Die Jury hob an der Erzählung «Sich lichtende Nebel» die «Klarheit, Schönheit und Einfachheit» hervor, wie deren Präsident Michael Luisier sagte. Der Autor habe einen stimmigen Weg gefunden, eigentlich Unsagbares zu sagen.
Der 80-jährige Haller setzte sich mit seinem Werk gegen die jüngere Kollegin Sarah Elena Müller und seine ebenfalls jüngeren Mitnominierten Demian Lienhard, Matthias Zschokke und Adam Schwarz durch, die mit jeweils 3000 Franken entschädigt werden. Luisier sagte aber, dass der Jury die Wahl des siegreichen Werks nicht einfach gefallen sei – ohne weitere Details zu verraten.
Wissenschaft und Fiktion
Hallers rund 120 Seiten kurze Erzählung verleiht einer Anekdote aus der Welt der Wissenschaften oder genauer der Physik ein literarisches Gesicht. Sie bettet die Entstehungsgeschichte von Werner Heisenbergs epochaler Unschärferelation in ein reizvolles fiktionales Erlebnis ein.
Und er setzt dieser wissenschaftlichen Erkenntnis eine Art Alter Ego-Figur gegenüber, die sich als Nichtwissender im Nebel von seltsamen Erlebnissen verliert, welche, die Gesetze der Physik aushebeln.
Der Geehrte zeigte sich in seiner kurzen Ansprache nach der Preisverleihung sichtlich gerührt. "Sie sehen sich nun einem Menschen gegenüber, der 60 Jahre lang an seiner Sprache gefeilt hat, nun aber sprachlos ist", sagte Haller. Sein Buch habe sich dem Schreibenden gegenüber hartnäckig durchgesetzt, umso mehr freue er sich nun, für die Arbeit mit diesem Preis belohnt zu werden.
Literatur in Zeiten grösster Verunsicherung
Träger des Schweizer Buchpreises sind der Verein Literatur Basel und der Schweizer Buchhandels- und Verlags-Verband (SBVV). Der neue Verbandspräsident Manuel Schär betonte in seiner Ansprache den hohen Stellenwert der Literatur in Zeiten grösster Verunsicherung mit vielen Lügen und Halbwahrheiten. Bücher zu schreiben und zu lesen mache widerstandsfähig, sagte er.
Der Schweizer Buchpreis wurde 2008 als Marketinginstrument ins Leben gerufen. Die Preisträgerin oder der Preisträger platziert sich meist – neu oder erneut – oben auf den Bestsellerlisten. Auch die Nominierten erleben in der Regel Verkaufsschübe. Da der Schweizer Buchpreis ausschliesslich deutschsprachige Schweizer Literatur berücksichtigt, unterstützt der Bund die Auszeichnung nicht.
Für den 16. Schweizer Buchpreis waren insgesamt 85 Titel eingereicht worden. (sda/nil)