Eigentlich stand die traditionsreiche Schweizer Schuhfirma Künzli vor dem Aus und wollte Ende Jahr wegen einer fehlenden Nachfolgelösung die Türen schliessen. Nun ist das Unternehmen vorerst gerettet. Roberto Martullo, der Ehemann der SVP-Nationalrätin und Ems-Chefin Magdalena Martullo-Blocher, springt in die Bresche. Er will Künzli wieder zu alter Grösse führen.
«Mit Roberto Martullo haben wir eine ideale Nachfolgelösung gefunden», sagte die bisherige Künzli-Chefin Barbara Artmann am Mittwoch vor den Medien. Sie hatte 2004 die Künzli SwissSchuh AG übernommen, «in einem desolaten Zustand», wie sie erklärte.
Zehn Jahre später stehe das Unternehmen wieder auf gesunden Beinen und die Dankbarkeit sei nun «riesig», dass die zuvor von der Schliessung bedrohte Firma weiterexistieren dürfe. In der Schweiz beschäftigt Künzle laut Artmann elf Mitarbeitende. In der eigenen Schuhfabrik in Albanien seien es insgesamt 24 Menschen, die nun alle weiterbeschäftigt werden könnten.
Roberto Martullo wird Künzli als neuer Inhaber zumindest bis auf Weiteres auch persönlich operativ führen. Artmann will ihm mindestens bis Mitte 2025 zur Seite stehen oder «solange wie gewünscht». Längerfristig plant die Unternehmerin mit Jahrgang 1961 aber, sich nochmals anderen Herausforderungen zu stellen. Diese dürften indes eher «sozialer» Natur sein, wie sie sagte.
«Coole Sneaker»
Mit Martullo als neuem Eigner sei nun aber sichergestellt, dass die Produktion fortgeführt werde und damit vor allem die Sparte für orthopädische Schuhe, die durchwegs erfolgreich sei und grossen Rückhalt in der Gesundheitsbranche geniesse. Der Bereich Freizeitschuhe und Sneaker soll ebenfalls weitergeführt werden.
Martullo hegt für den Bereich sogar grosse Ausbaupläne: «Wir wollen die Marke in dieser Hinsicht verjüngen, so dass auch 20-Jährige es cool finden Künzli-Sportschuhe zu tragen.» Zudem will er, falls nötig, auch längere Zeit die Firma an der Spitze anführen: «Es muss sich erst zeigen, ob ich die Geschäftsführung weitergeben werde oder nicht.»
Der Entschied Künzle zu kaufen sei vorderhand ein «Herzensprojekt» gewesen. Eine Firma mit einer fast 100-Jährigen Tradition einfach untergehen zu lassen, habe er nicht hinnehmen können, so Martullo, der sonst als selbständiger Personalberater für Führungskräfte tätig ist. Zum Kaufpreis wollte sich Martullo nicht äussern, bezeichnete ihn aber als «für beide Seiten akzeptabel».
Auf seine fehlende Erfahrung in der Schuhbranche angesprochen, gibt sich der neue Besitzer zuversichtlich, dass er zusammen mit der bisherigen Geschäftsführerin Artmann die Marke weiter nach vorne bringen kann. Man ergänze sich in seinen jeweiligen Bereichen ideal.
Arbeitsplätze gesichert
Alle Mitarbeitenden am Hauptsitz in Windisch haben sich zudem bereit erklärt, die Kündigungen einvernehmlich aufzuheben. Die eigene Fabrik in Albanien wird die Produktion ohne Unterbruch fortsetzten.
Seine familiären Verhältnisse hätten zudem kaum einen Einfluss auf seine Entscheidung gehabt, sagte der Schwiegersohn von Alt-Bundesrat Christoph Blocher auf Nachfrage von AWP: «Die Familie war informiert und der Tenor lautete, dass ich es doch machen solle, wenn es das richtige sei.»
Die Künzli SwissSchuh AG hat eine knapp 100 Jahre alte Geschichte. Gegründet wurde die Firma im Jahr 1927 von Werner Künzli. 1955 übernahm sein Sohn Kurt Künzli das Geschäft und entwickelte das Unternehmen zu einem beliebten Schweizer Sportschuhhersteller.
2005 entstand dann die Künzli Sneaker-Linie mit den bekannten fünf Künzli-Streifen. 2012 verlor Künzli allerdings das Markenzeichen an den aus der eigenen Firma heraus entstandenen US-Konzern K-Swiss. 2020 kehrten die bekannten fünf Streifen aber wieder zurück auf die Sneakers. (awp/sda/cbe)