16.03.2025

Getty Images

Die Täuschung mit falschen Bildern

Die US-Bildagentur verkauft laut NZZ am Sonntag computergenerierte Kreationen als echte Fotografien. Damit gefährdet sie die Glaubwürdigkeit des Bilderjournalismus. Besonders brisant: Getty bietet diese computergenerierten Bilder sogar in der für Nachrichtenmedien bestimmten Editorial-Kategorie an.
Getty Images: Die Täuschung mit falschen Bildern
Die Freiburger Nachrichten illustrierten am 21. November 2024 die Zerstörung eines Ostsee-Tiefseekabels mit diesem Getty-Bild. (Bild: persoenlich.com/cbe)

Eine Recherche in der NZZ am Sonntag deckt auf, dass die Bildagentur Getty Images computergenerierte Bilder als echte Fotografien deklariert und verkauft. Der Autor zeigt am Beispiel eines Bildes eines Tiefseekabels, das nach einer Sabotage in der Ostsee von den Freiburger Nachrichten verwendet wurde, wie problematisch diese Praxis ist. Die Freiburger Nachrichten beziehen internationale und nationale Nachrichten von CH Media (persoenlich.com berichtete).

Auf Nachfrage teilte CH Media mit, es handle sich um «kein KI-generiertes Foto». Das als «Fotografie» ausgewiesene Bild wurde jedoch tatsächlich mittels 3D-Rendering am Computer erstellt. Erst nach intensiver Recherche und direktem Kontakt mit dem Bildautor konnte der Journalist diese Information verifizieren. Selbst nach mehrfacher Nachfrage bestätigte der Kundendienst von Getty Images zunächst fälschlicherweise, dass es sich um eine echte Aufnahme handle, bevor das Unternehmen schliesslich einräumte, dass das Bild computergeneriert ist.

Besonders problematisch ist, dass solche künstlich erstellten Bilder nicht nur in der Kreativbibliothek, sondern auch in der für Informationsmedien bestimmten Editorial-Kategorie angeboten werden. Dies widerspricht einer eigenen Getty-Studie, wonach fast 90 Prozent der Verbraucher Transparenz bezüglich der Bildauthentizität wünschen.

Der Artikel in der NZZ am Sonntag kritisiert zudem, dass auch stark manipulierte Fotografien ohne entsprechende Kennzeichnung angeboten werden. Getty behauptet zwar, KI-generierte oder modifizierte Inhalte abzulehnen, erlaubt aber gleichzeitig weitreichende Bildmanipulationen, die nicht deklariert werden müssen.

Für faktenbasierten Journalismus sei es essenziell, dass Bildagenturen transparenter arbeiten und Bildmanipulationen klar kennzeichnen, so das Fazit des Autors. (cbe)



In einer Stellungnahme zu den Vorwürfen der NZZ am Sonntag äussert sich Getty Images gegenüber persoenlich.com wie folgt:

«The recent article, published in NZZ, contains grossly inaccurate and misleading statements that misrepresent Getty Images and the information we provided at the point of request. Specifically, the article falsely claims that a 3-D rendered stock image that exists solely within our creative library is available within our editorial library. This is a blatant mischaracterization of our content and a serious breach of journalistic integrity.

Further, the article makes misleading statements about the transparency of our content in both our creative and editorial libraries. Getty Images does not accept AI-generated imagery in its creative or editorial libraries. We maintain a strict editorial policy which states that Getty Images does not produce or distribute editorial content that has been created or augmented using AI. This article misleads the public about our rigorous standards for both editorial and creative content, and these false claims are damaging to our reputation. We consider this a serious matter and are evaluating our next steps to ensure this misrepresentation is corrected. We have requested for NZZ to immediately take down the story and provide a correction.»


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