Yvonne Eisenring, wie und wo beginnt Ihr Arbeitsalltag am Morgen?
Einen Alltag habe ich nicht wirklich. Wie ich beginne, kommt darauf an, wo ich bin – ich verbringe die Hälfte des Jahres im Ausland, die andere in Zürich – und an welchem Projekt ich gerade arbeite.
Was hat sich in den letzten fünf Jahren an Ihrem Job verändert?
Mein Berufsleben hat sich in den letzten fünf Jahren komplett verändert. 2019 reiste ich für das Medienkunstprojekt «Yuujou» um die halbe Welt. Wir wollten in hundert Tagen von Berlin nach Tokio, indem wir immer von einer Freund:in zur nächsten gereist sind. Seither ist viel passiert. Ich habe zwei Bücher geschrieben und publiziert, eines meiner Theaterstücke wurde aufgeführt und ein anderes für eine Inszenierung in Buenos Aires ins Spanische übersetzt. Die Podcasts «Zivadiliring» und «Wahrheit, Wein und Eisenring» gab es vor fünf Jahren auch noch nicht.
Was braucht es, damit Sie in den kreativen Workflow kommen?
Wenn ich kreativ arbeite, sprich an einem Buch, Theaterstück oder Drehbuch schreibe, dann braucht es einen freien Vormittag dafür. Am Morgen muss ich Sport machen, Freund:innen treffen, meinen Kopf ruhen lassen und meinen Gedanken nachhängen können. Ich kann nur kreativ, effizient und produktiv sein, wenn ich mir diese Pausen am Morgen gönne.
Was schätzen Sie an Sitzungen am meisten?
Wenn sie schnell vorbei sind.
Wobei hilft Ihnen KI im Berufsalltag?
Beim kreativen Schreiben eher wenig. Auch beim Moderieren kommt KI nicht wirklich zum Einsatz. Als Inspiration für einen Titel habe ich KI aber auch schon genutzt.
Welches Projekt in letzter Zeit war für Sie eine besondere Herausforderung und weshalb?
Ich habe für die Produktionsfirma Tellfilm mein erstes Drehbuch für einen Kinospielfilm geschrieben. Er soll nächstes Jahr gedreht werden. Chris Niemeyer macht Regie, was mich sehr freut. Die Filmbranche ist total neu für mich, was immer wieder eine Herausforderung für mich ist - aber eine so spannende, dass ich schon am Konzipieren von weiteren Serien und Filmen bin.
Welches Kompliment würden Sie aktuell einer Kollegin oder einem Kollegen aus der Medienbranche aussprechen?
Nadine Sommerhalder und Seline Meier (Chefredaktorin und stv. Chefredaktorin bei Watson), Sandro Inguscio (Chief Digital & Distribution Officer bei Blick) und Samuel Burgener (Leiter Nachrichtenressort bei der NZZ). Ich kenne alle vier seit 15 Jahren, habe deshalb ihre Karrieren genau mitverfolgt und bin tief beeindruckt, wenn ich sehe, wo sie heute stehen.
Wollten Sie schon immer Journalistin und Autorin werden, oder welchen Job haben Sie als Jugendliche auch in Erwägung gezogen?
Ich wollte Schauspielerin werden. Ich habe während meiner Gymizeit in vielen Theaterstücken und Musicals mitgespielt und dann auch die Aufnahmeprüfung an einer renommierten Schauspielschule gemacht. Ich kam in die letzte Runde, dann gab es ein Gespräch mit der Schulleiterin und sie sagte, wenn ich die Ausbildung machen wolle, müsse ich mein Leben komplett der Schauspielerei unterordnen. Ich war aber gerade frisch verliebt und fand diese Vorstellung schrecklich und sagte ihr, sie könne meinen Platz jemand anderem geben. Das ist dann auch passiert und ich wurde kurz später Reporterin bei TeleZüri.
In der Sommerserie «Einblick in den Alltag» beantworten Menschen aus der Medien- und Kommunikationsbranche, die im vergangenen Jahr für ihre Arbeit ausgezeichnet worden sind, acht Fragen zu ihrem Schaffen. Der Podcast «Zivadiliring», den Yvonne Eisenring co-hostet, hat letztes Jahr den Suisse Podcast Award in der Kategorie Unterhaltung gewonnen. Im März ist ihr Buch «Life Rebel» im Piper Verlag erschienen.
Interessiert Sie die Serie? «Einblick in den Alltag» werden im Laufe des Sommers auch folgende Personen gewähren:
Mona Vetsch, Reporterin und Moderatorin bei SRF
Christof Gertsch, Reporter bei Das Magazin
Andrea Bison, Co-CEO bei Thjnk Zürich
Alexander Fleischer, Leiter Unternehmenskommunikation a. i. bei der Suva
Jana Schmid, Redaktorin bei Hauptstadt
Marion Schmitz, stv. Tourismusdirektorin bei Arosa Tourismus
Gabriela Oetliker, Senior Digital Media Consultant bei Jung von Matt Impact