04.11.2025

Thomas Renggli

«Als Chefredaktor wäre ich nicht mehr glaubwürdig»

Den Journalisten Thomas Renggli, der die Maurmer Zeitung leitet und für Weltwoche und Schweizer Illustrierte schreibt, zieht es vom Lokaljournalismus in die Lokalpolitik. Was ihn zur Kandidatur für die Exekutive seines Wohnorts motiviert hat und warum er nach einer allfälligen Wahl den Medien erhalten bliebe.
Thomas Renggli: «Als Chefredaktor wäre ich nicht mehr glaubwürdig»
«Ich bin parteilos und gehöre damit sozusagen der grössten Partei an»: Thomas Renggli will in Maur (ZH) Gemeinderat werden. (Bild: zVg)

Herr Renggli, Sie kandidieren als Gemeinderat von Maur im Kanton Zürich. Was gab den Ausschlag für diesen Entscheid?
Durch meine Arbeit als Chefredaktor der Maurmer Post wurde mein Interesse an der Kommunalpolitik geweckt. Ich stellte fest, dass auf Gemeindeebene dieselben Themen im Fokus stehen wie auf dem nationalen Parkett. Aber man ist viel näher bei den Menschen. Das reizt mich.

Als Chefredaktor der von Ihnen inzwischen mitgegründeten Maurmer Zeitung kritisieren Sie den Gemeinderat immer wieder. Würden Sie diese Funktion niederlegen, sollten Sie gewählt werden?
Absolut. Als Chefredaktor wäre ich nicht mehr glaubwürdig. Aber in einer anderen Rolle könnte ich mich journalistisch sicher noch einbringen. Schliesslich sprechen wir von einem politischen Milizsystem. Aber es ist klar, dass ich über die interne Arbeit im Gemeinderat den Deckmantel der Diskretion legen würde.

«Ich kandidiere, weil ich Lust auf Politik habe»

Spielen da auch noch Ressentiments gegenüber dem Gemeinderat eine Rolle, schliesslich wurde Ihr Vertrag mit der gemeindeeigenen Maurmer Post vor einigen Jahren nicht mehr erneuert?
Diese Frage wird mir häufig gestellt. Aber ich kann ganz klar sagen: Nein. Ich kandidiere, weil ich Lust auf Politik habe – und weil ich überzeugt bin, dass ich frischen Wind ins Gremium bringen könnte. Als Quereinsteiger sieht man die Dinge oft unverbrauchter. Und ausserdem kann ich als Parteiloser unabhängig und ohne Diktat von oben politisieren.

Wie werden Sie nun den Wahlkampf führen?
Ich habe weder eine Partei noch ein Budget. Aber mit Kreativität sollte etwas möglich sein.

Wie fest werden Sie die Maurmer Zeitung für diesen Wahlkampf nutzen?
Gar nicht. Das wäre unanständig. Natürlich werden wir in der Maurmer Zeitung über die Wahlen berichten. Aber bei uns erhalten alle Kandidatinnen und Kandidaten die gleiche Plattform und Aufmerksamkeit. Das verspreche ich.

«Wenn ich selber wähle, liegt mir das Parteidenken fern»

Wo stehen Sie politisch?
Wie gesagt, bin ich parteilos – und gehöre damit sozusagen der grössten Partei an. Ich vertrete eher bürgerliche Werte und fühle mich dem liberalen Gedankengut verpflichtet. Ausserdem möchte ich mich für das lokale Gewerbe und die Sportvereine einsetzen. Wenn ich selber wähle, liegt mir das Parteidenken fern. Auf meinem Wahlzettel steht beispielsweise Daniel Jositsch. Und solange er noch wählbar war, gehörte meine Stimme auch Peter Spuhler.

Ihr Vater war der legendäre Sportreporter Sepp Renggli. War dieser selbst einmal politisch aktiv?
Er wurde mehrmals angefragt – aber verzichtete darauf. Auch weil er als Führungskraft der SRG bereits genügend im Fokus stand. Als moralische Unterstützung für seinen guten Freund Dölf Ogi unterschrieb er eine SVP-Mitgliedschaft.

Wie beurteilen Sie Ihre Wahlchancen?
Das Rennen ist offen. Es gibt acht Bewerber für sieben Sitze. Ich würde nicht mein ganzes Vermögen auf meine Wahl setzen, aber in der Politik ist es wie im Sport – und der Aussenseiterbonus ist nicht zu unterschätzen.

Haben Sie bereits ein Unterstützungskomitee ins Leben gerufen?
Noch nicht. Aber grundsätzlich möchte ich meine Kandidatur auf eine breite Basis stellen. Mein Unterstützungskomitee sind im Idealfall alle Bürgerinnen und Bürger von Maur – vielleicht ja sogar Gemeindepräsident Yves Keller.


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KOMMENTARE

Giorgio Keller
04.11.2025 12:07 Uhr
Bitte nicht Politikambitionen mit meinem Namensvetter Keller verschönern.
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