22.07.2024

Einblick in den Alltag

«Die starren Grenzen haben sich aufgelöst»

Acht Fragen zum Start in den Tag, künstlicher Intelligenz im Job oder einem Vorbild in der Branche. In dieser Folge unserer Sommerserie gibt Alexander Fleischer, Leiter Unternehmenskommunikation a. i. der Suva, Auskunft. Dabei verrät er, dass er «eine Art mystische Ausrichtung» brauche, um in den kreativen Workflow zu kommen.
Einblick in den Alltag: «Die starren Grenzen haben sich aufgelöst»

Wie und wo beginnt Ihr Arbeitsalltag am Morgen?
Mit einem Cappuccino im Café Hasard in Biel.

Was hat sich in den letzten fünf Jahren an Ihrem Job positiv verändert?
Die starren Grenzen zwischen den verschiedenen Disziplinen der Kommunikation haben sich aufgelöst und man kann über neue Kanäle selbst direkt mit der Öffentlichkeit kommunizieren – ohne Vermittler oder Gatekeeper. Negative Veränderungen fielen mir aber mehr ein: die ausgedünnten Redaktionen zum Beispiel, die weniger kritischen Qualitätsjournalismus zulassen. Oder auch, dass in vielen Unternehmen derzeit Kommunikation von einer strategischen zu einer rein ausführenden Funktion wird und als allererstes Sparprogrammen zum Opfer fällt.

Was braucht es, damit Sie in den kreativen Workflow kommen?
Ich würde das, was es dazu für mich braucht, als eine Art mystische Ausrichtung bezeichnen, mit Kontakt zu meiner «inneren Burg», dem Organischen um mich herum und dem Kosmos. Und grundsätzlich brauche ich dafür immer wieder neue Umgebungen und Begegnungen.

Was schätzen Sie an Sitzungen am meisten?
Aus Dissens und unterschiedlichen Sichtweisen neue Lösungen und Klarheit erarbeiten, gemeinsam lachen, vorankommen. Gemeinsames Check-in und Check-out als Mensch, nicht als Arbeitskraft.

Wobei hilft Ihnen KI im Berufsalltag?
Bei Übersetzungen.

Welches Projekt in letzter Zeit war für Sie eine besondere Herausforderung und weshalb?
Mir klar zu werden, was ich beruflich die nächsten Jahre machen will. Eine Herausforderung, weil wie schon Tonio Kröger sagte: «Ich trage die Möglichkeit zu tausend Daseinsformen in mir, zusammen mit dem heimlichen Bewusstsein, dass dies alles Unmöglichkeiten sind.»

Welches Kompliment würden Sie aktuell einer Kollegin oder einem Kollegen aus der Branche aussprechen?
Ursula Eggenberger, Bundeskanzlei, hat schon während Corona einen sensationellen Job gemacht und ist jetzt kurzfristig und ohne Aufhebens in die Lücke eingesprungen, die der überraschende Tod ihres Chefs hinterlassen hat. Sie ist eine echte Profi intellektuell, praktisch und emotional höchst kompetent.

Wollten Sie schon immer Kommunikationsleiter werden, oder welchen Job haben Sie als Jugendlicher auch in Erwägung gezogen?
Schönheitschirurg und Papst hätte mich noch interessiert. Gegen beides gab es triftige Gründe.



In der Sommerserie «Einblick in den Alltag» beantworten Menschen aus der Medien- und Kommunikationsbranche, die im vergangenen Jahr für ihre Arbeit ausgezeichnet worden sind, acht Fragen zu ihrem Schaffen. Beim Geschäftsberichte-Rating erreichte die Schweizerische Post den ersten Rang, Alexander Fleischer war damals Leiter Kommunikation der Post. Fleischer arbeitet derzeit als Leiter Unternehmenskommunikation a. i. bei der Suva. Zuvor war er bei der Post, EY, Furrerhugi und PWC. Von 2005 bis 2012 war er Präsident des HarbourClubs.

Interessiert Sie die Serie? «Einblick in den Alltag» gewähren im Laufe des Sommers auch folgende Personen:

Mona Vetsch, Reporterin und Moderatorin bei SRF
Christof Gertsch, Reporter bei Das Magazin
Andrea Bison, Co-CEO bei Thjnk Zürich
Jana Schmid, Redaktorin bei Hauptstadt
Yvonne Eisenring, Autorin und Podcasterin
Marion Schmitz, stv. Tourismusdirektorin bei Arosa Tourismus
Gabriela Oetliker, Senior Digital Media Consultant bei Jung von Matt Impact


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