02.11.2025

UKW

Militärfreunde setzen sich für UKW-Notfallradio ein

Das Verteidigungsdepartement will die gesetzlich verankerte UKW-Versorgung für den Notfall aufheben. Die Zuger IG Pro Notfallradio plant deshalb ein nationales Referendum gegen diesen «Schildbürgerstreich des VBS».
UKW: Militärfreunde setzen sich für UKW-Notfallradio ein
Unter solchen pyramidenförmigen Abdeckungen befinden sich leistungsstarke UKW-Antennen, die im Notfall hochgefahren werden könnten, um die Bevölkerung in den Schutzräumen zu informieren. (Bild: Flickr/Kecko)

Die Schlacht um die Beibehaltung der UKW-Frequenzen kommt in der kommenden Wintersession vor den Ständerat. Nachdem der Nationalrat in seiner Herbstsession überraschend deutlich einer Motion zugestimmt hatte, die sich für die Beibehaltung des UKW-Netzes einsetzt, liegt es nun an der kleinen Kammer, ob die UKW-Sender wie ursprünglich vorgesehen definitiv auf Ende 2026 abgeschaltet werden oder nicht. Die SRG-Radiosender sind seit Anfang dieses Jahres nur noch auf DAB empfangbar, was aber zu massiven Hörerverlusten führte (persoenlich.com berichtete).

Aufgrund dieser Situation wünschen sich nun die Privatradiosender eine Beibehaltung des UKW-Netzes. Lanciert hatte dieses Begehren bereits 2022 Medienpionier und Radio-1-Unternehmer Roger Schawinski mit einer eigenen Petition. Schawinski selbst wird diesen Donnerstag, 6. November, von der ständerätlichen Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen (KVF) im Bundeshaus angehört werden.

Gegen den «Schildbürgerstreich des VBS»

Nun bekommen die UKW-Unterstützer unerwartete Hilfe. Eine Gruppe von Militärfreunden hat die IG Pro Notfallradio ins Leben gerufen, die sich für die Beibehaltung der UKW-Versorgung für den Notfall ausspricht. Auf ihrer Website schreibt die IG, dass durch den «Schildbürgerstreich des VBS» das bestehende IBBK-Radio abgestellt würde. IBBK steht für Information der Bevölkerung durch den Bund in Krisenlagen. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz betreibt in Zusammenarbeit mit diversen zivilen und militärischen Partnern ein System mit zahlreichen leistungsstarken Spezialantennen (siehe Bild), um die Bevölkerung in Krisenlagen zu informieren.

Nationales Referendum geplant

Die Initiative zur Bildung einer Interessengruppe kommt vom ehemaligen Kommandanten der früheren Abteilung Presse und Funkspruch (APF) des Bundesrates Ueli Bollmann (Oberst aD) aus Zug. Für die IG Pro Notfallradio engagieren sich vor allem Zuger Politiker, unter anderem Willi Vollenweider, der ehemalige SVP- und spätere parteilose Kantonsrat und Ex-Präsident der Gruppe Giardino. Sollte das UKW-IBBK-Radio abgestellt werden, plant die Gruppe ein nationales Referendum. Ironischerweise kommt der neue VBS-Chef, Bundesrat Martin Pfister, auch aus dem Kanton Zug. 


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KOMMENTARE

Beat Sieber
05.11.2025 11:53 Uhr
@ André Albrecht. Vielleicht war meine Formulierung betreffend der Jungen etwas zugespitzt. Auf dem zentralen Platz in Brugg vor den Einkaufsläden sah man vor wenigen Jahren noch Junge mit ihren Ghetto-Blastern. Heute sehe ich nur noch Leute, welche mit Smartphone und Kopfhörer herumlaufen. Viele laden ihre Musik ins Gerät oder sind in der Social Media. Sie haben richtig geschrieben, im Auto hat es UKW-Radio. Darum sollte man UKW nicht einfach voreilig abstellen. Die DAB-Promotoren schneiden sich in die eigenen Hände. Mit Zwang, siehe Coronapandemie, provoziert man Unzufriedenheit.
André Albrecht
05.11.2025 09:32 Uhr
Herr Beat Sieber Dass "die Jungen" kein Radio mehr hören, würde ich bezweifeln. Die fahren ja auch Auto - und was machen dort viele Leute, egal ob jung oder alt: Radio hören.
Beat Sieber
04.11.2025 13:32 Uhr
Herr Wettstein schreibt sinngemäss, dass UKW veraltete Technik sei und DAB für Zukunft stehe. Kein Wunder, 2Go von Wettstein ist Mitglied bei der Unikom. Unikom fordert dauernd vom Berner Oberland her, dass UKW abgestellt werden müsse. Wie kommt er auf die 250 Mio. Fr. für "veraltete Technik"? Tatsache ist, dass DAB nie wirklich auf grossen Zuspruch kam bei den älteren Radiohörern. Die Jungen hören eh kein Radio mehr und erst recht nicht DAB. UKW kann in Schutzräumen sicher besser empfangen werden wegen der tieferen Frequenz. Auch, wenn das Signal schwach ist, ist die Durchsage meist noch verständlich. Bei DAB ist total Schluss, wenn das Signal eine Schwelle unterschreitet. In 10 Jahren ist die "Zukunft" von DAB Geschichte. Noch 4-5 private Linearradios werden überleben.
Reto Wettstein
03.11.2025 14:11 Uhr
DAB+-Migration hat nichts mit dem «Bunkerradio» zu tun Die Aufregung um ein angebliches «Bunkerradio-Aus» beruht auf Missverständnissen. Die Abschaltung der zivilen UKW-Frequenzen betrifft private Radios, nicht das Notfallradio des Bundes. Das sogenannte «Bunkerradio» (IBBK) ist ein eigenständiges System des Bundesamts für Bevölkerungsschutz, betrieben durch armasuisse. Es bleibt unabhängig von der Radiolandschaft erhalten, sofern der Bund dies finanziert. Krisenkommunikation verschwindet also nicht mit UKW. Der Bund setzt längst auf seine Multikanalstrategie mit Sirenen, Cell Broadcast, Alertswiss und DAB+ mit EWF-Alarmfunktion – Systeme, die im Ernstfall weit zuverlässiger sind. Eine UKW-Verlängerung wäre teuerer Rückschritt: Rund 250 Millionen Franken für veraltete Technik, statt für SwissAlert, Cyberabwehr oder Energieversorgung. DAB+ steht für Zukunft, Effizienz und Vielfalt. Reto Wettstein, Geschäftsführer 2Go Media AG, Brugg
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