Der Instagram-Kanal «szene_isch_zueri» hat 370'000 Follower und postet Videos von Menschen in Ausnahmezuständen. Anwalt Thierry Burnens analysierte für SRF Investigativ diverse Beiträge und kommt zum Schluss: Die meisten sind persönlichkeitsrechtsverletzend, da gezeigte Personen erkennbar und in erniedrigender Weise dargestellt werden.
Eine Betroffene erzählt SRF, wie ein privates Video ohne ihr Wissen auf dem zugehörigen Telegram-Kanal mit rund 70'000 Followern landete. Dieser versorgt seine Nutzer mit Inhalten, die für Instagram-Richtlinien zu explizit sind. Erst als die Frau Anzeige erstattete, verschwand das Video. Die zuständige Staatsanwaltschaft eröffnete laut dem Artikel keine Strafuntersuchung, da das Video den Tatbestand der Ehrverletzung nicht erfülle, es tangiere aber «gleichwohl die Persönlichkeitsrechte der Geschädigten».
Zu «Szene isch Züri» gehören laut SRF mindestens drei weitere Instagram-Accounts, die zusammen ein Millionenpublikum erreichen. Von dieser Reichweite profitieren laut den Recherchen Marken wie das Streetwear-Label Zhurigo und der Online-Süssigkeitenshop Sweet Dreams Schweiz. «Szene isch Züri» habe auch den Onlineshop Deluxeside beworben, der Markenfälschungen vertreibe – ein Testkauf habe dies bestätigt.
Hinter den Marken Zhurigo und Sweet Dreams Schweiz stehen gemäss SRF zwei Firmen mit Sitz in Zug, bei denen dieselbe Person das Sagen hat. SRF-Recherchen und mehrere unabhängige Quellen zeigen: Der Mann spielt eine zentrale Rolle bei «szene_isch_zueri». Er bestreitet dies über seinen Anwalt.
Social-Media-Expertin Tanja Herrmann sagt zu SRF: «Hier hat jemand aus Voyeurismus ein Geschäftsmodell gemacht.» Das Netzwerk erreiche seine Reichweite mit zugesandtem Content ohne eigene Produktionskosten und mache «Geld mit dem Leid anderer Leute». (cbe)


