04.12.2024

Blue Sport

Spieler werden auf dem Sender künftig geduzt

Der Sportsender führt neue Interview-Richtlinien ein, wie der Chefredaktor auf Social Media bekannt gab. Gegenüber Athletinnen und Athleten soll künftig das Du verwendet werden, während Funktionäre in der Regel weiterhin gesiezt werden.
Blue Sport: Spieler werden auf dem Sender künftig geduzt
Wird künftig bei Interviews auf Blue Sport geduzt: Fussballspielerin Ana Maria Crnogorčević. (Bild: Keytone/Anthony Anex)

Der Sportsender Blue Sport modernisiert seine Interview-Kultur. Künftig sollen Reporter und Moderatoren Spielerinnen und Spieler in der Regel duzen, während Funktionäre weiterhin gesiezt werden. Dies gab Chefredaktor Andreas Böni auf LinkedIn bekannt.

«Es ist eine Empfehlung, keine Vorgabe. Wir überlassen auch einiges dem Feingefühl der Moderatoren und Reporter», schrieb Böni. Bei langjährigen Beziehungen könne auch ein Gespräch mit einem Funktionär per Du geführt werden. Die Änderung soll vor allem für mehr Natürlichkeit in den Interviews sorgen.

Die neue Regelung orientiert sich am Wandel der Kommunikationskultur. «Früher siezten wir die Eltern unserer Schulfreunde, was heute undenkbar ist. Deswegen glauben wir, dass das Du auch der Zeit angemessen ist», so der Chefredaktor.

Die Kommentare unter Bönis LinkedIn-Post reichen von strikter Ablehnung (Peter Hossli, Leiter der Ringier Journalistenschule: «Immer per Sie sein, immer») bis zur völligen Befürwortung der Du-Kultur. Der Konsens mehrerer Stimmen: Nicht die Anrede, sondern der respektvolle Umgang und die Qualität der Fragen seien entscheidend. (cbe)


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KOMMENTARE

Bettina Schnerr
09.12.2024 16:47 Uhr
Mit der Entscheidung geht automatisch eine Gewichtung der Personen einher. Sportlerinnen und Sportler sind von Beginn an auf einer anderen Ebene als Funktionärinnen und Funktionäre - nämlich eine Ebene tiefer. Das wird dann auch dem Publikum so transportiert. Unabhängig davon, wie "respektvoll" die Fragen vorgeblich gestellt werden.
Peter Jaeggi
06.12.2024 09:28 Uhr
Im professionellen Journalismus ist die Duzerei schlicht ein NoGo. Zitat von Hans Joachim Friedrichs: "Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er Distanz zum Gegenstand seiner Betrachtung hält; dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache; dass er immer dabei ist, aber nie dazugehört." Als Leitsatz für Journalistinnen und Journalisten finde ich das in die Jahre gekommene Zitat noch immer wertvoll. Das Du signalisiert etwas Kumpelhaftes, es schliesst Zuhörende, Zuschauende gefühlsmässig oft aus. Eine professionelle Distanz ist übrigens nicht nur im Journalismus ein Wertfaktor. Beispiel Katastrophenhilfe. Beispiel Arztberuf.
Giorgio Keller
05.12.2024 09:53 Uhr
Der Interviewer ist nur der Vertreter des Publikums und es geht nicht an, dass 100tausend einfach dem Sportler Du sagen. Ja zum professionellen Auftritt und weg vom Provinzialismus. Das Du wird zum kumpelhaften Auftreten.
Simon Häring
04.12.2024 18:16 Uhr
Spannend und nachvollziehbar. Persönlich werde ich es bestimmt als gewöhnungsbedürftig empfinden, wenn künftig geduzt wird, auch wenn wir Schreibenden die Sportlerinnen und Sportler auch duzen, in der Berichterstattung aber siezen. Vielleicht wäre «Sie, Murat» noch eine Alternative gewesen.
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