herum. «Diese Schritte sind der Geschäftsleitung von SRF nicht leichtgefallen», so  Wappler.

Weitere Sparmassnahmen sollen folgen

Neben den aktuell kommunizierten Angebotsveränderungen seien auch für das Budget 2026 weitere Spar- und Personalmassnahmen unumgänglich. Auslöser dafür sind laut Mitteilung hauptsächlich die rückläufigen kommerziellen Einnahmen, das veränderte Nutzungsverhalten des Publikums, die Reduktion des Teuerungsausgleichs auf die Medienabgabe sowie gestiegene Kosten, beispielsweise für Cybersecurity.

Zu diesen Einsparungen gehörten, wie bereits im September 2024 angekündigt, auch Veränderungen in der Organisation und eine Verkleinerung der Geschäftsleitung. Die entsprechende Kommunikation erfolge in den kommenden Monaten.

Fokus auf Hauptabend ab 19 Uhr

Im Fernsehen will SRF den Fokus noch stärker auf die Primetime legen, also den Hauptabend ab 19 Uhr, und vermehrt auf Inhalte, die sich auch fürs Streaming eignen. In diesem Kontext steht auch die Einstellung von «G&G» bereits im kommenden Sommer.

Weiter verzichtet SRF am Samstagabend auf SRF 1 auf die beiden jährlichen Ausgaben «SRF bi de Lüt – Live» sowie die Produktion der «Swiss Comedy Awards». Es würden neue Angebote entwickelt, die sich im Sinne des veränderten Medienkonsums besser für eine zeitversetzte Nutzung auf Streaming-Plattformen eignen würden.

Auf die zahlreichen weiteren «SRF bi de Lüt»-Formate wie beispielsweise «Landfrauenküche» habe der Entscheid keinen Einfluss. Zudem würden die Sommerpausen einzelner Sendungen verlängert und zu nutzungsschwachen Zeiten mehr Wiederholungen ausgestrahlt.

Im Radio Verzicht auf längere Wortinhalte

Im Radio nehme SRF in den kommenden Monaten ebenfalls verschiedene Veränderungen vor. Insbesondere würden längere Wortinhalte durch kürzere Beiträge ersetzt. Deshalb verzichte Radio SRF 1 auf das Hörspiel am Montag von 14 bis 15 Uhr und das Wirtschaftsmagazin «Trend» sowie Radio SRF 2 Kultur auf das «Wissenschaftsmagazin» und «Kontext». (sda/cbe)


