Herr Lebrument, Sie sind seit fünf Jahren Präsident des Verbandes Schweizer Presse. Wie lange wollen Sie dieses Amt noch ausüben?
(Lacht) Hans Heinrich Coninx hat im Rahmen seiner Abschiedsrede 2003 auf seine zwölfjährige Tätigkeit hingewiesen und festgehalten, dass ein Verlegerpräsident mindes-tens eine zweistellige Anzahl von Jahren in diesem Amt verbringen sollte. Dies galt auch für seinen Vorgänger Max Rapold und alle mir bekannten früheren Präsidenten. Ich möchte diese Tradition nicht abbrechen, also bleibe auch ich zehn Jahre. Es sei denn, die Mitgliederversammlung wünscht einen Wechsel. Die-se Kontinuität hat dem Verband Schweizer Presse gut getan.
Unter Ihrer Amtsführung kam es zu bislang ?unüblich harten Auseinandersetzungen zwischen den Journalistenorganisationen, dem Presserat ?und dem Verlegerverband.
Sie haben recht, diese Art der Auseinandersetzung war für den Verlegerverband neu. Allerdings erinnere ich mich, dass wir in den Siebzigerjahren und Anfang der Achtzigerjahre harte Auseinandersetzungen hatten. Grosse Verlage wie etwa Tages-Anzeiger und Ringier sind damals aus dem Verband ausgetreten. Das Klima Anfang dieses Jahrtausends war einer der Gründe, dass man mich zum Präsidenten gewählt hat. Wir Verleger standen in vielen Bereichen im Abseits. Vor meinem Amtsantritt existierte noch ein Branchen-Gesamtarbeitsvertrag (GAV), welcher die innere Pressefreiheit sehr exzessiv formulierte. Dadurch wurde den Verlegern der Zugang zum redaktionellen Teil sehr erschwert, sodass nur noch strategische Vorstellungen in Form von Leitbildern und Statuten denkbar waren. Mittlerweile gibt es keinen GAV mehr, und der Verband Schweizer Presse ist Mitglied des Presserates. Die Zeit, als ausschliesslich die Journalistenverbände für medienethische Fragen und Selbstkontrolle zuständig waren, ist vorbei. Die Besitzer, die Verleger, entscheiden zusammen mit den Journalisten in diesen Fragen.
Waren die Auseinandersetzungen notwendig?
Zweifelsohne. Es störte mich schon lange, dass wir Verleger im redaktionellen Teil einer Zeitung wenig zu sagen hatten. Das Gleiche galt auch für den Anzeigenteil. Hier hatten die Vermittler das Sagen. Zudem behinderte das neue Wettbewerbsrecht den Zusammenschluss und die Kooperation von regionalen Zeitungen. Diese Lösung war nicht mehr zeitgemäss und bewirkte, dass die lokalen Medien immer mehr in den Hintergrund getreten sind. Diesbezüglich wurden während meiner Amtszeit Veränderungen herbeigeführt, das heisst, das Wettbewerbsgesetz wurde revidiert, und die Presseartikel verschwanden aus dem Gesetz. Kurz gesagt: Die Verleger haben sich ihre Zeitungen vor allem im inhaltlichen Bereich wieder zurückerobert.
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