Google beschäftigt heute 5000 Personen in Zürich und prägt das Stadtbild. War es von Anfang an geplant, dass Zürich zu einem so wichtigen Standort für die Firma wird?
Wir haben mit vier Personen am Limmatquai begonnen. Geplant, kann man nicht sagen. Es ist ein organisches Wachstum, es sind gute Leute zusammengekommen und es hat gut funktioniert. Auch ein Teil, warum es gut funktioniert, sind natürlich die Rahmenbedingungen: die weltweit renommierten Hochschulen, eine gute Anbindung an die Wirtschaft, eine tolle Lebensqualität und ein sehr offenes Umfeld. Und ich glaube, wir haben auch unseren Teil dann dazu beigetragen, dass sich das Innovationsökosystem auch so gut entwickeln konnte in Zürich und dem Rest der Schweiz.
Auf dem Schweizer Werbemarkt hat Google die Karten neu gemischt. Die Hälfte der Werbeausgaben landet bei Google und den anderen grossen amerikanischen Tech-Firmen. Dafür kommt das Unternehmen immer wieder unter Beschuss. Wie gehen Sie mit der Kritik um?
Da muss man den Blick ein bisschen weiten. Wir haben in den letzten 20 oder auch 25 Jahren einen generellen Technologiewandel gesehen. Das Thema Digitalisierung und der Zugang zum Internet ist eine sehr grosse Entwicklung. Die Produkte, die Google anbietet, haben auch tolle Möglichkeiten für Unternehmen geschaffen. Viele neue Businessmodelle sind entstanden, zum Beispiel im Export, weil der Zugang zu Konsumenten in anderen Ländern wesentlich vereinfacht wurde. Also ich glaube, man muss ein bisschen die grössere Dynamik dahinter sehen. Der Zugang und das Angebot, das wir geschaffen haben, funktionieren natürlich auch sehr gut für Unternehmen.
Google schafft zwar ein Angebot, aber nimmt ja auch viel von den Werbeeinnahmen, die sich vorher im Schweizer Markt verteilt haben.
Ich glaube, Unternehmen entscheiden selbst, wo sie ihr Werbebudget investieren. Und diese Entscheide richten sich danach, wo Unternehmen erfolgreich Werbung betreiben und Produkte vermarkten können. Wichtig ist, den grösseren Wandel der Wirtschaft, der Mediennutzung und der Digitalisierung zu sehen. Es hat immer wieder historische Verschiebungen am Werbemarkt gegeben. Ich glaube, dass es bei der Digitalisierung aber sehr speziell ist, weil neue Businessmodelle ermöglicht wurden. Man kann nicht von einer Verschiebung sprechen, sondern es sind neue werbetreibende Unternehmen entstanden.
«Es ist ja so, dass wir seit vielen Jahren auch die Verlegerlandschaft und Medien in einer kooperativen Art und Weise sehr gut unterstützen.»
Die Werbeeinnahmen von Google basieren in der Schweiz auf Schätzungen. Warum macht Google bei der Erhebung der Werbestatistik nicht mit?
Das haben wir noch nie gemacht. Wir veröffentlichen keine Zahlen. Das ist vorerst auch die Entscheidung.
Der Bundesrat will das Leistungsschutzrecht für Medienunternehmen konkretisieren. Grosse Onlinedienste wie Google sollen für die Nutzung journalistischer Leistungen eine Vergütung zahlen. Was halten Sie von dem Vorhaben?
Ich glaube, auch da muss man das grössere Bild ansehen. Es ist ja so, dass wir seit vielen Jahren auch die Verlegerlandschaft und Medien in einer kooperativen Art und Weise sehr gut unterstützen. Wir haben zum Beispiel die Google News Initiative in Europa. Da ermöglichen wir, dass Innovation stattfinden kann. Denn auch hier hat die Digitalisierung generell einen Einfluss auf Verlagshäuser. Zum Thema Leistungsschutzrecht muss man auch ganz klar betonen: Dank des kostenlosen Traffics, der von uns kommt, tragen wir viel dazu bei, dass die Medien online genutzt werden.
Verstehen Sie, dass Verlage für die journalistischen Leistungen, die auf Google erscheinen, vergütet werden wollen?
Da gibt es ja verschiedene Vorschläge. Man muss die Details genau anschauen, um sie kommentieren zu können.
«Bereits 2016 hat Sundar Pichai gesagt, dass wir AI-first sind.»
Gäbe es irgendeine Art von Vergütung, die Google recht oder fair finden würde?
Also wir bieten verschiedene Kooperationen an und sind erfolgreich mit einigen Verlagen unterwegs. Diese Kooperationen gehen stark in die strategische Richtung. Es geht zum Beispiel um digitale Abonnenten und wie wir gemeinsam Lösungen dafür finden können.
Wir haben es in der Medienpräsentation gehört: Google setzt auf «AI-first». Ist das das Ende der klassischen Google-Suche?
Bereits 2016 hat Sundar Pichai gesagt, dass wir AI-first sind. Wir haben in den USA und in einigen Ländern bereits eine neue Weiterentwicklung von der Google-Suche gelauncht. Das nennt sich AI Overviews, also KI-Übersichten. Das Google-Suchergebnis wird mit Teilen, die über generative KI entwickelt wurden, als Antwort kombiniert. Und das wird sehr stark genutzt, also auch die junge Zielgruppe zum Beispiel nutzt das sehr stark. Das ist jetzt unsere aktuelle Herangehensweise an das Thema und wir rechnen auch damit, dass das schon bald in sehr vielen Ländern verfügbar sein wird.
Wenn die Suche nicht mehr auf Webseiten verweist, sondern direkt Antworten und gar Artikel liefert, wäre das Leistungsschutzrecht dann für Sie ein Thema?
Das kann ich jetzt in dem Zusammenhang so nicht beantworten. Ich glaube, es geht jetzt darum, wie unser Produkt sich weiterentwickelt.