«Dem Alltag entfliehen, in eine Traumwelt, tut zuweilen gut, auch wenn nach der Träumerei dann vielleicht die harte Landung droht», schrieb Chefredaktorin Katrin Ambühl in der aktuellen Ausgabe des Ringier-Magazins Domo. Hart gelandet ist nun Ambühl selbst. Ihr 50-Prozent-Pensum wurde gestrichen.
Die Domo-Ausgabe 2/2024, erschienen am 19. September 2024, war die letzte. Das gedruckte Unternehmensmagazin wird eingestellt. Auf eine Abschiedsnummer wird derweil verzichtet, wie in diesen Tagen entschieden wurde. «Die Einstellung des Domo-Magazins beendet eine Tradition, ermöglicht aber eine zukunftsfähige Kommunikation», so Johanna Walser gegenüber persoenlich.com. Als Ringier-Kommunikationschefin verantwortete sie das Unternehmensmagazin.
Budget wird anders eingesetzt
Domo hat sich laut Walser in 51 Jahren von einem Schweizer Mitarbeitermagazin zu einem Unternehmensmagazin entwickelt, «das Ringier und seine 140 Gesellschaften weltweit repräsentiert». Parallel dazu hätten sich die Kommunikationskanäle verändert. Der Grund für das Aus sei nicht etwa ein Sparauftrag gewesen. Vielmehr sei der Aufwand nicht mehr im Verhältnis zum «Ertrag» gestanden.
3000 gedruckte Exemplare gab es von Domo zuletzt. Davon gingen 2380 an Mitarbeitende in der Schweiz. Die restlichen Exemplare wurden international verteilt, auch an Externe. Doch offenbar haben sich die Lesegewohnheiten verändert. Viele Magazine blieben mehr oder weniger ungelesen. «Wenn mit dem Domo-Budget an anderer Stelle mehr Nutzen erzielt werden kann, ist es sinnvoll, Prioritäten neu zu setzen, anstatt an Bestehendem festzuhalten», sagte Walser im Gespräch mit persoenlich.com.
Domo wird künftig nicht einfach als E-Paper erscheinen, wie es dies bislang auch schon tat. «Wir versuchen, Formate aus dem Domo-Magazin in digitaler Form weiterzuentwickeln», so Johanna Walser. Heute schon werde statt des dreimal jährlich erscheinenden Magazins bereits auf dynamischere Formate gesetzt. «In der Schweiz informieren wir Mitarbeitende täglich, international wöchentlich per Newsletter. Kanäle wie Slack und Intranet ermöglichen agilere Reaktionen und schnelle Informationsverbreitung», verrät Walser. Extern werde über Medienmitteilungen, Website und Social Media kommuniziert. Zudem gebe es das jährliche Format «Speak», das Mitarbeitende weltweit und geladene Medienschaffende über Unternehmensentwicklungen und Zukunftsperspektiven informiere.
«Als internationales Medienunternehmen muss unsere Kommunikationsstrategie den Bedürfnissen aller unserer Mitarbeitenden entsprechen. Dies war mit dem Domo-Magazin nicht mehr der Fall», so Walser. Digitale Kanäle würden schlicht effizientere Möglichkeiten bieten. «Dabei versuchen wir – dort wo es möglich ist – Tradition und Innovation zu vereinen.»
Neuer Ringier-Chef lancierte Magazin
Domo erschien erstmals im Juni 1973. Damals hiess das Magazin noch «Pro Domo» (lateinisch «für das Haus»). «Die Mitarbeiterzeitschrift war das sichtbare Signal der wohl radikalsten Erneuerung in der Geschichte des Druck- und Verlagshauses Ringier: Eine schlecht gemanagte Firma in Schwierigkeiten wandelte sich wie ein Wunder zu einem modernen Medienunternehmen mit zeitgemässer Betriebsführung. Im Mittelpunkt: die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter», schrieb Ringier-Urgestein Fibo Deutsch in der letztjährigen Jubiläumsausgabe zum 50-jährigen Bestehen. Eingeführt worden sei das Magazin vom damaligen neuen Ringer-Chef Heinrich Oswald, Rolf Geberle sei der erste «Alleinredaktor» gewesen. Geberle blieb 30 Jahre Chefredaktor, bis 2003.
1973 erschien die Ringier-Hauszeitschrift noch monatlich auf Deutsch mit je einer Seite auf Französisch und Italienisch. Zuletzt wurde Domo in drei Sprachversionen herausgegeben: auf Deutsch, Französisch und Englisch. Für die aktuelle Ausgabe ging der heutige Leiter der Ringier Journalistenschule, Peter Hossli, auf Reisen. Seine vierseitige Reportage vor dem US-Präsidentschaftswahlkampf war die letzte Coverstory von Domo.
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21.10.2024 07:48 Uhr