15.12.2019

MGB

Die Amigos bringen der Migros Probleme

Der orange Riese hat dem Lieferdienst Amigos, bei dem Private für Private einkaufen gingen, am Mittwoch den Stecker gezogen. Doch das umstrittene Angebot wird die Migros weiter beschäftigen.
MGB: Die Amigos bringen der Migros Probleme
Das Amigos-Konzept: Migros-Kundinnen und -Kunden machten anderen Migros-Kundinnen und -Kunden einen Gefallen und kauften für sie ein. (Bild: Migros)

Von einem Arbeitsverhältnis mit den Lieferanten will die Migros weiterhin nichts wissen. Dem widerspricht nun aber die hauseigene Ausgleichskasse des Grossverteilers. Der Kurierdienst für Amigos werde als unselbstständige Tätigkeit eingestuft, sagt Marita Ebneter, Geschäftsleiterin der Ausgleichskasse der Migros-Betriebe zur SonntagsZeitung (Artikel online nicht verfügbar).

Die Migros muss nun über ihre Ausgleichskasse, die nur für ihre Angestellten zuständig ist, die Lohnbeiträge aller Bringer abrechnen, wenn die das verlangen. Laut Philipp Zimmermann von der Gewerkschaft Unia bricht die Argumentation der Migros, die Lieferanten seien nicht ihre Angestellten, mit diesem Entscheid endgültig zusammen. Die Migros müsse den Lieferanten im Nachhinein anständige Löhne bezahlen und sie für ihre Auslagen wie genutzte Fahrzeuge entschädigen, sagt Zimmermann.

Da es sich bei den Amigos um Angestellte der Migros handle, bedeute das Ende des Dienstes zudem eine Massenentlassung. Ähnlich sieht das offenbar das Zürcher Amt für Wirtschaft und Arbeit. In einem Brief an die Unia, der der SonntagsZeitung vorliegt, schreibt die Behörde, sie habe die Migros auf die Meldepflicht bezüglich Massenentlassungen gemäss Obligationenrecht aufmerksam gemacht. Bei der Migros weiss man allerdings nichts von einer solchen Information.

Nach Abschluss der Testphase führt der Migros-Genossenschafts-Bund die Social-Shopping-App Amigos nicht weiter (persoenlich.com berichtete). Am 10. Dezember wurde der Test eingestellt. Bereits Ende Oktober kam die Ausgleichskasse des Kantons Zürich zum Schluss, dass die Lieferanten, die im Auftrag der Migros für 7.90 Franken eine Tasche voller Einkäufe nach Hause liefern, Angestellte und nicht Selbstständige sind. (pd/cbe)

 


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KOMMENTARE

Victor Brunner
01.04.2020 18:16 Uhr
MIGROS mutiert zu einem Unzerhaltungskonzern, im negativen Sinne. Die Diskussion ob UBER-Fahrer Selbständige oder Angestellte war bereits im Gange als die Amigos rekrutiert wurden. Bestimmt wussten im Konzern, der ja auch Juristen füttert, schon damals Leute dass da Sozialkosten anfallen werden. Aber es ging um den Versuch Geld zu sparen und "Selbständige" auszubeuten. So wie mit der gegenwärtigen "Dankeskampagne". Das verhökern von Filetstücken, Glattzentrum, die Unfähigkeit Warenhäuser an allerbester Lage zu betrieben, Globus, oder Ketten mit Potential wie Interio in die Gewinnzone zubringen dokumentiert das aus MIGROS Gewächsen kein starkes Management rekrutiert werden kann. Wie hat Bolliger immer über den Einkauf ennet der Grenze geklagt, jetzt verkauft die MIGROS die Filetstücke auch weit ennet der Grenze!
Philipp Kurzen
01.04.2020 12:52 Uhr
Die Migros stellte die "Amigos" Plattform am 10. Dezember 2019 ein. Die Migros und Pro Senectute lassen die Social-Shopping-App im März 2020 wegen der Covid-19 Situation befristet wieder aufleben... soweit so gut, könnte man meinen. Fakt ist, das Leistungs-Dreieck Auftraggeber/Migros/Bringer ist kein Problem des Status der Bringer, ob diese arbeitsrechntlich bei der Migros angestellt sind, sondern vielmehr dass die Bringer deren Dienstleistung mit CHF 5.- freiwilligem "Trinkgeld" beim jedem Einkauf vollständig vorfinanzieren müssen, teilweise über Tage hinweg, und ihne jegliche Kontrolle über den Prozess bis dann irgendwann mal eine IBAN-Anweisung kommt. Dies ist für aktive Bringer wie ich es auch bin, mit 1-2 Lieferungen pro Tag und Einkäufen von 50-100.- schnell mal viel Geld das man der Migros vorstecken muss, wie gesagt ohne jede Garantie, ohne Kontrolle. Dies Setup widerspricht dem Grundsatz, dass die Bringer ja das Kernelement für das funktionierende System sind. Es ist ein System das wohl den Leistungs-Empfängern den gewünschten Nutzen bringt, aber doch primar der Migros situativ einen Vorteil und zusätzlichen Umsatz ergibt. Und dafür sollte die Migros auch die Kreditoren-Risiken vollumfänglich tragen, nicht die Bringer die ja nur Gutes an der Gesellschaft tun wollen, meist ohne jeden wirtschaftlichen Vorteil mit dem 5.- optionalem Trinkgeld. Dies ist eine konzeptuell und ethisch unschön gelöste Situation, die von der Migros-Geschäftsleitung und auch Pro Senectute dringendst neu beleuchtet werden sollte. Grüsse, Ph.Kurzen
Christina Künzli
15.03.2020 13:00 Uhr
Wie gut könnten wir Kranken und über 65jährigen JETZT den Amigos-Lieferdienst brauchen!!! Ist die Corona-Virus-Pandemie nicht genug Grund, diesen Super-Service wieder zu aktivieren? Ich jedenfalls wäre unendlich froh darüber, denn ich muss die Einkaufsläden meiden wegen Vorerkrankungen. Die Nachbarschaftshilfe (Eine einzige Person stellt sich zum Einkaufen zur Verfügung!!!)wird schnell überfordert sein, für alle Älteren in der Gegend einkaufen zu gehen - gratis! Freundliche Grüsse Christina Künzli
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