Matthias Koller, Sie hatten am Montag offiziell den ersten Arbeitstag als Co-CEO bei Rosarot. Sind Sie mit einem rosaroten Roller nach Albisrieden gefahren?
Nein, das bin ich nicht, auch wenn tatsächlich ein rosaroter Roller bei uns in der Agentur steht. Ich bin heute Morgen schon eher auf einer rosaroten Wolke nach Albisrieden geschwebt. Auf einen Montag habe ich mich schon lange nicht mehr so gefreut.
War der Start denn auch so gut wie erwartet?
Ich wurde sehr herzlich empfangen, groove mich nun ein und lerne die neuen Kolleginnen und Kollegen, die Prozesse sowie die Auftraggeberinnen und Auftraggeber kennen.
Sie führen die Agentur zusammen mit René Karrer, der die Agentur vor rund 18 Jahren gegründet hat. Ist das nicht eine etwas schwierige Konstellation?
Nun, wir führen die Agentur als Geschäftsleitungs-Kollektiv zusammen mit Nadine Ticozzelli, Michael Schmidt und Andreas Steiner und ich mache mir überhaupt keine Sorgen, dass die Konstellation zwischen René und mir als Co-CEOs schwierig wird. René und ich kennen und schätzen uns schon länger und haben auch bereits zusammengearbeitet. Natürlich ist er Gründer der Agentur und hat am Schluss jegliche Entscheidungsfreiheit. Aber ich wäre heute nicht hier, wenn mir René nicht glaubhaft gezeigt hätte, dass er meine Inputs nicht nur akzeptiert, sondern wünscht. Er weiss, dass ich kein Verwalter bin. Ich will etwas bewegen, mich und meine Erfahrungen einbringen und etwas Positives damit bewirken. Wir haben das gleiche Ziel und die gleiche Vision.
Wie werden Sie beide sich die Aufgaben aufteilen?
René ist absoluter Experte im Bereich Brand Strategy, Brand Creation und Design. Ich habe viel Erfahrung in Kommunikation und im Bereich Social Media. Da ist schon mal eine gute Aufgabenteilung möglich. Aber vieles wird sich in den nächsten Wochen und Monaten herauskristallisieren.
Sie werden die Bereiche Campaigning und Social Media strategisch vorantreiben. Wo hat Rosarot hier noch Potenzial?
Das wäre jetzt etwas verfrüht, nach ein paar Stunden in der Agentur bereits meine Analyse zu präsentieren. Aber wir haben im Vorfeld natürlich viel darüber gesprochen. Grundsätzlich sind die Herausforderungen für Agenturen in den vergangenen 20 Jahren gross gewesen – und sie werden auch in den nächsten Jahren nicht kleiner. Uns scheint es strategisch klug, die Rolle des CEO zu verdoppeln, um sich gegenseitig zu ergänzen und für Kundinnen und Kunden alle Dienstleistungen in höchster Qualität liefern zu können.
«Ich versuche momentan, als neutraler Beobachter alles aufzusaugen, zu analysieren, um dann darauf aufbauen zu können»
Welche anderen Themen werden Sie in den kommenden Wochen priorisieren?
Meine absolute Priorität ist es, einen Überblick über Abläufe, Organisation, Kundinnen und Kunden und Projekte zu erlangen. Und wir werden in der Geschäftsleitung unsere strategische Ausrichtung und unsere Vision weiter schärfen. Ich versuche momentan, als neutraler Beobachter alles aufzusaugen, zu analysieren, um dann darauf aufbauen zu können. Ich möchte nicht vorschnell mit vorwitzigen Ideen und Verbesserungsvorschlägen nerven.
Was sehen Sie generell als aktuell grösste Herausforderung in der Werbebranche?
Einerseits müssen wir attraktiv bleiben für die grössten kreativen Talente. Eine Agentur ist nie besser als ihre Mitarbeitenden. Andererseits fordern uns nach wie vor die fortschreitende Digitalisierung, die Nutzung und der Schutz von Daten, die sich stetig erneuernden Technologien und vor allem die künstliche Intelligenz heraus. Sie bringt immense Chancen mit sich, die Implementierung ist jedoch anspruchsvoll und erfordert spezifische Kenntnisse. Am Schluss muss es eine Agentur meiner Ansicht nach schaffen, mitzuhelfen, die Business-Herausforderungen unserer Auftraggebenden zu lösen und Wachstum zu generieren. Nur so bleiben wir wirklich relevant.
«Ich spüre, dass sich der Speed und die Agilität, welche eine inhabergeführte Agentur mitbringt, deutlich von einem grossen Netzwerk unterscheiden»
Sie waren zuvor 14 Jahre lang bei Publicis – zuletzt als CEO. In welchen Bereichen unterscheiden sich die beiden Agenturen am meisten?
Auch das ist noch etwas schwierig zu beantworten nach ein paar Stunden in Albisrieden. Aber ich spüre schon, dass sich der Speed und die Agilität, welche eine inhabergeführte Agentur mitbringt, deutlich von einem grossen Netzwerk unterscheiden. Entscheidungen werden schnell gefällt und umgesetzt. Das passt sehr gut zu mir.