Damit sind nun seit Monaten die rund 160'000 gewerkschaftlich organisierten Darsteller der Schauspielgewerkschaft SAG-AFTRA und die mehr als 11'000 Drehbuchautoren der Writers Guild in den USA im Ausstand (persoenlich.com berichtete). Sie fordern unter anderem eine bessere Vergütung und Regeln für den Einsatz von künstlicher Intelligenz. Anzeichen für ein baldiges Streikende gibt es nicht.
Die Gewerkschaften liegen im Clinch mit den Film- und Fernsehproduzenten (Alliance of Motion Picture and Television Producers/AMPTP), denen Filmstudios wie Disney und Warner Bros. und Streamingriesen wie Netflix und Apple angehören. Es ist ein zähes Ringen mit Wortgefechten und gegenseitigen Anschuldigungen, teilweise herrscht völlige Funkstille.
Nach fast 100 Tagen Streik, ohne Verhandlungen, hatten sich Anfang August erstmals wieder Vertreter der Writers Guild und der grossen Studios und Streaming-Anbieter getroffen – doch ein mehrwöchiges Hin und Her am Verhandlungstisch brachte bis jetzt keinen Erfolg – nun ist wieder Stillstand.
Völlig verhärtet sind die Fronten zwischen den Produzenten und der Schauspielgewerkschaft. Nach geplatzten Vertragsverhandlungen und dem Streikbeginn im Juli gab es bislang keine weiteren Gespräche. Sie seien bereit, einen «fairen Deal» auszuhandeln, aber sie hätten «nicht ein Wort» von der AMPTP gehört, lamentierte der Verhandlungsführer der Darsteller, Duncan Crabtree-Ireland, am vergangenen «Labor Day»-Feiertagswochenende. Die Weigerung der Produzenten, überhaupt ins Gespräch zu kommen, erscheine als «bewusste Anstrengung», den Streik zu verlängern und maximalen Schmerz zuzufügen.
Beobachter in Hollywood befürchten, dass der Ausstand noch Monate andauern könnte. Es ist der erste Doppelstreik von Schauspielern und Drehbuchautoren in den USA seit mehr als 60 Jahren. Viele Stars mischten sich schon unter die Streikposten, darunter Promis wie Jane Fonda, Sean Penn oder Colin Farrell.
Der Ausstand legt Hollywood nahezu lahm. In den USA können derzeit praktisch keine Filme und Serien mehr gedreht werden. Auch das Schreiben für künftige Programme liegt derzeit weitgehend auf Eis. Streikbedingt dürfen Schauspieler auch keine Werbung für ihre Filme machen. US-Stars bleiben nun Festivals fern, Filmstarts werden verschoben, auch die Saison der Preisverleihungen ist betroffen. Der weltweit bedeutendste Fernsehpreis Emmy – ursprünglich für Mitte September angesetzt – wird nun erst im Januar 2024 verliehen.
Wenige Produktionen sind durch besondere Interimsvereinbarungen von den Streikauflagen ausgenommen. So können etwa kleinere Independent-Firmen mit Sondergenehmigungen weiterarbeiten und für ihre Filme werben. Sie müssen aber die Streikforderungen unterstützen. Auch Schauspieler, die nicht Mitglied von SAG-AFTRA sind, dürfen weiterhin drehen. (sda/dpa/cbe)