22.08.2024

Furthur

«Es geht selten um Likes, sondern um Warenkorb-Volumen»

Seit einem Jahr ist die Social-Media-Marketing-Agentur Furthur am Markt tätig. Mitgründer Dominik Lämmler über unternehmerische Herausforderungen und künstliche Intelligenz als Chance.
Furthur: «Es geht selten um Likes, sondern um Warenkorb-Volumen»
«Die Zeiten, in denen ein lustiges Video auf den Sozialen Medien als Äquivalent eines Social-Media-Marketing-Konzeptes galt, ist zum Glück vorbei»: Dominik Lämmler ist Mitgründer von Furthur. (Bild: zVg)

Dominik Lämmler, Sie haben sich vor einem Jahr mit Furthur selbstständig gemacht. Welche Lehren nehmen Sie aus dem ersten Jahr als Jungunternehmer mit?
Dass der alltägliche, ätzende und unproduktive Sitzungsmarathon kein Naturgesetz ist. Neuerdings freue ich mich jeden Tag aufs Neue. Ich freue mich auf das, was unsere zentrale Aufgabe betrifft. Der Fokus liegt auf der Dienstleistung, also unserem Produkt, und das heisst: Scientific Social Media Marketing. Wie machen wir den Kunden glücklich? Wie können wir den Geschäftsverlauf unserer Kunden durch Social Media positiv beeinflussen? Diese Fragen bestimmen meinen Tag. Öde Selbstverwaltung, die früher meinen professionellen Alltag dominierte, ist auf ein Minimum reduziert.

In den letzten Monaten ist die Zahl der Influencer und Social-Media-Expertinnen stark gewachsen. Wie nehmen Sie die Branche aktuell wahr?
Die Branche unterliegt einem starken Wandel. Was gestern galt, wird heute hinterfragt und umgekehrt. Dies wird befeuert durch Ungewissheit: Wohin bewegt sich der Markt? Und wie immer in unsicheren Zeiten, stellen Brands umgehend ihre Marketingaktivitäten auf den Prüfstand. Würde ich auch. Diese Challenge nehmen wir gerne an. Die Spendings auf den Sozialen Medien steigen zwar kontinuierlich an, aber die Kunden fordern Ergebnisse und wollen diese an harten KPIs gemessen haben. Die Zeiten, in denen ein lustiges Video auf den Sozialen Medien als Äquivalent eines Social-Media-Marketing-Konzeptes galt, ist zum Glück vorbei.

Wie versuchen Sie als Unternehmen, von den anderen Anbietern herauszustechen?
Wir richten alle unsere Aktivitäten an den umsatzrelevantesten KPIs im Marketing-Funnel aus. Dies sind selten Impressions, Likes und Klicks. Es geht um Warenkorb-Volumen, Einkaufsvolumen, Kosten pro Einkauf und im besten Fall um den Customer-Lifetime-Value. Wir optimieren auf messbare Marken-Metriken wie inkrementellen Brand-Lift, der durch eine Kampagne erzeugt werden konnte. Hier hilft uns unter anderem die Erfahrung, die meine Geschäftspartnerin Alice Talotti und ich aus den letzten vier Jahren bei Meta DACH mitnehmen konnten.

Für welche Kunden ist Furthur aktuell tätig?
Für grosse Marken wie 20 Minuten, Baur au Lac Vins, Galenica, Rivella, Salt. Genauso viel Spass bringt jedoch die Zusammenarbeit mit Challengern. Zum Beispiel Formetta, eine Firma, die Nahrungsergänzungsmittel vertreibt. Ich benutze die Produkte selbst und muss mich fragen: Wieso kannte ich die nicht schon früher? Das ändern wir jetzt. Oder AsFam, eine Firma, die pflegende Angehörige unterstützt.

Welche Arbeit hat Sie in den vergangenen Monaten besonders herausgefordert, und warum?
Ich habe niemanden, der meine Agenda managed. Ich muss alles selber machen und bin für alles selbst verantwortlich: Administration, Prozesse mit unseren Kunden, Akquise, etc. Zudem ist es sehr anspruchsvoll, technisch am Ball zu bleiben. Wöchentlich werden neue Features auf den Plattformen lanciert. Die müssen wir verstehen und für den Kunden sinnvoll interpretieren.

Welchen Umsatz hat Furthur im ersten Geschäftsjahr gemacht? Schreiben Sie schwarze Zahlen?
Die aktuelle Jahresabrechnung liegt mir noch nicht vor. Aber wir schreiben seit Gründung Beginn an schwarze Zahlen. Als Agentur, die relativ überschaubare Investitionskosten hat, ist dies jedoch keine Meisterleistung.

Kommen wir noch auf KI zu reden. Wo vereinfacht Ihnen die Technologie zurzeit die Arbeit? Wo sehen Sie Potenzial im Social-Media-Marketing?
Wissen Sie eigentlich, dass Meta seit Jahren mit künstlicher Intelligenz arbeitet? Nur gab's damals dieses Label noch nicht. Algorithmen sind nichts anders als KI. Früher – und ich rede da von einer Zeit weit vor dem 30. November 2022 – mussten wir noch komplexe Zielgruppen- und Funnel-Strategien modellieren. Schon längst modellieren und entscheiden die KI-basierten Algorithmen mehr oder weniger alles von alleine. Sogar die Farbe des Hintergrundes eines Ads kann mit KI automatisiert ausgespielt werden, wobei die Farbe mit der grösstmöglichen Abverkaufschance gewählt wird. Eher neu sind die KI-Creator Tools. Zum Beispiel dasjenige von TikTok, das mit wenigen Handgriffen Videos von Influencern generiert, die gar nicht existieren. Aber auch hier gilt weiterhin «Garbage in, Garbage out». Bei dieser Sortierung helfen wir.

Wo sehen Sie in Bezug auf KI Risiken in Ihrem Bereich?
Ich sehe nur Vorteile für den Werbetreibenden. Die Frage ist doch: Was passiert, wenn alle Brands die Auslieferung der KI überlassen? Spätestens dann fehlt es an Differenzierungsmerkmalen. Deshalb ist ein gut konzipiertes Creative jetzt bereits heute wichtiger denn je.

Mit Blick nach vorn: Welche Ziele haben Sie sich für Furthur fürs kommende Jahr gesetzt?
Wir wollen natürlich wachsen. Zum einen mit unseren bestehenden Kunden. Im Weiteren mit neuen Kunden. Zudem lancieren wir demnächst einige Partnerschaften mit den wichtigsten Verbänden der Industrie. Unser neues Büro an der Bellerivestrasse ist eingerichtet, und wir sind bereit für einen personellen Ausbau. Dieser startet bereits im kommenden Monat.


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