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KOMMENTARE

Beat Fux
06.02.2025 20:13 Uhr
@Mark Balsiger: Danke für diese Nebelpetarde! Die Haushaltgebühren mögen seit 2018 um 25 Prozent reduziert worden sein. Ich stelle fest, dass das Budget der SRG zwischen 2018 und 2024 von 1.65 Mia CHF auf 1.54 Mia gesunken sind. Dabei ist gleichzeitig der Gebührenteil der Rechnung von 1.21 Mia auf 1.27 Mia gestiegen. Die Gebührensenkung lässt sich grossteils mit dem Bevölkerungswachstum begründen. Und der Leistungauftrag aus der Konzession ist nicht ans Bevölkerungswachstum gekoppelt. Faktisch wurde das Budget nicht durch die Gebühr gesenkt sondern durch die schlechte Leistung, weitere Erträge zu generieren. Das verwundert nicht mit dem aktuellen Management mit den steten Fehlentscheiden. Mein aktuell grösstes Unverständnis nährt sich aus der vorzeitigen UKW-Abschaltung. Die schwachen Ausflüchte des Mediensprechers und die selbstgefälligen Aussagen des Chefs Operationen im Tages-Anzeiger sind symptomatisch. Ohne zwingenden Grund verliert Radio SRF über 20% der Hörer. Gleichzeitig sucht sie SRG neue (vulgo: junge) Zielgruppen, die sie in Socialmedia vermutet und nur in homöpatischen Dosen kommen. Nun verliert die SRG also dank UKW-Absxhaltung eine treue Stammkundschaft. Banal zu sagen, dass es effizienter ist, die Stammkunden zufriedenzustellen als Neukunden zu gewinnen. Für den politischen Entscheid wird ausschlaggebend sein, wie die radiohörende Kohorte abstimmt (Alterskorrelation zwischen UKW-Hörer:innen und Abstimmenden). Und die könnte jetzt auch missmutig die SRG abstrafen. Meine Stimmung hat inzwischen von Pro-SRG zu indifferent gewandelt. Aktuell hat sich Ärger angestaut, der mich dereinst dazu bewegen könnte, der SRG weiter Budget zu entziehen. Das hat in meinem Fall nichts mit Fakenews zu tun, da machen Sie es sich zu einfach. Die grossen Fehler muss sich die SRG selbst zuschreiben, und aktuell (ein Exempel statuieren, indem man die beliebten Sendungen streicht) ist sie dabei, den Fehler noch grösser zu machen.
Gerry Reinhardt
06.02.2025 14:04 Uhr
Beim Radio SRF 1 hat SRF es schon lange verpasst, dem Sender ein modernes Image oder eine moderne Struktur zu geben. Wenn man nach Deutschland schaut, sieht man, dass die öffentlich-rechtlichen Sender dies erfolgreich getan haben. Ein SWR1 oder Bayern1 ist modern, spritzig und trotzdem informativ. Bei Radio SRF1 sucht man das vergebens. Wie kann es sein, dass am Morgen die News 10 Min. dauern und dann anschliessend nochmals 10 Minuten lang die Konsumentensendung "Espresso" läuft? Diese Formate können gut auf Radio SRF4 News platziert werden. Was hat ein Hörspiel auf Radio SRF1 am Nachmittag von 14 bis 15 Uhr zu suchen? Natürlich würde der moderne Schnitt weh tun. Aber er wäre dringend nötig. Dies auch, weil ich mittlerweile zur Zielgruppe gehören würde.
Victor Brunner
06.02.2025 12:44 Uhr
Das Desaster dokumentiert die Unfähigkeit des Managements von SRF, auch von Frau Wille. Obwohl seit Jahren klar war das Werbeeinnahmen einbrechen wurde das Angebot ausgebaut. Auf allen möglichen Kanälen und "Social Media" wollte der Sender präsent sein. Warnungen wurden ignoriert, der "Platzhirsch"-Gedanke war grösser als die Vernunft. Auslöffeln müssen jetzt die MitarbeiterInnen. Die Frage stellt sich hat SRF das Management für die Zukunft oder wären de einschneidende Personalentscheide nicht angebracht?
Mark Balsiger
06.02.2025 12:21 Uhr
Die Allianz Pro Medienvielfalt nimmt konsterniert zur Kenntnis, dass SRF sein Angebot weiter abbaut bzw. abbauen muss. Gleichzeitig stellt sie fest, dass bei jeder Veränderung des Angebots, die das öffentliche Medienhaus ankündigt, ein lauter Aufschrei durch das Land geht. Dies zynischerweise auch von denjenigen, die Sparmassnahmen fordern. Aufgrund des massiven Spardrucks der Politik muss die SRG in den nächsten Jahren insgesamt 270 Millionen Franken einsparen. Dies, obwohl die Haushaltgebühren seit 2018 um satte 25 Prozent reduziert wurden und ein Gebührendeckel besteht. Angesicht grassierender Desinformation und Fake-News ist es kurzsichtig, das Budget der SRG weiter zu kürzen. Die Allianz Pro Medienvielfalt zählt zurzeit rund 3700 Einzelmitglieder und 18 Verbände – von Travail.Suisse bis zum Schweizerischen Fussballverband, von der IG Volkskultur bis hin zu den Cineastas e cineasts rumantschs.
Jürg Metz
06.02.2025 11:07 Uhr
Wie ich letzte Woche meine Schüler (Höheres Wirtschaftsdiplom) auf die DOK-Sendung "Migros" vom 30. Januar aufmerksam machte, sagte mir einer der TN: "Sie glauben doch nicht, dass einer von uns Studenten SRF schaut". Es ist ein sinnloses Vorgehen, wenn SRF versucht, das junge Publikum zu erreichen. Die sind längst Richtung Netflix und Co. abgewandert. Somit vergrault man nun mit den angesagten Änderungen die älteren Zuschauer (notabene auch eine werberelevante Zielgruppe und diejenigen, welche Ihre Stimme an der Urne abgeben). Ich habe das Gefühl, dass Frau Wappler keinen wirklichen Plan hat.
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