26.10.2025

KOF-Studie

ChatGPT erhöht die Arbeitslosigkeit

Eine neue Untersuchung des KOF-Instituts der ETH zeigt erstmals messbare Auswirkungen von künstlicher Intelligenz auf den Schweizer Arbeitsmarkt. Besonders betroffen sind Programmierer, aber auch Journalisten und Marketingfachkräfte. Die Studie bestätigt Warnungen vor einem Jobverlust in Wissensberufen.
KOF-Studie: ChatGPT erhöht die Arbeitslosigkeit
Die KOF-Studie zeigt: Arbeitslosigkeit in hochexponierten Berufen stieg um 27 Prozent stärker als in wenig KI-betroffenen Tätigkeiten. (Bild: KI-generiert, Gemini)

Knapp drei Jahre nach dem Launch von ChatGPT belegt eine KOF-Studie konkrete Folgen für die Schweizer Arbeitswelt. «Seit Ende 2022 sehen wir einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit in Berufen, die der KI stark ausgesetzt sind im Vergleich zu Berufen, die kaum betroffen sind», erklärt Michael Siegenthaler, Leiter Arbeitsmarktanalyse beim KOF-Institut, gegenüber der NZZ am Sonntag.

Die Forscher Jeremias Klaeui und Michael Siegenthaler analysierten erstmals mit für die USA entwickelten Methoden die Schweizer Arbeitsmarktdaten. Die Zahl der Stellensuchenden stieg ab November 2022 in stark exponierten Berufen um durchschnittlich 27 Prozent stärker als in wenig KI-exponierten Berufen, wie es in einer Mitteilung heisst. Gleichzeitig ging die Zahl der Stellenausschreibungen in hochexponierten Berufen deutlich stärker zurück.

Die höchste KI-Exposition weisen gemäss der Studie Anwendungsprogrammierer, Datenbankentwickler und Softwareentwickler auf. Auch «Autorinnen und verwandte schriftstellerische Berufe» gehören zu den Top 10 der KI-exponierten Tätigkeiten.

Über diese hochexponierten Berufe hinaus verzeichnen auch «Journalistinnen und Fachkräfte im Marketing markante relative Zuwächse» der Arbeitslosigkeit. Die Untersuchung zeigt einen grundlegenden Unterschied zur bisherigen Digitalisierung: Während frühere Technologien vor allem Routinetätigkeiten betrafen, sind nun besonders viele Wissensberufe mit erhöhten Qualifikationsanforderungen betroffen.

Jüngere stärker betroffen

Jüngere Arbeitnehmer unter 50 Jahren verzeichnen einen stärkeren Anstieg als ältere Beschäftigte, wobei die Unterschiede nach Altersgruppen in der Schweiz weniger ausgeprägt sind als in den USA. Bei den unter 50-Jährigen hat sich die Zahl der registrierten Stellensuchenden in stark exponierten Berufen seit Herbst 2022 mehr als verdoppelt.

Die ETH-Untersuchung misst relative Verschiebungen zwischen Berufsgruppen, nicht den Effekt auf die Gesamtbeschäftigung. Da KI Schweizer Firmen produktiver macht, dürften sich auch positive Auswirkungen auf die Gesamtbeschäftigung ergeben. «Insgesamt deuten die Resultate aber recht stark darauf hin, dass generative KI hinter dem zuletzt beobachteten Anstieg der Arbeitslosigkeit in einigen stark KI-exponierten Berufen steht», kommentiert Arbeitsmarktökonom Siegenthaler. (pd/cbe)


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KOMMENTARE

Dieter Widmer
27.10.2025 09:13 Uhr
Ich kann das Ergebnis dieser KOF-Studie nicht nachvollziehen. Wer relative Verschiebungen zwischen Berufsgruppen zu messen versucht, darf kaum Anspruch darauf erheben, dass das Resultat stimmt. Wenn ein Unternehmen 200, 500 oder 1000 Personen entlässt, wie jetzt passiert, hat das mit KI gar nichts zu tun. Da fallen einfach Arbeitsplätze weg, weil das Geschäft nicht mehr rentiert. Ich habe den Eindruck, uns wird zunehmend eine KI-Abhängigkeit an Arbeitsplätzen suggeriert, die es in dieser Absolutheit nicht gibt.
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