Gioia Bozzato, Sie haben sich nach zwölf Jahren entschieden, den ADC zu verlassen (persoenlich.com berichtete). Was ist der Grund?
Frank Bodins Abschiedsgeschenk an mich war eines seiner Bilder mit dem überragenden Text: «Believing something can make it happen». Für mich ein klares Zeichen, dass die Zeit für eine Veränderung gekommen ist. Dieser Entscheid kam zeitgleich mit dem Umzug meines Sohnes an die Universität und gibt mir einen wohlverdienten Freiraum für Neues.
Wie hat sich der ADC in den vergangenen zwölf Jahren verändert?
Es hat sich vieles getan. Wir haben den Club mit einer klaren Strategie transformiert und mit dem damaligen Claim «The Leading Creatives in Communication» neu ausgerichtet sowie geöffnet. Die Jurierung wurde digitalisiert. In Kooperation mit der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) haben wir die Creative Week entwickelt und damit einer breiteren Öffentlichkeit Einblicke in das Schaffen der Schweizer Kreativwirtschaft geboten. Aus der ADC/LSA-Kreativschule entstand die Ad School, in Kooperation mit der HWZ haben wir den anerkannten CAS «Kreation und Strategische Planung» geschaffen. Zahlreiche weitere Projekte wurden ins Leben gerufen, wie beispielsweise der «Auftraggeber des Monats» mit dem Printmagazin persönlich, die Speed-Seminare mit Facebook oder die Initiativen mit Creative Without Borders, um Spenden für die kriegsgeschüttelte Ukraine zu generieren. Und vieles, vieles mehr.
«Die Begeisterung und die Dynamik, die von den Jungen in die Branche gebracht wird, stimmen mich zuversichtlich und erfüllen mich mit Stolz»
Wenn Sie zurückschauen, was waren für Sie die Höhepunkte?
Es waren so viele Höhepunkte, dass es mir unmöglich ist, sie alle zu nennen. Wir waren zum Beispiel die ersten, die Wolfgang Beltracchi im Rahmen der Creative Week für einen Vortrag an der Zürcher Hochschule der Künste gewinnen konnten. Genauso sprengten die Vorträge von Jessica Walsh und Stefan Sagmeister die Kaskadenhalle der Hochschule. Der Erfolg war riesig. Die Öffnung des Clubs mit der neuen Geschäftsstelle und der lebhaften Galerie als Begegnungs- und Diskussionsort für Kreative aus der Kommunikationswirtschaft war ein weiteres Highlight. Wir haben damals den Kreis auch für Nichtmitglieder geöffnet und konnten somit durch zahlreiche Ausstellungen, exklusive Lesungen und schrille Events inspirieren und an Relevanz gewinnen. Die strahlenden Gesichter und das Jubeln der jungen Talente bei den jährlichen Preisübergaben in Zürich und Cannes werde ich nie vergessen. Die Begeisterung und die Dynamik, die von den Jungen in die Branche gebracht wird, stimmen mich zuversichtlich und erfüllen mich mit Stolz.
Sie haben lange Zeit in Grossagenturen gearbeitet, waren anschliessend die vergangenen zwölf Jahren im Verband tätig. Was war anders?
Seit meinem Karrierenbeginn 1990 bei der GGK hat sich natürlich, wie überall auf dieser Welt, vieles verändert. In den Agenturen war der Schwerpunkt die Kundengewinnung und -betreuung sowie die enge Zusammenarbeit mit den Kreativen. Die finanziellen Möglichkeiten waren bekanntlich viel grösser als heute. Heute wurde mir gesagt: «Du bist das Gesicht des ADC.» Ich habe die Vorbildfunktion des Vereins und dessen Werte – «einzigartig», «beflügelnd», «kämpferisch», «verantwortungsvoll» und «wegweisend» – mit Überzeugung vertreten und mich über all die Jahre immer gefreut, die bedeutendste Jurierung der Schweiz organisieren zu dürfen.
Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen beim ADC?
In dieser schrägen Zeit auf Kurs zu bleiben und weiterhin die ihn auszeichnende Qualität und Relevanz aufrechtzuerhalten, gar zu steigern.
Sie geben an der Mitgliederversammlung am 3. Oktober Ihren Abschied. Wohin führt nun Ihre Reise? Haben Sie bereits ein konkretes Jobangebot?
Meine Reise führt mich zuerst nach Kreta an die Sonne, die Füsse im Sand. Was danach kommt, steht noch in den Sternen, ganz nach dem Motto: Carpe Diem.