27.09.2025

Todesfall

Reporterlegende Georg Stefan Troller ist tot

Der Wiener Journalist und Dokumentarfilmer Georg Stefan Troller ist im Alter von 103 Jahren in Paris gestorben. Mit seinem einfühlsamen Interviewstil prägte er Generationen von Reportern und setzte mit Sendungen wie «Pariser Journal» und «Personenbeschreibung» neue Massstäbe im deutschsprachigen Fernsehen.
Todesfall: Reporterlegende Georg Stefan Troller ist tot
Georg Stefan Troller bei einer Lesung im Metro Kinokulturhaus in Wien im November 2021. (Bild: Keystone/APA/Georg Hochmuth)

Er hat etwa 2000 Interviews geführt und mehr als 170 Filme gedreht. Sein «human touch», den er als erster in das deutsche Fernsehen einführte, machte Georg Stefan Troller zu einer Reporterlegende. Nun ist der Journalist, Dokumentarfilmer, Drehbuchautor und Schriftsteller im Alter von 103 Jahren gestorben, wie seine Tochter Fenn Troller in Paris mitteilte.

Einfühlsamer Beobachter menschlicher Schicksale

Troller ging es immer um Menschen und ihre Schicksale, gleich ob bekannte oder unbekannte Menschen, ob grosse oder kleine Lebensgeschichten. In seinen Reportagen ging er an die Grenzen des journalistisch Möglichen: Er tastete sich an die Menschen heran, über die er berichtete, fragte sie aus, ohne sie vorzuführen, trat in ihr Leben, ohne sie blosszustellen. Ein unverkennbarer Stil, der ihn zum Vorbild ganzer Journalistengenerationen werden liess.

Die «Literarische Welt», bei der Troller bis zuletzt als Kolumnist tätig war, trauert um einen «Jahrhundertzeugen».

Herkunft und Flucht vor den Nationalsozialisten

Troller wurde am 10. Dezember 1921 in Wien in eine jüdische Pelzhändlerfamilie geboren. 1938 flüchtete seine Familie vor den Nazis zunächst in die Tschechoslowakei, dann nach Frankreich und von dort in die USA.

Im Jahr 1943 wurde er von der US-Armee zum Kriegsdienst eingezogen, nach Ende des Zweiten Weltkriegs begann er dort Theaterwissenschaft zu studieren, ehe er dank eines Stipendiums im Jahr 1950 an die Sorbonne nach Paris kam. Dort fand er seine Berufung als Kulturkorrespondent und Fernsehreporter.

Fernsehkarriere zwischen Paris, Köln und Mainz

Seine Karriere begann er in den 60er-Jahren mit der Sendung «Pariser Journal» im Westdeutschen Rundfunk mit prominenten und weniger prominenten Gästen aus der französischen Hauptstadt. Später setzte er sie mit der ZDF-Sendereihe «Personenbeschreibung» fort, die mit psychologischen Porträts von Menschen unterschiedlichster Herkunft neue Massstäbe im Fernsehen setzte. (sda/dpa/cbe)


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