14.04.2024

Peter Studer

Bewegender Abschied für ehemaligen Tagi-Chefredaktor

Eine bewegende Gedenkfeier für Peter Studer hat am Freitag in den Räumlichkeiten der TX Group stattgefunden. Initiiert hatte die Gedenkfeier Medienanwalt Bruno Glaus und der langjährige Tages-Anzeiger-Journalist Hanspeter Bürgin, zwei gute Bekannte Studers.
Peter Studer: Bewegender Abschied für ehemaligen Tagi-Chefredaktor
Bruder Fritz Studer zu seinem ältesten Bruder Peter Studer: «Er musste nie helfen in der Küche». (Bilder: Hans-Ulrich Blöchliger)

An der Veranstaltung nahmen 60 Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter sowie Geschwister und Familienangehörige Studers teil. Der langjährige Journalist war im vergangenen Dezember 88-jährig verstorben (persoenlich.com berichtete).

Vietnam, Watergate und Zürcher Unruhen

Der 1935 als Arztsohn in Davos geborene und in Luzern aufgewachsene Studer wechselte 1964 zum Tages-Anzeiger, wo er unter anderem als Korrespondent vom Vietnamkrieg und später aus den USA über die Watergate-Affäre berichtete. Von 1978 bis 1987 war er Chefredaktor des Tages-Anzeiger, anschliessend dessen publizistischer Leiter.

Von 1990 bis 2001 war Studer Chefredaktor des Schweizer Fernsehen, danach präsidierte der promovierte Jurist noch sechs Jahre den Presserat. Studer publizierte auch Bücher über Medien- und Kunstrecht.

Gentleman zwischen allen Fronten

In kurzen Statements würdigten die ehemaligen Tages-Anzeiger-Redaktoren Emanuel La Roche und Eva Mackert, Ex-SonntagsZeitungs-Chefredaktor und der spätere Nachnachfolger Studers beim Schweizer Fernsehen Ueli Haldimann, Medienunternehmer und Radio-1-Chef Roger Schawinski sowie Publizist und Ex-Züri-Woche-Chefredaktor Karl Lüönd Studers Wirken. Von allen Referenten wurden die Professionalität, die Fairness und vor allem liberale Grundhaltung des Verstorbenen hervorgehoben. Mackert bezeichnete Studer als «Boss der Luzerner Mafia», einer Ansammlung von gebürtigen Luzerner Journalistinnen und Journalisten, die zu jener Zeit beim Tagi arbeiteten.

Aus allen Referaten war herauszuhören, dass «Gentleman Studer» (Schawinski) immer wieder zwischen den verschiedensten Fronten gestanden und mit allen möglichen Interessenkonflikten konfrontiert gewesen sei. Dies vor allem in den Achtzigerjahren bei den Zürcher Unruhen, wo der Tagi und dessen Redaktion eine kritische Sicht gegenüber den Behörden und der Polizei einnahmen, später aber auch beim Inseratenboykott der Autoimporteure oder – was nicht erwähnt wurde – beim Schreibverbot von Niklaus Meienberg.

Lüönd betonte, dass wenig bekannt sei, dass Studer auch eine militärische Karriere eingeschlagen habe. Der Publizist schilderte auf launige Weise den Tagesablauf bei der APF, bei der vor allem mehr oder weniger motivierte Journalisten unter Studers Leitung ihren Militärdienst absolvierten. Der Tagi-Chefredaktor habe es aber verstanden, die Teilnehmenden für ihre Tätigkeit einzunehmen.

Schawinski hatte seit seiner Zeit als Tat-Chefredaktor Ende der Siebzigerjahre und später bei Radio 24 immer wieder berufliche Berührungen mit Studer und dem Tages-Anzeiger. Für ihn war der Verstorbene vor allem ein Mann der Zeitung und des Medienrechts und weniger des Fernsehens gewesen. Dieser Einschätzung widersprach Ueli Haldimann. Für diesen ist Studers Durchsetzung der bis heute angewendeten Programmstruktur Anfang der Neunzigerjahre, bei welcher «10 vor 10» eingeführt wurde, einer der Hauptgründe, warum das SRF-Programm immer noch gute Quoten erziele.

Beim anschliessenden Apéro, der von Tamedia und dessen Verleger Pietro Supino gespendet wurde, tauschten die Gäste Erinnerungen über den Verstorbenen aus. Anschliessend wurde von den Veranstaltern auch das letzte Buch Studers über Kunst und Kulturrecht, das er zusammen mit Bruno Glaus und Regula Bähler publiziert hatte, sowie ein Spezialdruck mit einem Porträt über den Verstorbenen, den «persönlich»-Verleger Matthias Ackeret 2003 für das Buch «Läufer, Mietmaul, König» geschrieben hatte, verteilt. (ma)

 

 


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