12.05.2025

Radio 24

«Wir sind wie eine gute Kaffeebar»

Nach 2,5 Jahren Pause kehrt Dominik Widmer als Moderator zur Morgenshow «Ufsteller» auf Radio 24 zurück. Gemeinsam mit Nina Roost will er die Hörerschaft wieder mit authentischen Gesprächen in den Tag begleiten. Im Interview sprechen die beiden über ihre Chemie am Mikrofon und die Zukunft des Radios in Zeiten von Streamingangeboten.
Radio 24: «Wir sind wie eine gute Kaffeebar»
«Das Livemoment – jetzt gerade in diesem Moment mit guten Freunden am Zmorgentisch zu sitzen – ist etwas, das nur Radio kann»: Nina Roost und Dominik Widmer. (Bilder: CH Media/Raphael Diethelm)

Nina Roost, wenn Sie beide ein Duett singen müssten, welcher Song wäre Ihnen auf den Leib geschrieben?
Nina Roost: Domi meint «Shallow», weil er gerne Bradley Cooper wäre. Ich bin da eher für unseren damaligen «Ufsteller»-Song «Guete Morge Wält», den wir vor fünf Jahren tatsächlich zusammen komponiert und gesungen haben.

Dominik Widmer, nach 2,5 Jahren Pause sind Sie zurück beim «Ufsteller» auf Radio 24, dem ältesten Privatsender der Schweiz (persoenlich.com berichtete). Was genau hat Sie nach dieser kreativen Auszeit dazu bewogen, wieder zur Morgenshow zurückzukehren?
Dominik Widmer: Es hat mich einfach wieder gepackt. Radio war meine erste Leidenschaft – schon als junger Bub. Radio ist für mich Leben – direkt, nah, ehrlich. Diese Magie, Menschen frühmorgens zu begleiten, mit ihnen in den Tag zu starten, hat mich nie ganz losgelassen. In den letzten Jahren habe ich viel Theater gespielt und als Kommunikationstrainer gearbeitet – beides mache ich nach wie vor mit grosser Freude. Aber jetzt wieder Radio zu machen, fühlt sich an wie Heimkommen. Ich bin dann erfüllt, wenn ich bei Menschen etwas auslösen kann – ein Lächeln, eine Emotion, ein Aha-Moment. Genau das möchte ich mit dem «Ufsteller» wieder ermöglichen.

«Das ist wie Fahrradfahren, und wir werden sofort wieder im Sattel sein»

Nina Roost, Sie sagten: «Wir machen da weiter, wo wir aufgehört haben.» Was erwarten Sie von den ersten gemeinsamen Sendungen ab Montag und wie haben sich die Vorbereitungen darauf gestaltet?
Roost: Vielleicht bin ich etwas zu optimistisch, aber ich sags trotzdem. Ich glaube, das ist wie Fahrradfahren, und wir werden sofort wieder im Sattel sein. Ich muss kurz auf Holz klopfen (lacht). Wir waren über so lange Zeit ein eingespieltes Team, wir konnten den anderen blind lesen. Und auch wenn jetzt 2,5 Jahre dazwischen liegen und wir uns beide anderweitig weiterentwickelt haben – ich bin Mutter geworden –, ist unsere On-air-Chemie und unsere gemeinsame Vorstellung für den «Ufsteller» immer noch die gleiche.

Was macht für Sie beide die Dynamik in Ihrer Zusammenarbeit aus?
Widmer: Was Nina und mir immer wichtig war, ist auf Augenhöhe mit unseren Hörenden zu sein, keine Show, unverstellt und nahbar zu sein. Unsere Dynamik lebt davon, dass wir uns gegenseitig Raum geben, einander zuhören. Wir teilen dieselbe Haltung: mit Herzlichkeit, Leichtigkeit und einem offenen Ohr Menschen in den Tag begleiten – das ist unser gemeinsamer Antrieb.

Inwiefern haben Ihre Erfahrungen während der Auszeit, etwa am Theater am Hechtplatz, Ihren Blick aufs Radio verändert?
Widmer: Theater und Radio haben überraschend viele Parallelen. In beiden Fällen geht es darum, Menschen zu unterhalten, sie emotional zu erreichen, präsent zu sein. Beim Radio suchen wir jeden Tag neue Geschichten für ein treues Stammpublikum. Beim Theater erzählen wir jeden Abend dieselbe Geschichte – aber immer für ein neues Publikum. Diese Umkehrung hat meinen Blick geschärft: Es kommt nicht nur darauf an, was man erzählt – sondern wie frisch und echt man es tut.

Wie hat sich die Sendung in den 2,5 Jahren entwickelt und was hat aus Ihrer Sicht gefehlt?
Roost: Das ganze Radiomachen an sich hat sich in den letzten Jahren nochmals entwickelt, und zwar noch näher zu den Menschen hin, weniger Hard News und dafür mehr allgemeines Befinden und Good Mood. Hier wird Widmer & Roost wunderbar Anschluss finden, viele dieser Philosophien haben wir vorher schon gelebt. Und gefehlt hat natürlich Domi als Mensch, und da spreche ich nicht nur für mich, sondern fürs ganze Team. Wir freuen uns alle, dass er wieder da ist. Er hat auch versprochen, er sei jetzt pünktlicher als früher (lacht).

