28.09.2023

Blick TV

«Wir sind der Breaking-News-Kanal der Schweiz»

Tägliche Live-Newssendungen soll es auf Blick.ch nicht mehr geben. Ist damit das Projekt Blick TV gescheitert? Ladina Heimgartner, CEO Ringier Medien Schweiz, nimmt Stellung. Im Exklusiv-Interview beantwortet sie Fragen zur angepassten Strategie.
Blick TV: «Wir sind der Breaking-News-Kanal der Schweiz»
Die Sendung «Blick am Morgen», hier diese Woche mit Reto Scherrer, wird verschwinden. Blick TV als solches bleibe, sagt Ladina Heimgartner, CEO Ringier Medien Schweiz. (Bilder: Ringier)
von Christian Beck

Ladina Heimgartner, «Ringier stellt Blick TV ein», titelte CH Media am frühen Donnerstagabend. Wann ist Sendeschluss?
Sendeschluss ist keiner in Sicht. Wir verzichten zwar ab Montag auf drei tägliche Sendungen, aber diese Anpassung ist alles andere als das Ende von Blick TV. Wir wollen unsere Ressourcen und Stärken vermehrt auf die Events und Zeiten konzentrieren, bei denen wir die Bedürfnisse unserer Userinnen und User noch besser treffen. Das kann durch neu konzipierte Politformate sein, wie aktuell «Beni da richtig?» oder «Adela, bitte wähl mich!», durch packende Sonderberichterstattungen wie zuletzt beim Unspunnen-Schwinget, mit einem attraktiven Video-on-Demand-Angebot (VoD) und unserer grossen Stärke in Breaking-News-Momenten. 

Anfang Jahr wurden die Weekend-Newssendungen abgeschafft (persoenlich.com berichtete). Nun folgen auch die Live-Sendungen werktags. War dafür schlicht keine Nachfrage vorhanden?
Wir sind vor 3,5 Jahren mit Blick TV gestartet und haben seitdem jeden Tag dazugelernt und unser Angebot den Bedürfnissen der Userinnen und User fortlaufend angepasst, wie es in der digitalen Welt üblich ist. Die Learnings sind klar: Die Userinnen und User möchten mehr VoD, mehr Breaking News, neue Formate, Live-Berichterstattung bei Grossereignissen. Also passen wir unser Angebot entsprechend an.

«Video-on-Demand ist ein essenzieller Bestandteil unserer Video-Strategie»

Auch persoenlich.com erreichten in den letzten Tagen immer wieder Gerüchte, dass Blick TV auf Sparflamme weitergeführt werde. Was ist Blick TV ab jetzt? Vor allem noch Video-on-Demand?
Nein. Video-on-Demand ist ein essenzieller Bestandteil unserer Video-Strategie – wie bei allen erfolgreichen Publishern dieser Welt. Ebenso wichtig ist unsere Schlagkraft in der Live-Berichterstattung. Wir sind der Breaking-News-Kanal der Schweiz.

Wie gut sind die On-Demand-Zahlen?
Sehr erfreulich. Wir konnten die Video-Views in den letzten zwei Jahren mehr als verdoppeln. Im Schnitt erreichen wir pro Tag 700'000 Video-Views, regelmässig bis zu einer Million.

Am 17. Februar 2020 ging Blick TV live. Was passiert mit den einst 48 Vollzeitstellen, die Blick TV hatte? Und was passiert mit den Aushängeschildern wie beispielsweise Reto Scherrer?
Reto Scherrer und auch Sylwina Spiess bleiben zwei unserer Aushängeschilder. Wir werden sie weiter in Live-Sendungen einsetzen, und die beiden führen ihre bewährten Erfolgsformate – «Achtung, Reto, los!» und «sichtbar» – fort. Diese Video-Elemente erzielen konstant hervorragende Zahlen und haben ihre Fans gefunden, daher sind in Zukunft auch weitere Formate mit Reto und Sylwina geplant. Wir sind dabei, den Newsroom entlang der Neu-Organisation anzupassen. Dass es hier zu Verschiebungen kommt, liegt in der Natur der Sache. Details kommunizieren wir, wenn wir Klarheit haben.

Im Frühling 2022 dementierten Sie bereits einmal einen CH-Media-Artikel. Hat der neuste Beitrag Folgen?
Der neueste Beitrag von CH Media ist vom selben Journalisten wie im Frühling 2022 – und leider genauso unsachgerecht, unprofessionell und unjournalistisch wie damals. So ist zum Beispiel unsere Stellungnahme nicht in die Berichterstattung eingeflossen. Das Ergebnis ist eine Ansammlung wilder Thesen, die nicht den Tatsachen entsprechen und leider von diversen anderen Medien ungeprüft übernommen wurden.

Sie haben am Mittwoch die Zusammenführung der Rasch-Medienmarken und der Blick-Gruppe unter dem Dach von Ringier Medien Schweiz kommuniziert. Warum haben Sie anlässlich dieser Mitteilung nicht alle Neuigkeiten präsentiert?
Am Mittwoch haben wir Neuigkeiten präsentiert, richtig. Ringier investiert massiv in den Schweizer Medienmarkt. Die Zusammenführung der Blick-Gruppe mit insgesamt 20 der reichweitenstärksten Magazin- und Zeitschriftentitel der Schweiz – darunter Beobachter, Handelszeitung, Bilanz, cash.ch, Tele, Schweizer Illustrierte, Landliebe, Glückspost, L’illustré, PME et cetera – ist ein gewichtiges Investment aus Überzeugung in Print- und Digitalmedien. Die Einstellung von drei Nachrichtensendungen steht dazu in keinem Verhältnis.



Kommentar wird gesendet...

Kommentare

  • Ueli Custer, 29.09.2023 09:15 Uhr
    Schon beim Start sagte ich, dass Live-TV im Internet nicht funktioniere. Internet ist ein On-Demand-Kanal. Da wartet niemand, bis eine Sendung beginnt. Warum Ringier diese banalen Erkenntnisse nicht berücksichtigt hat, ist mir schleierhaft.
  • Victor Brunner, 29.09.2023 08:50 Uhr
    «Wir sind der Breaking-News-Kanal der Schweiz», Abbau und immer noch Ansprüche die BLICK nicht erfüllen kann. Weiterer Abbau wird folgen, "Syynergien nutzen". Da werden dann Beobachter Artikel im Blick publiziert und umgekehrt, oder etwas Glückspost in der Bilanz.
Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Zum Seitenanfang20231208