Der «Ufsteller» weckt die Region Zürich – wie früh müssen Sie eigentlich aufstehen und wie hat sich Ihr Biorhythmus über die Jahre angepasst?
Widmer: Nina kann da besser antworten. Ich habs damals nie richtig geschafft, einen guten Rhythmus zu finden. Das war für mich die grösste Frage vor unserem Comeback: Kann ich wieder so früh aufstehen?

Roost: Mein Biorhythmus ist mit zweijährigem Kind zu Hause mittlerweile aber auch dahin … Nein, Scherz … Aber ja, so wirklich Profi im Früh-zu-Bett-gehen bin ich auch immer noch nicht. Aber ich habe das frühe Aufstehen schätzen gelernt. Man hat einfach viel mehr vom Tag.

Welches war für Sie beide persönlich das prägende Highlight aus der gemeinsamen Zeit vor der Pause?
Widmer: Da gibt es einige Beispiele: Von einer Wanderung quer durchs Sendegebiet, über eine 40-Stunden-Sendung bis zum «Absteller» – der «Ufsteller» als Late-Night-Show am Abend. Wir hatten eine wunderbar kreative Zeit. Und am schönsten wars immer, wenn wir dies gemeinsam mit unser grossen Radio-Community erleben durften.

Roost: Unterschreibe alles, was Dominik gerade gesagt hat. Plus – und das klingt vielleicht auch etwas wirr –, aber die Corona/Lockdown-Zeit war für uns auch extrem prägend. Unser Job und unser Auftrag, für unsere Hörerinnen und Hörer da zu sein, hat auf einen Schlag noch eine viel tiefere und extremere Bedeutung erhalten. Dass wir uns alle gegenseitig irgendwie auffangen konnten und füreinander da waren, war unglaublich emotional und trotz ernster Lage auch wunderschön.

Dominik Widmer, Sie bleiben weiterhin Leiter der CH Media Academy. Wie meistern Sie diese Doppelrolle und welche Synergien ergeben sich zwischen Ausbildungstätigkeit und Morgenshow?
Widmer: Die CH Media Academy ist die trimediale Journalistenausbildung, die im kommenden Jahr in den vierten Jahrgang startet. Ich finde es wichtig, selbst immer wieder im journalistischen Alltag aktiv zu sein und nah am Puls zu bleiben – so kann ich noch besser mein Know-how authentisch und praxisnah an junge Talente weitergeben.

Radio 24 feierte kürzlich sein 45-jähriges Bestehen. Was macht diesen Sender für Sie persönlich so besonders?
Widmer: Radio 24 ist das älteste und wohl legendärste Privatradio der Schweiz. Es hat die Medienvielfalt im Land entscheidend mitgeprägt – und genau das macht den Sender für mich so besonders. Diese Offenheit, diese Nähe zum Publikum, das ist ein Erbe, auf das wir auch heute noch stolz sein dürfen und das wir weitertragen.

Welche neuen Ideen und Formate möchten Sie in den «Ufsteller» einbringen?
Widmer: Wir sind wie eine gute Kaffeebar. Unsere Hörenden können reinkommen und eine Weile verweilen, bevor es dann mit dem Alltag für sie losgeht. Wir als Barkeepers sind da für sie, servieren ihnen ihr Lieblingsgetränk und erzählen ab und an eine witzige Geschichte. Aber anders als in der Kafibar kostet es bei uns keine 8,90 Franken.

«Wir machen Unterhaltung mit Haltung»

Sie beide sind bekannt für kreative Aktionen. Was können die Hörerinnen und Hörer künftig erwarten?
Roost: Kreativität entsteht bei uns meistens im Moment. Wir machen Unterhaltung mit Haltung.

Widmer: Und bei uns soll man sich nach dem Hinhören einfach ein bisschen besser fühlen als davor.

Wie sehen Sie die Zukunft des Morgenradios in Zeiten von Podcasts und Streamingangeboten?
Widmer: Das Livemoment – jetzt gerade in diesem Moment mit guten Freunden am Zmorgentisch zu sitzen – ist etwas, das nur Radio kann.

Dennoch: Die Hörgewohnheiten junger Menschen verändern sich. Viele konsumieren kaum noch lineares Radio. Ist ein traditionelles Format wie der «Ufsteller» nicht ein Auslaufmodell, oder wie wollen Sie die jüngere Generation erreichen?
Roost: Wir glauben fest daran, dass es immer Menschen geben wird, die uns gerne hören – wenn wir echt sind, authentisch, ohne grossen Firlefanz. Unsere Geschichten kommen aus dem Leben, und das spricht nicht nur eine Altersgruppe an. Egal ob Teenager oder Pensionierte – wir senden für alle, die sich abgeholt fühlen.

Welche neuen Herausforderungen sehen Sie für den «Ufsteller» und wie wollen Sie darauf reagieren?
Widmer: Das Leben verändert sich ständig – alles ist im Fluss, nichts bleibt stehen. Die Welt wirkt komplexer, lauter, schneller. Genau deshalb wollen wir mit dem «Ufsteller» ein Stück Halt geben, ein Ritual am Morgen, das verlässlich ist – und doch mit der Zeit geht.

Roost: Unsere Beiträge waren früher drei bis vier Minuten lang, heute sind sie oft kürzer. Denn Aufmerksamkeit ist zu einer knappen und kostbaren Ressource geworden. Die Kunst liegt darin, auf den Punkt zu kommen – auch im Radio. Und ehrlich gesagt: Das wünsche ich mir manchmal auch von meinen Freunden, wenn sie mir wieder minutenlange Sprachnachrichten schicken.


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